Geht Ihnen das auch so? Wenn man Filme anschaut, in denen sich Menschen in großer Zahl bei einem Empfang oder einer Party treffen und eng beieinander stehen, dann wirkt das wie eine Szene aus einer anderen Welt, einem früheren unbeschwerten Leben. Das neue ist anders. Heute Nacht habe ich zum ersten Mal Corona in einen Traum eingebaut, gar nicht irgendwie dramatisch, einfach so, ganz normal. Wahrscheinlich ist es das, was die Fachleute meinen, wenn sie sagen: Wir müssen lernen, mit dem Ding zu leben. Das heißt auch zu träumen. Und heute morgen dann ein Plausch unter Nachbarn. Die Nachbarin aus dem ersten Stock durfte nach zwei Wochen das erste Mal wieder vor die Tür. Die ganze Familie war weggeschlossen, alle infiziert und krank. Verrückt dabei: Auch ihre Corona App hatte trotz Wegschluss im Laufe der Quarantäne 18 neue Kontakte gezeigt. Die meiner Frau und meine auch. Der Nachbar, der heute morgen als Dritter dabei stand, rief seine App nach Tagen auch mal wieder ab und hatte prompt auch 18 Kontakte auf dem Schirm. Wir schauten uns verdutzt an, und die genesene Nachbarin deutete auf das Schulgebäude, das dicht bei uns steht. „Das da vermutlich, sagte sie. Und hatte vermutlich recht. Was mich zu folgender Prognose bringt: Die Schulen werden auch bald wieder vorübergehend schließen. Denn dass sie offen sind, ist der markanteste Unterschied zum ersten Lockdown. Und die Sache klingt, im Unterschied zum ersten Mal, nach elf Tagen immer noch nicht ab. Wir werden sehen am Montag, wenn die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten wieder beraten. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |