Blockchain nennt sich die dahinter stehende Technologie, die derzeit ohne Ende gehypt wird. Doch wie können wir als Anleger eigentlich davon profitieren? Wenn Sie sich das ähnlich vorstellen wie beim Durchbruch des Internets in den Mainstream, der letztlich den Aufstieg von neuen Giganten wie Google oder Facebook ermöglicht hat, muss ich Sie enttäuschen. Zumindest was die nächsten Jahre betrifft. Denn: Visionen der Blockchain- bzw. Kryptowährungs-Pioniere, dass beispielsweise die Banken als vermittelnde Institutionen beim Geldverkehr durch die Blockchain-Technologie in Verbindung mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum überflüssig werden könnten, halten den realen Entwicklungen nicht stand. Konzerne kapern die Technologie Zwar sind die Chancen gut, dass mit Hilfe der Blockchain der Geldfluss zwischen den Kreditinstituten und auch die Abrechnung der Transaktionen (das Clearing) massiv vereinfacht, beschleunigt und noch sicherer gemacht wird. Genau das wird die Banken aber nicht ersetzen, sondern ihnen dabei helfen, Kosten einzusparen. Letztlich werden speziell die großen Player also profitieren, selbst wenn sie dann einen Teil der Einsparungen z.B. in Form sinkender Transaktionsgebühren an ihre Kunden weitergeben werden. Wieso aber ist die große Revolution ausgeblieben? Nun, die Blockchain-Community hatte gehofft, dass mittel- und langfristig tatsächlich alle (Finanz)-Transaktionen in einer öffentlichen Blockchain - wenn auch verschlüsselt - für jeden einsehbar würden. Das wird aber nicht passieren. Stattdessen haben die Finanzintermediäre eigene Allianzen gegründet. Es gibt das Hyperledger-Konsortium, das von IBM angeführt wird und in dem beispielsweise auch SAP und die Deutsche Börse vertreten sind. Daraus entstand die Hyperledger Fabric-Software, deren Version 1.0 inzwischen marktreif ist. Finanzinstitute wie die Deutsche Bank, HSBC, Unicredit und Société Générale haben sich dem Konsortium angeschlossen und entwickeln nun unter Führung von IBM eine eigene Blockchain, die auf die Bedürfnisse der Banken zugeschnitten ist. Die italienische Börse, Borsa Italiana, will ebenfalls auf Hyperledger-Basis eine Blockchain-Börse basteln, die die digitale Ausgabe von Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen ermöglichen soll. Das Projekt befindet sich noch im Anfangsstadium. Aber die Zukunftsvision dahinter ist, dass mit Hilfe der Blockchain ein Börsengang so automatisiert werden könnte, dass die Kosten für IPO oder Listing auf einen Bruchteil des jetzigen Preises gesenkt werden könnten. Dazu müssen aber erst einmal die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das wird dauern. Noch ist zudem nicht klar, ob sich Hyperledger tatsächlich als Standard für nicht-öffentliche Blockchains etablieren wird. Es gibt auch Konkurrenzsysteme wie beispielsweise R3, das gleichfalls auf Banken ausgerichtet ist und die Blockchain Corda entwickelt hat. Federführend sind hier Bank of America, HSBC und Intel. Direkten Bezug zu einer Kryptowährung nimmt die Enterprise Ethereum Alliance (EEA), wo u.a. JP Morgan, Microsoft, Intel und Accenture vertreten sind. Diese Allianz will die frei zugängliche Ethereum-Blockchain nutzen, um daraus ihr eigenes, geschlossenes Netzwerk zu programmieren. Ein wichtiger Unterschied zwischen Hyperledger einerseits und R3 und EEA andererseits: Hyperledger kann frei genutzt und damit von Entwicklern in eigene Projekte integriert werden (lizenziert unter Apache 2.0), während R3 und EEA kommerziell und auf bestimmte Anwendungen ausgelegt sind. Bei EEA wird JP Morgan zudem Teile seiner eigenen Blockchain Quorum einbringen. Die Idee dahinter ist, eines Tages die private EEA-Blockchain mit der öffentlichen Blockchain zu verbinden. Egal wie der Kampf zwischen den konkurrierenden Standards ausgeht. Aus Anlegersicht bedeutet das, dass hier keine neuen großen Player entstehen werden, in deren Aktien wir investieren