Mehr als 30 Jahre lang schrieb der Journalist Harald Martenstein für den Berliner Tagesspiegel. Im Februar dieses Jahres beendete Martenstein die Zusammenarbeit, nachdem die Chefredaktion eine seiner wöchentlich erscheinenden politischen Kolumnen von der Tagesspiegel-Website gelöscht hatte. In unserem neuen Cicero Podcast Wissenschaft blickt der bekannteste deutsche Kolumnist nun noch einmal auf die Ereignisse des zurückliegenden Jahres zurück. Zudem spricht er mit den beiden Gastebern Axel Meyer und Michael Sommer über Wokeness, kulturelle Aneignung, auslaufende Aquarien und die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Eines hat Martenstein in seiner langen Journalistenlaufbahn gelernt: „Heilige sind selten.“ Überhaupt wird heute auf Cicero Online viel gesprochen. Drei hochkarätige Interviewpartner äußern sich im weitesten Sinne zum Thema Russland und Ukrainekrieg. Der Verteidigungsexperte Nico Lange etwa bewertet im Gespräch mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier die jüngste Rede Putins, die Reise des ukrainischen Präsidenten Selenskyj nach Washington und die militärische Situation im Ukrainekonflikt. Der Krieg kann nach Langes Einschätzung nur durch eine vollständige Niederlage Russlands beendet werden. Er mahnt jedoch: „Man muss das russische strategische Potenzial ernst nehmen.“ Und die Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk, Leiterin des ukrainischen Center for Civil Liberties, spricht im Interview mit Elizabeth Rushton über russische Kriegsverbrechen und ihren Kampf für Menschenrechte. Trotz der Luftangriffe sagt sie: „Ich weigere mich, in den Luftschutzkeller zu gehen.“ Der BND-Mitarbeiter Carsten L. soll für Russland spioniert haben. Im Interview mit meinem Kollegen Ralf Hanselle erklärt der Militärexperte Oberst a.D. Ralph Thiele, welcher Schaden durch den mutmaßlichen Doppelagenten entstanden sein könnte: „Dieser Spionagefall ist desaströs.“ Desaströs, nämlich kulturlos und ignorant, ist auch, wie der Bautzener Landrat „angesichts des Weihnachtsfestes“ vor Flüchtlingen warnt. Scheinheilig aber sind auch manche Kritiker, wenn sie im Lichte des Heilands fromme Worte machen, aber die gravierenden Probleme vor Ort ignorieren, die durch die steigende Zahl von Hilfesuchenden entstehen. Cicero-Redakteur Volker Resing hält nichts von „Migrationspolitik im Schatten der Krippe“. Zum Schluss schlagen wir noch einmal ordentlich Lärm. Manchmal muss es nämlich einfach laut werden. Automotoren, die nur noch leise vor sich hin surren, sind für viele Autofahrer eher Quell der Kränkung als des Stolzes. Was sich die Wagenbauer von Staubsaugern abschauen sollten, erklärt unser Kolumnist Stefan aus dem Siepen und singt ein „Lob des Lärms“. Ich wünsche Ihnen, je nach Geschmack, ein ruhiges oder lautes Weihnachtsfest. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |