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Seit dieser Woche gilt Maskenpflicht im Supermarkt. / Foto: AFP
Liebe Leserin, lieber Leser,

meine beiden Tanten aus der Oststeiermark haben es schon 2016 gewusst: Nach Deutschland ziehen, keine gute Idee, sagten sie damals. Wie recht sie hatten, zumindest in Corona-Zeiten. Das erste Mal spüre ich die Landesgrenze zwischen meiner Familie und mir.

Kein Eier pecken – Oapecken –  mit meiner Familie dieses Ostern. Würde ich nach Österreich einreisen, müsste ich in zweiwöchige Heimquarantäne. Und so schnell, wie sich alles ändert, wüsste ich nicht, ob ich wieder ohne Weiteres ausreisen könnte. Beim Oapecken schlagen zwei Spieler jeweils ein Osterei gegeneinander. Der Spieler mit der gebrochenen Spitze verliert. Vielleicht werde ich von meinem Küchentisch in München aus per Video mit dem Handy zugeschaltet, dann klatsche ich mein Ei gegen den Bildschirm.

Meine beiden Tanten gehören zu den Heldinnen der Corona-Zeit. Sie sind als „systemrelevant“ eingestuft, die Währung der Krise. Die eine ist Pflegekraft, die andere Kassiererin, beide unterbezahlt, beide jeweils ungefragt einer Extremsituation ausgeliefert. Zumindest im Supermarkt sind die Bediensteten mittlerweile besser geschützt, in Österreich gibt es seit dieser Woche Maskenpflicht. „Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Masken für unsere Kultur etwas Fremdes sind“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Glaubt man den vielen Masken-Selfies in den sozialen Netzwerken, dann scheint die Vermummung im sogenannten neuen Alltag bislang gut anzukommen. Besser zumindest als 2006, als Millionen Grippeschutzmasken von der damaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat zum Schutz vor der Vogelgrippe angeschafft wurden; schließlich vergammelten sie unter großem Spott in Lagern. Die Masken sind zwar 2016 abgelaufen, manche werden laut Wiener Zeitung nun trotzdem zum Einsatz kommen.

Kurz selbst ist wahrscheinlich kurz davor, dass ihn ein Großteil der Landsleute zum Säulenheiligen der Nation erklärt, so stark ist sein Rückhalt derzeit in weiten Teilen der Bevölkerung. Er tritt in der Corona-Krise weniger populistisch auf, als man das von ihm gewohnt ist, wie Leila Al-Serori hier in einer Videokolumne erklärt.

In Tirol hingegen ist der Heiligenschein der Verantwortlichen durch die massenhaften Corona-Infektionen im Wintersportort Ischgl angekratzt. Die Landesregierung in Innsbruck beispielsweise ließ bei einer Pressekonferenz nur Fragen von Tiroler Medien zu, Fragen des Fernsehsenders ZDF wurden ignoriert, wie Oliver Das Gupta berichtet.

Den wohl noch nicht absehbaren Imageschaden baden vor allem die Gastronomen und Hoteliers aus, denen das Geschäft wegbricht. So wie in Mayrhofen im Zillertal, wo normalerweise bis zu 18.000 Gäste pro Nacht beherbergt werden. Bürgermeisterin Monika Wechselberger hält die Kritik am Tiroler Krisenmanagement trotzdem für überzogen, wie sie in diesem Interview erklärt. 

Mein Heimweh wird im Übrigen noch größer, wenn ich lese, dass nun auch Fiaker mit ihren Kutschen in Wien Essen ausliefern. Meine Tanten wollten immer, dass ich bei unserer Lokalzeitung Bote aus der Buckligen Welt arbeite. Da wäre ich ihnen näher. Jetzt gerade verstehe ich sie.

Bleiben Sie gesund!

Elisabeth Gamperl
Storytelling-Redakteurin
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Coronavirus in Österreich 
Pläne für „langsames Hochfahren“ nächste Woche
Vizekanzler Werner Kogler hat am Freitag eine Lockerung der wirtschaftlichen Einschränkungen angedeutet. Man werde die Pläne für das „langsame Hochfahren“ ab nächster Woche vorstellen. Wieder erlaubt ist schon jetzt das Abholen von vorbestellten Speisen bei Gasthäusern. 

In einer Fernsehansprache hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Donnerstagabend an die Ausdauer der Bürger appelliert. Er wisse nicht genau, wie lange die Krise noch dauern werde, aber er wisse, dass sie irgendwann vorbeigehen werde. Bis dahin und in Zukunft brauche es ein „neues Miteinander“ im Land. „Mit der Stärke jedes Einzelnen von uns schwächen wir nun alle gemeinsam das Virus.“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sprach ebenfalls am Donnerstag von einem „Licht am Ende des Tunnels“. In allen Bundesländern seien die Zuwachsraten mittlerweile im einstelligen Bereich, allerdings gelte weiter: Abstand halten. 

Derzeit gibt es (Stand: 3. April, 8 Uhr) bei 98.343 durchgeführten Tests (58.791 mehr als am Freitag der Vorwoche) 11.171 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus (+4.209). Die meisten Fälle zählen weiter Tirol (2.568, +879), Oberösterreich (1.806, +644) und Niederösterreich (1.775, +783). Im Spital werden landesweit 1.074 Menschen behandelt (+372), auf der Intensivstation 245 (+135). Bislang gibt es 168 Todesfälle (+116). Weitere Zahlen zur Situation in Österreich finden Sie hier.

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Mein Österreichisch
Wappler
ungeschickter, unfähiger Mensch
Marcus Wadsak
ORF-Wettermoderator und Buchautor



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Kochen mit Jürgen Wolfsgruber

Buchteln 
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Tipp von Elisabeth Gamperl
Hader schauen & „Spektakel“ retten
Die Theater sind geschlossen, die Kabarettlokale auch: Zum Beispiel das „Spektakel“ in Wien, in dem Josef Hader – der derzeit seine Programme „Privat“, „Hader spielt Hader“ und „Hader muss weg“ als kostenlosen Stream anbietet – (Foto: hader.at) die ersten Auftritte hatte. Damit es nach der Corona-Krise auch live wieder was zu lachen gibt, hat das „Spektakel“ eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
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