könnten, sondern dass letztlich die alteingesessenen Branchengrößen weiter dominieren und vielleicht sogar noch profitabler werden. Wenn man es klassenkämpferisch formulieren möchte, könnte man sagen: Das Großkapital kapert die Blockchain-Technologie und weidet sie für ihre Interessen und Bedürfnisse aus. Von der technischen Warte her heißt das: Es wird im Zahlungsverkehr nicht die eine große öffentlich zugängliche Blockchain geben, sondern viele private Blockchains, auf die nur die bei einer Transaktion beteiligten Firmen Zugriff haben. Bitcoin & Co. stoßen an ihre Grenzen - Imageschäden drohen Enttäuscht werden dürften auch diejenigen, die insgeheim immer noch damit rechnen, dass große Teile des Zahlungsverkehrs künftig mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder auch Ripple abgewickelt werden könnten. Und zwar im wesentlichen aus zwei Gründen. Grund 1 In den letzten Monaten wurde immer mehr deutlich, dass die notwendige Skalierbarkeit nicht gegeben ist. Das heißt, die Systeme sind durch ihr immanentes Design überlastet, weil innerhalb eines bestimmten Zeitraums nur eine bestimmte Zahl von Transaktionen über die Blockchains abgewickelt werden können. Bereits jetzt kommt es beim Bitcoin zu großen Ausführungsverzögerungen und steigenden Kosten. Das macht den Kostenvorteil gegenüber herkömmlichen Abwicklungsnetzwerken, die von Kreditkarten-Unternehmen wie Visa oder Mastercard dominiert werden, wieder zunichte. Über die Frage wie man mit diesen Problemen umgehen soll ist innerhalb der Bitcoin-Community ein erbitterter Streit entbrannt. Die Fraktion der Puristen will nichts an der Software ändern (u.a. aus Sicherheitsgründen). Die Pragmatiker, die dem Bitcoin den Durchbruch in den Mainstream ermöglichen wollen, sehen keine andere Chance als einen Teil der Abwicklung aus der Blockchain auszulagern, um diese zu entlasten. Das würde aber wiederum den Einfluss der Miner (also derjenigen, die mit gigantischer Rechenpower, komplizierte mathematische Aufgaben lösen, um neue Bitcoins zu schürfen) reduzieren, die sich entsprechend dagegen wehren. Mit Hilfe eines Kompromisses (Segway2x) wird nun versucht - quasi in letzter Minute - eine Spaltung der Kryptowährung in alte und neue Bitcoins (Hard Fork) zu verhindern. Auch Ethereum sucht bisher vergeblich nach einer Lösung für die Skalierungsproblematik. Grund 2 Ebenfalls in jüngster Zeit hat sich gezeigt, dass die Manipulationssicherheit speziell bei der aufstrebenden Ethereum-Technologie bei weitem nicht so groß ist, wie bisher erwartet. Der jüngste Fall ereignete sich am Donnerstag: Durch Lücken im Softwarecode einer Ethereum-Wallet (also einer digitalen Geldbörse, in der die Kryptowährung aufbewahrt wird) wurden Ether in Höhe eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrags in "unbefugte Hände" umgeleitet. Durch die Lücke wurden Details des Smart Contracts öffentlich, die eigentlich geheim bleiben sollten. Das führt dazu, dass Unbefugte das in bestimmten Wallets verwahrte Ethereum auf eigene Konten umleiten können. Insgesamt wurden Ether im Wert von satten 32 Millionen US-Dollar gestohlen! Smart Contracts sind Computerprotokolle, die Verträge abbilden oder überprüfen oder die Verhandlung oder Abwicklung eines Vertrags technisch unterstützen. Eine schriftliche Fixierung des Vertrages wird damit unter Umständen überflüssig. Die Ethereum-Blockchain wurde so entwickelt, dass darauf Smart Contracts quasi aufgesetzt werden können. Das ermöglicht vielfältige neue Anwendungsbereiche außerhalb des reinen Zahlungsverkehrs. Genau deshalb ist Ethereum in letzter Zeit immer beliebter geworden und drohte zwischenzeitlich sogar dem Bitcoin den Rang abzulaufen. Der neueste Vorfall zeigt, dass Kryptowährungen alles andere als ausgereift sind. Der Imageschaden durch derartige Vorfälle ist enorm. Gewaltiger Hype bei ICOs - Der Dämpfer wird kommen Immer mehr ins Blickfeld der Regulatoren dürften vor diesem Hintergrund auch die so genannten Initial Coin Offerings (ICOs) geraten. ICOs sind eine Art von Crowdfunding mittels dem Start-Ups, die Projekte im Bereich Blockchain weiterentwickeln möchten, Gelder von Investoren einsammeln können. Anleger überweisen dafür Ether an die betreffende Firma und erhalten im Gegenzug sogenannte Token, die ähnlich wie Aktien Anteile an der Firma verbriefen. Die Firmen können dann die Ether in "echte" Euros oder US-Dollars umwandeln. ICOs boomen derzeit, weil einerseits die Firmen unter sehr geringem Aufwand (es gibt bisher quasi keine Regulierung in dem Bereich) Geld einsammeln können und die Investoren andererseits mittels ihrer Kryptowährung leicht in vermeintlich aussichtsreiche Blockchain-Projekte investieren können. Die eingesammelten Summen werden dabei immer höher: Tezos, ein Blockchain-Start-Up mit Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug hat vor kurzem einen neuen Rekord aufgestellt, in dem es bei seinem ICO innerhalb einer Woche über 220 Millionen US-Dollar eingenommen hat. Wenn man der Frage nachgeht, was die beiden Tezos-Gründer, das Ehepaar Kathleen und Arthur Breitman, eigentlich mit dem eingenommen Geld anstellen möchten, wird es richtiggehend grotesk: Zunächst einmal muss man wissen, dass die beiden sich des Zuger Stiftungsmodells bedient haben, das es ihnen erlaubt, große Geldbeträge von anonymen Spendern entgegen zu nehmen. Nur 8,5 Prozent der neu aufgenommenen Mittel will Tezos laut den Unterlagen zum ICO dafür verwenden, das eigentliche Blockchain-Unternehmen, Dynamic Ledger Solutions (DLS), zu erwerben. Das entspricht derzeit etwa 19 Millionen US-Dollar. DLS hat eine neue Blockchain entwickelt, die vor allem in Punkto Verwaltung und Weiterentwicklung den bisherigen Netzwerken überlegen sein soll. Speziell bei Prozessen, bei denen sich mehrere Parteien über Dinge einig werden müssen, könne die Dynamic Ledger von DLS diese vereinfachen, beschleunigen und verbilligen. Darüber hinaus aber will Tezos ein Institut für Computerwissenschaft mit Stellen für Professoren und Doktoranden finanzieren sowie Print- und TV-Medien kaufen, um den Nutzen der Blockchain in der Gesellschaft zu fördern und zu verteidigen. Damit nicht genug will die Stiftung dann mit einem "kleinen Nationalstaat" verhandeln, damit dieser die digitale Tezos-Währung als offizielle Landeswährung anerkennt, weil dies Tezos sofort eine bevorzugte Behandlung in Punkto Finanzregulierung geben würde. Als Krönung des Ganzen will Tezos dann mit dem kleinen Nationalstaat noch verhandeln, um Staatsland zu kaufen oder zu pachten. Talk about Science Fiction! Mein Schweizer Kollege Valentin Ade frägt in seinem Artikel für die "Finanz und Wirtschaft" scherzhaft, ob es sich bei diesem "kleinen Nationalstaat" nicht vielleicht um die Schweiz handeln könne, schließlich sei Tezos ja in Zug ansässig. Ebenfalls in der "Finanz und Wirtschaft" wird ein Insider der Zuger Bitcoin-Szene mit dem Satz zitiert: "Im Moment herrscht hier der Wilde Westen". Die Cowboys seien Unternehmen wie Bitcoin Suisse, die das Tezos-ICO durchgeführt haben. Ziemlich sicher erscheint anlässlich der seltsamen Blüten, die das ICO-Phänomen derzeit treibt, dass die nationalen Finanzaufsichten sich demnächst der Thematik mal etwas genauer annehmen dürften. Entsprechende Regulierungsmaßnahmen könnten dem Hype einen beträchtlichen Dämpfer versetzen. Angesichts der Anonymität der Investoren dürfte insbesondere die Geldwäsche-Problematik auf die Agenda kommen. Wir als Anleger brauchen Geduld Was folgt daraus nun für uns als Anleger? Theoretisch kann ja jeder an einer Kryptobörse wie z.B. Kraken.com ein Konto eröffnen, dort Bitcoins oder Ether kaufen und dann mit diesen beiden "Basis-Kryptowährungen" in Projekte wie Tezos oder auch Melonport investieren. Vor rund sechs Wochen habe ich selber ein Konto bei Kraken.com eröffnet, bisher aber noch nicht darüber investiert. Meiner Ansicht nach befinden wir uns im Moment in einer Art Hypephase. Claudius Semmann, Redakteur Logistik bei der Deutschen Verkehrszeitung, hat das in diesem neuen Artikel sehr schön formuliert: Er spielt dabei auf den typischen Hype-Zyklus an, den die IT-Marktforscher von Gartner entwickelt haben: Blockchain sei am höchsten Punkt dieser Kurve, dem sogenannten "Gipfel der überzogenen Erwartungen", angekommen. Womöglich sei sie sogar schon auf dem Weg ins "Tal der Enttäuschungen". Wir Anleger kennen das ja gut von vergangenen Hypes wie beispielsweise dem 3D-Druck. Der Unterschied zur Blockchain ist der, dass wir als Investoren damals problemlos in 3D-Druck-Aktien wie 3D Systems oder Stratasys investieren konnten. Beide Aktien und auch andere Branchenvertreter wie ExOne oder die deutsche Voxeljet notieren inzwischen übrigens nur noch bei einem Bruchteil der alten Hochs. Mit einer ähnlichen Entwicklung rechne ich bei den Marktkapitalisierungen der verschiedenen Blockchain-Start-Ups bzw. deren elektronischer Währungen, die ja wiederum an die Preisentwicklung von Bitcoin und Ether gekoppelt sind. Eine Gemeinsamkeit zum 3D-Druck sehe ich dahingehend, dass beide Entwicklungen zukünftig stark an Bedeutung gewinnen werden. Selbst die ICOs sind nicht unbedingt ein kurzlebiges Phänomen. Sie könnten im Blockchain-Bereich dauerhaft als Finanzierungs-Tool eingesetzt werden. Und auch darüber hinaus, wie das Beispiel der Borsa Italiana zeigt. Dazu passt auch: Noch in diesem Jahr will die NASDAQ, die größte elektronische Börse der USA, eine Handelsplattform für Anzeigenverträge launchen. Die NYIAX soll auf Blockchain-Basis laufen. Gehandelt werden soll darüber der Wert künftiger Werbeplatzierungen. Bevor die Branche aber wieder ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis für Investments bietet muss der Sektor zuerst ins Tal der Enttäuschungen. Erste Anzeichen gibt es bereits: Das Handelsblatt spricht von hohen Erwartungen, die bisher nicht erfüllt worden seien. Erst wenn die Berichterstattung in der Öffentlichkeit nachlässt und die Initial Coin Offerings den zu erwartenden Regulierungsschock verdaut haben werden, ist die Zeit für ernsthafte Investitionen in den Blockchain-Sektor gekommen. Warum der TUI-Boss auf die Blockchain setzt Wie groß das Potenzial der Blockchain vor allem in Verbindung mit den Smart Contracts auf mittel- und langfristige Sicht ist, zeigt das Beispiel der Touristik-Branche. Kein geringerer als Fritz Joussen, CEO von TUI, einem der größten Touristikkonzerne der Welt, sieht durch die Blockchain dramatische Veränderungen in seiner Branche kommen. Er glaubt, dass die Blockchain-Technologie für eine Art Demokratisierung in seiner Branche sorgen wird. Im Tourismusbereich sei eine Art Wissensmonopol entstanden, das sich ein paar wenige dominierende Plattformen gesichert hätten. Joussen spielt dabei auf Unternehmen wie Priceline oder Expedia an, die Flüge, Hotelzimmer und ganze Urlaube vermitteln. Auf Grund der im Internet typischen Netzwerkeffekte haben diese Player eine extrem dominante Marktstellung erreicht. Priceline und Expedia "gehören" aktuell beispielsweise 95% Prozent des US-Online-Touristikmarkts. Entsprechend können sie hohe Gebühren verlangen und damit hohe Margen generieren. Die Priceline-Aktie notiert derzeit nahe ihres Allzeit-Hochs bei rund 2.000 US-Dollar. Das Unternehmen ist inzwischen fast 100 Milliarden US-Dollar wert! Wie könnte sich das mit der Blockchain-Technologie ändern? Eine öffentliche, dezentrale Blockchain für den Tourismus-Markt könnte für eine vollkommene Markttransparenz sorgen. Das würde hohe Effizienzgewinne für die Reiseanbieter bringen, und das bei hoher Sicherheit bieten. Die hohen Markteintrittsbarrieren würden aufgelöst. Große Player wie Priceline, Expedia oder Booking.com würden zwar auf Grund ihres starken Markennamens weiter als eine Art Suchmaschine und Kurator agieren, sie