Und wenn man sie vielleicht sogar günstiger kaufen kann als die Profis. Also gehen wir auf Schnäppchenjagd, zusammen mit dem Hedgefonds-Manager Christopher Bloomstran, einem der größten lebenden Warren Buffett-Experten überhaupt. Fast 35% seines Fonds hat er in Berkshire Hathaway angelegt, Buffetts Beteiligungsgesellschaft – und das seit Jahren. Hier haben sich für ihn enorme – prozentual 3-stellige – Buchgewinne angehäuft, wie man leicht erkennen kann, wenn man sich den Langfrist-Chart von Berkshire anschaut: Aber Bloomstran kann mehr als Berkshire. Auch mit dem Spezialchemie-Unternehmen Olin (US-Kürzel: OLN; Buchgewinn für ihn aktuell 167%; Depotgewichtung 6%) oder mit den Öl-Raffinerien Valero Energy (US-Kürzel: VLO; 146%; 2,7%) und HF Sinclair (US-Kürzel: DINO; 96%; 3,4%) liegt er um mehr als 100 bzw. knapp 100 Prozent im Plus. Seit Gründung des Semper Augustus-Fonds im Jahr 1999, auf dem Höhepunkt der Dot.com-Bubble (Semper Augustus ist der Name einer seltenen Tulpe und seine Referenz an die Tulpen-Manie in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, eine der ersten Investment-Bubbles in der Geschichte der Märkte), hat er den S&P 500 outperformt – und das will heißen, schließlich gehört der breit gefasste US-Auswahlindex zu den erfolgreichsten Aktien-Indizes überhaupt. Gut, berücksichtigen muss man natürlich, dass der Startzeitpunkt für einen Value-Fonds mit 1999 sehr günstig gewählt war (weil zu dem Zeitpunkt alle in Wachstums-Aktien investiert haben und Value-Aktien günstig waren). Trotzdem: Bloomstran weiß, was er tut und auch seine jährlichen Aktionärs-Briefe sind wärmstens zu empfehlen und mittlerweile definitiv aussagekräftiger und lehrreicher als die von Berkshire Hathaway: www.semperaugustus.com/clientletter Ungeachtet dessen gibt es – natürlich – aber auch bei Bloomstran „schwarze Löcher“ im Portfolio, die Kapital verschluckt haben. Im roten Bereich liegt er zum Beispiel bei seinen Gold-Investments Newmont (US-Kürzel: NEM) und Kinross Gold (KGC). In der zurückliegenden Woche nun mussten US-Fondsmanager, die mehr als 100 Mio. US-Dollar verwalten (zu den gehört auch Bloomstran mit aktuell 423 Mio. US-Dollar an Assets under Management), wieder Farbe bekommen. Und zwar mit dem Ausweis ihrer aktuellen Bestände im 13-F-Formular. Während das bei Buffett bzw. Berkshire Hathaway für dieses Quartal ziemlich unspektakulär verlief (die wichtigsten Transaktionen mit dem Zukauf bei Occidental Petroleum und dem Verkauf der meisten Activision-Aktien nach der genehmigten Übernahme durch Microsoft waren schon bekannt; Neu: Deutliche Reduzierung der General Motors-Position), ist es beim Semper Augustus meiner Ansicht nach umso spannender: Denn ausgerechnet bei den drei Positionen, bei denen Bloomstran am stärksten im Minus ist, hat er am stärksten zugekauft. Er hat also nochmal verbilligt! Etwas, das ja bei trading-orientierten Anlegern fast als Todsünde gilt, bei hartgesottenen Value-Anlegern aber einfach große Überzeugung widerspiegelt. Zwei dieser drei Aktien bespreche ich am Sonntag im neuen Video auf meinem „Aktien-Kanal“. Ich habe das Video vorhin bereits aufgenommen. Hier könnt ihr den Kanal abonnieren und dann werdet ihr morgen (20.08.2023) automatisch benachrichtigt, wenn das Video online geht. Sein bisher größter Flop! Seinen bisher größten Flop, den bespreche ich aber jetzt hier im Report. Es handelt sich um Paramount Global, wo er momentan mit satten 60,9% im Minus liegt (Durchschnittspreis 37,20 US-Dollar; Gewichtung 4,27%): Paramount Global (ISIN: US92556H2067) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22/23e/24e | Kurs | A2PUZ3 / PARA | 9,6 Mrd. USD | 11 / neg. / 11 | 14,39 USD | Und bei eben diesen Paramount hat er seine Position um immerhin 15% aufgestockt im vergangenen Quartal: Nicht minder bemerkenswert: Paramount Global gehört auch zu den wenigen Positionen, die sich im Portfolio von Berkshire Hathaway im Minus befinden (-54%; wenn auch mit überschaubarer Gewichtung von 0,43%). Nichtsdestotrotz: Noch im 3. Quartal 2023 hat auch Buffett (oder einer seiner beiden Investment-Leutnants, Todd Combs oder Ted Weschler) bei Paramount aufgestockt. Was die Faszination von Paramount Global ausmacht Aber was finden die beiden erfolgreichen Value-Investoren an Paramount Global. Schauen wir uns das Unternehmen mal genauer an: Entstanden ist Paramount in der jetzigen Form im Jahr 2019 durch die Fusion der beiden US-Fernsehsenderketten CBS und Viacom. Des weiteren zum Konzern gehört das Filmstudio Paramount Pictures und u.a. auch der traditionsreiche Buchverlag Simon & Schuster. Aktuell lässt sich das Geschäft in drei Hauptbereiche aufteilen: TV-Sender, DTC (Direct-to-Consumer = Direktvertrieb, gemeint ist hier das relativ neue Streaming-Business) und Filmed Entertainment (die eigene Film- und Serien-„Schmiede“ Paramount Pictures). Was Buffett und Bloomstran dabei reizen dürfte, sind zunächst einmal die Fernsehsender als Cash-Cows. CBS ist nach wie vor der erfolgreichsten US-Fernsehsender mit den meisten Zuschauern (auch wenn sich durchschnittlich zur Primetime nur noch rund 6 Mio. statt wie noch in 2008 oder 2009 12 Mio. Zuschauer vor dem Bildschirm versammeln, um „lineares TV“ zu schauen). Das reicht immer noch für satte Cashflows. Hier mal die wichtigsten Finanzdaten für die Jahre 2017 bis 2019: Der operative Gewinn war zwar bereits damals rückläufig (von ca. 5,3 auf 4,3 Mrd. US-Dollar), aber er spiegelt die hohe Profitabilität von CBS und Co. wider. Auch in den ersten 6 Monaten 2023 kam die TV-Sender-Sparte noch auf ein bereinigtes OIBDA (Operatives Einkommen vor Abschreibungen und Amortisationen) von 2,5 Mrd. US-Dollar, was ca. 15% unter dem Wert in der vergleichbaren Vorjahresperiode liegt. Vergleicht man das mit der Marktkapitalisierung von inzwischen unter 10 Mrd. US-Dollar, dann wird schnell klar: Rein, was die Ertragskraft der Cash-Cow „TV-Sender“ betrifft, ist die Paramount Global-Aktien mit einer Bewertung von weniger als dem 2-fachen OIBDA ein absolutes Schnäppchen. Aber, Du ahnst es wahrscheinlich, das Ganze hat – wie so oft – einen Haken, eigentlich sogar zwei: Zunächst einmal ist es nicht unbedingt sinnvoll die Marktkapitalisierung als Benchmark heranzuziehen, denn Paramount ist hoch verschuldet. Die Nettoverschuldung beträgt aktuell 13,9 Mrd. US-Dollar. Insofern ist es ratsam auf den Enterprise Value abzustellen, der sich aus einer Addition von Marktkapitalisierung und Nettoverschuldung ergibt. Dann kommen wir auf einen Wert von rund 24 Mrd. US-Dollar und mithin auf ein Verhältnis von Unternehmenswert zu OIBDA von knapp 5. Das ist immer noch günstig, aber eben kein so extremes Schnäppchen mehr wie zunächst vermutet. Streaming-Sparte als Milliardengrab? Vor allem aber – und hier sind wir beim Kern der Thematik – befindet sich das Fernsehgeschäft in einem tiefgreifenden Wandel, besser gesagt die Art und Weise, wie es von den Zuschauern konsumiert wird. Ausgelöst wurde diese Revolution von Netflix, gestartet als DVD-Verleiher, und inzwischen zum globalen Streaming-Giganten gereift. Vor allem die jüngeren Generationen haben keinen Bock mehr auf lineares TV, d.h. sie wollen sich nicht vorschreiben lassen, wann sie eine Serie oder einen Film schauen, sondern jederzeit die Möglichkeit haben, zu schauen. Und wenn sie eine Serie gut finden, dann wollen sie auch gerne mal alle Folgen oder zumindest mehrere auf einmal schauen. Inzwischen ist diese Entwicklung so weit fortgeschritten, dass im Juli 2023 der Anteil des linearen Fernsehens, gemessen an der Zeit, die die User insgesamt vor dem Fernsehbildschirm verbracht haben, laut den Marktforschern von Nielsen erstmals unter 50% gefallen ist (Cable und Broadcast addiert 49,8%): Streaming hat mit 38,7% das Kabelfernsehen (29,6%) im Beliebtheits-Ranking inzwischen längst überholt. Marktführer innerhalb des Streaming-Bereichs in den USA ist Netflix mit einem Anteil von 23%, gefolgt von Amazon Prime Video (20%), Disney+ (18%), HBO Max (9%) und dann Paramount+ mit 7% (Stand April 2024), gerechnet nach Abonnenten. Allerdings – und das ist ein sehr wichtiger Faktor – erzielt Netflix pro User inzwischen mehr als 11 US-Dollar Umsatz je Monat, Paramount+ aber nur etwas über 4 US-Dollar. Das hängt damit zusammen, dass Paramount, um schnell zu wachsen, teilweise sehr niedrige Abopreise anbietet, in den USA bisher 4,99 US-Dollar für das Basisangebot, was im 3. Quartal auf 5,99 US-Dollar angehoben worden ist. Bisher könnte man sagen, dass Paramount+ seit dem Start im März 2021 mit inzwischen 61 Mio. Abonnenten weltweit sehr erfolgreich war. Das Wachstum war sogar fulminant. Im letzten Quartal allerdings war nur noch ein Anstieg von rund 700.000 Abonnenten zu verzeichnen, was die Erwartungen enttäuscht hat. Das könnte damit zusammenhängen, dann angesichts des höheren Preises nun mehr Abonnenten kündigen bzw. Probeabos ausgelaufen sind. Paramount hat hier Kooperationen mit z.B. Walmart, um schnell skalieren zu können. Wettlauf gegen die Zeit Paramount ist es auch gelungen, eine Vielzahl von Serien- und Film-Hits zu produzieren. Im Serienbereich sind hier insbesondere Yellowstone und die Prequels und Sequels 1923, 1883 sowie weitere Produktionen von Taylor Sheridan, wie Tulsa King, zu nennen. Das Problem: Die Inhalte sind extrem teuer in der Produktion. In 2023 wird Paramount rund 16 Milliarden US-Dollar für neue Inhalte ausgeben. Das soll zwar zunächst ein Spitzenwert bleiben, ab 2024 soll es weniger werden, aber für wie lange? Schätzungen gehen davon, dass Paramount in 2024 oder 2025 bei dann 100 Mio. Abonnenten die Profitabilität erreichen könnte. Zwischenzeitlich will man mit Verkäufen von Randbereichen wie Simon & Schuster (für 1,65 Mrd. US-Dollar an KKR) die Schuldenlast reduzieren. Das gelingt aber nur teilweise. Für die Kabel-Netzwerke VH12 und BET war Paramount der gebotene Preis nicht hoch genug. Das Problem dabei: Der Wert der Marken sinkt mit dem fortschreitenden Niedergang des Kabelfernsehens. Offenbar stimmen die Wertvorstellungen des Paramount-Managements um Bob Bakshy nicht mehr mit der Realität überein. Paramount hat zu lange gewartet mit der Teil-Liquidierung seines Portfolios. Nun kämpft das Board of Directors gegen die Zeit. Man setzt alles auf den Streaming-Sektor und ist zum Erfolg verdammt. Auf Grund der steigenden Zinsen muss man inzwischen knapp 1 Mrd. US-Dollar pro Jahr allein für den Schuldendienst aufbringen. Mein Fazit Geht der Plan von Paramount auf und man wird spätestens 2025 zum profitablen Streaming-Player, dann könnte die Aktie sich auch ver-3-fachen, weil dann auf einmal auch wieder genug Liquidität da wäre, um eigene Aktien zurückzukaufen, die Schulden aus den Cashflows zu reduzieren und auch wieder mehr in Content zu investieren und damit die Marktpositionierung weiter zu verbessern. Gelingt das aber nicht, könnten düstere Zeiten für Paramount anbrechen. Dann würde womöglich nur noch eine Art Notverkauf des gesamten Unternehmens infrage kommen. Dafür müssten die Alteigentümer um Shari Redstone, Tochter des 2020 im Alter von 97 Jahren verstorbenen Medien-Moguls Sumner Redstone, aber komplett umdenken. Es könnte ein schmerzhafter Prozess werden... Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Die Redakteure/Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: - - - Weitere Informationen dazu findest Du hier... Meine neuesten Videos
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