Liebe/r Leser/in,

vor knapp zwei Jahren erntete Markus Söder viel Spott, als er seine Weltrauminitiative „Bavaria One“ vorstellte. Mehrere Hundert Millionen Euro sollten in das bayerische Raumfahrtprogramm investiert werden und sein Bundesland auf Augenhöhe mit den großen Raumfahrtnationen der Welt katapultieren. Söder im Himmel, Trump obenauf.
Nun wurde zwar bislang nur ein Bruchteil der versprochenen Summe ausbezahlt (30 Mio. Euro), am vergangenen Montag jedoch nahm „Bavaria One“ wieder Fahrt auf – der bayerische Ministerpräsident und „Star Trek“-Fan Söder eröffnete die Produktionshallen, in denen das Münchner Unternehmen Isar Aerospace ab sofort Raketen baut. Im Vergleich zur europäischen Trägerrakete Ariane sind sie mit 27 Meter Länge eher klein, allerdings gehört so-genannten Minilaunchern die Zukunft. Denn der Markt für kleine und mittelgroße Satelliten wächst rasant und damit die Nachfrage nach günstigen Trägersystemen, die sie ins All befördern.Der Wettlauf um Miniraketen ist im vollen Gang.
Neben Isar Aerospace mischen hierzulande auch die Rocket Factory Augsburg sowie das Start-up HyImpulse aus der Nähe von Heilbronn mit. Und: Das Bundeswirtschaftsministerium lässt aktuell die Idee und ihre Umsetzung für einen deutschen Weltraumbahnhof prüfen. Dieser könnte auf einer Plattform in der Nordsee entstehen, schlägt der Bundesverband der Deutschen Industrie vor. So hinterm Mond, wie derzeit oft behauptet wird, leben wir Deutsche glücklicherweise nicht.
Einer, der auch oft Spott ertragen muss, ist US-Präsident Donald Trump. Der Mann, dem nach vier Jahren Fake-News-Präsidentschaft immer schwerer wird zu glauben, verspricht nun das Wunder des Jahres: einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Die Hoffnung beziehungsweise das Versprechen, dass noch in diesem Jahr, oder aus der Sicht von Donald Trump noch vor der US-Wahl im November, das erste zuverlässige Medikament gegen die Pandemie auf den Markt kommt, ist riesig. Aber ist sie auch realistisch? Kommt der Impfstoff tatsächlich aus Amerika – oder vielleicht doch aus Mainz von BioNTech? Wie steht es um die Nebenwirkungen? Und welche Trümpfe hat Trump noch zusätzlich in der Hand, um wiedergewählt zu werden? All das sind Fragen, denen wir in unserer Titelgeschichte im aktuellen Focus Magazin nachgehen.

Mit vielen Grüßen,

Robert Schneider
Chefredakteur FOCUS Magazin

Aufsteiger der Woche

Für Franz Müntefering war der SPD-Chefposten noch das „schönste Amt neben Papst“, für Nach-Nachfolger Martin Schulz war er der Beginn eines Horrortrips. Erst wählten ihn die Genossen mit 100 Prozent, dann scheiterte er als Kanzlerkandidat und verschwand im Bundestag auf der Hinterbank. Jetzt könnte es wieder aufwärts gehen für den Buchhändler aus Würselen: Kurt Beck hat Schulz als seinen Nachfolger an der Spitze der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung vorgeschlagen. Gewählt wird im Dezember.

Absteigerin der Woche

Eine junge Frau, die auf den rechten Weg zurückfindet, ist eigentlich keine Absteigerin, oder? In diesem Fall verhält es sich anders: Die hessische Fraktionsvorsitzende der Linken, Janine Wissler, verzichtet auf die Mitgliedschaft in den vom Verfassungsschutz beobachteten Organisationen „Sozialistische Linke“ und „Marx21“, weil sie zur Bundesparteivorsitzenden gewählt werden möchte. Das ist eher schlau als einsichtig und ein interessantes Vorzeichen für Rot-Rot-Grün: Obacht, Olaf Scholz!

Newcomer der Woche

Der Ire Phil Hogan musste den Posten des EU-Handelskommissars räumen, weil er sich nicht an die Corona-Auflagen seines Landes gehalten und an einer Dinnerparty teilgenommen hatte. Auf ihn folgt nun der ehemalige lettische Regierungschef Valdis Dombrovskis. Der 49-Jährige kennt den europäischen Apparat seit 2014, er war schon unter Präsident Jean-Claude Juncker in der EU-Kommission tätig. Eine wichtige Aufgabe Dombrovskis wird die Aushandlung des Handelsabkommens der EU mit Großbritannien sein.

Zitat der Woche

„Ja, vielleicht bin ich etwas zu lange auf dem Posten"