könnten aber nicht mehr alleine über das vorhandene Inventar (an Hotelzimmern und Flügen) bestimmen. Die Gebühren würden sinken. Dass Joussen tatsächlich von der Blockchain überzeugt ist zeigt die Tatsache, dass TUI selber bereits alle Verträge auf eine Blockchain verlagert hat. Sie wird als Mechanismus genutzt, um freie Zimmer zwischen verschiedenen Hotelreservierungssystemen hin und her wechseln zu können. Als nächster Schritt soll der gesamte Zimmerbestand in die Blockchain. Durch das Hinzufügen von Smart Contracts könnten die gesamten Kapazitäten quasi automatisch gemanagt werden. Allerdings, und hier sind wir wieder beim Thema: Auch die TUI-Blockchain ist (natürlich) erstmal eine private Blockchain. Zwar gibt es ein Unternehmen, das an einer dezentralisierten offenen Reisebuchungssoftware arbeitet, Winding Tree aus der Bay Area (San Francisco). Das ist aber derzeit noch in einer frühen Phase der Unternehmensentwicklung. Es möchte das weitere Wachstum über ein ICO finanzieren. Das ist jedoch noch nicht vollzogen. Deren CEO Maksim Izmaylov sagt: "Wir bauen ein Plattform für die Reisevermittlung ohne Mittelmänner und die Blockchain ist das Werkzeug, das uns das erlaubt. Wir möchten die Verteilungsmacht zurück an die individuellen Hotels und Fluglinien geben." Diese würden dann letztlich wieder selbst entscheiden, ob sie Provisionen an die Vermittler bezahlen und wie hoch diese sein sollen. Winding Tree selbst würde nichts an den Transaktionen und der Verteilung verdienen. Einnahmequelle wären Beratungsdienstleistungen und Marktreporte. Das Unternehmen ist aber letztlich vor allem auf die Finanzierung via ICO angewiesen. Die eigene Kryptowährung heißt Lif und das Unternehmen äußert sich so: "Einer der Wege für uns, um Geld zu machen, solange die Welt noch Papiergeldwährungen verwendet, sind die Gebühren, die wir beim Austausch von Papiergeld in Lif nehmen." Der Aspekt, der dabei außen vor bleibt: Wer in den Lif investiert tut dies ja vor allem, weil er davon ausgeht, dass dieses Investment früher oder später auch eine Rendite für ihn abwirft. Das passiert aber nur, wenn Winding Tree irgendwann auch Profite erwirtschaftet. Denn sonst wird eben früher oder später keiner mehr Papiergeld in Lif umwandeln. Und schließlich könnte die Welt noch sehr lange Papiergeld verwenden. MEIN FAZIT: Die Entwicklungen im Blockchain-Bereich sind zwar sehr spannend. Allerdings haben in vielen Branchen die alten Player die Technologie quasi gekapert haben und bauen nun auf Basis ihrer Bedürfnisse im Rahmen von Konsortien/Allianzen eigene private Blockchains. Letztlich werden damit speziell im Finanzbereich vor allem etablierte Firmen (und deren Aktien) profitieren. Die Banken müssen keine Angst haben, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Kommerzielles Potenzial für Newcomer bietet die Blockchain-Technologie vor allem in Kombination mit Smart Contracts, z.B. in den Bereichen Handel (Rechte, Wertpapiere etc.), Logistik und Tourismus. Hier fließen im Moment via ICOs und andere Finanzierungsformen Milliardenbeträge in Blockchain Start-Ups. Die Beispiele Tezos und Winding Tree zeigen aber zum einen, dass der Markt hier komplett überhitzt ist und zum anderen, dass die Firmen bisher eben meist erst Start-Ups sind. Zudem ist nicht klar, wie die Firmen Geld verdienen möchten. Das erinnert etwas an die Frühzeit des Internets. Wir als Anleger sollten zuerst abwarten bis der momentane Hype um die Blockchain abflacht. Die Disruption wird noch auf sich warten lassen. Ich werde das Segment für Sie aber genau im Auge behalten. Denn mittel- bis langfristig könnten sich hier äußert spannende Investitionsmöglichkeiten ergeben. Umgekehrt könnten Firmen, die bisher mit Vermittlungsdienstleistungen ihr Geld verdienen (z.B. Makler), in Schwierigkeiten geraten. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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