Ingrid Lommer hat die Veränderungen und Entwicklungen der digitalen Marktplätze im Blick. Alle 14 Tage liefert sie nutzwertige Insights zu Amazon & Co.
Hallo ,
Heute widme ich mich im Thema der Woche einer Branche, die aktuell in Sachen Marktplatz-Dichte noch Aufholbedarf hat - dem Tierbedarf. Das hat einen sehr konkreten Anlass: Denn eine aktuelle Stellenanzeige von Zooplus weist darauf hin, dass der Online-Marktführer in Sachen Tierbedarf an einem eigenen Marktplatz schraubt - und das könnte die bestehenden Verhältnisse in diesem Segment noch einmal neu ordnen.
Außerdem könnt ihr euch weiter unten in eine spannende LinkedIn-Debatte einschalten: Der deutsche Weißwaren-Riese Miele hat kürzlich seinen Rückzug von Amazon bekannt gegeben - das löst natürlich die spannende Frage aus: Kann sich das eine Marke wie Miele leisten?
Ingrid Lommer
Resident Platform Geek & Marketplace Watchdog
Zooplus baut einen eigenen Online-Marktplatz
Wenn man up-to-date in Sachen neuer Projekte im Marktplatzbereich bleiben will, lohnt es sich ja, die Stellenanzeigen großer Branchen-Player aufmerksam zu verfolgen. Und da war letzte Woche bei Zooplus spannendes zu lesen: Steven Lord, der erst Mitte letzten Jahres zu Zooplus gewechselt ist und dort den Titel "Director Marketplace & Seller Management" trägt, suchte nämlich einen "Technical Onboarding Manager Marketplace" für sein Team. Die Hook-Line der Stellenanzeige war dabei mehr als deutlich: "Do you want to build a new marketplace from scratch?"
Bereits vor zwei Monaten hatte Zooplus per Stellenanzeige Personal für den Aufbau eines Marktplatzes gesucht. Eine offizielle Plattform-Ankündigung des Tierbedarfs-Primus steht allerdings noch aus.
(Fast) Unentdecktes Plattform-Land
Schaut man sich den Markt für Tierbedarf in Deutschland genauer an, wundert man sich beinahe, warum sich der Marktführer erst jetzt an den Bau eines Marktplatzes macht - den hier gibt es noch viel grüne Wiese zu erobern.
2022 wurden in Deutschland 6,3 Milliarden Euro mit Tierbedarfs-Artikeln umgesetzt - 1,8 Mrd. Euro davon im E-Commerce. Rund 60 Prozent des Gesamt-Umsatzes läuft dabei über den Lebensmittel-Einzelhandel, der Rest über den Fachhandel (offline wie online). Unter den E-Commerce-Fachhändlern hat wiederum Zooplus mit einem Brutto-Gesamt-Umsatz von rund 450 Mio. Euro in Deutschland klar die Nase vorn, der Filialist Fressnapf bringt es online auf 329 Mio Euro. Weitere halbwegs relevante Player sind Zooroyal, Bitiba und Metpets - und dann gibt es da natürlich noch Amazon.
Zahlen für die Sub-Kategorie Tierbedarf liegen für Amazon aktuell nicht vor, da der Generalist die Kategorie unter dem Baumarkt-Reiter DIY, Garten & Tierbedarf - und für diese Sammelkategorie schätzt Statista den Umsatz auf Amazon.de auf über 700 Millionen Euro.
Marktplätze sind in diesem Segment aktuell noch rar. Abgesehen von Amazon steht eigentlich nur die Plattform von Fressnapf zur Verfügung. Es ist zu erwarten, dass die neuen Marktplätze der Baumarktketten Hornbach und Bauhaus in diesem Jahr Marktplatz-Partner in der Kategorie Tierbedarf zulassen, das könnte aber noch dauern.
Platz für einen eigenen Marktplatz von Zooplus gäbe es also reichlich. Es könnte eines der spannendsten Plattform-Projekte des Jahres werden.
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Bisher ist Alexa die Allzweck-Ansprechpartnerin von Amazon. Nun bekommt sie Konkurrenz von einem neuen Kollegen namens Rufus. Der ist ein virtueller Shoppingbegleiter, dessen KI das Einkaufserlebnis völlig verändern soll.
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Seit einigen Wochen findet man auf dem Amazon-Marktplatz keine Produkte der Marke Miele mehr auf Amazon, hat das Redaktionsteam von Onlinehändler-News.de kürzlich festgestellt - und beim Weißwarenhändler nachgefragt. Ein Unternehmenssprecher bestätigte: „Miele betreibt ein selektives Distributionssystem im Europäischen Wirtschaftsraum, in dem unter anderem konkrete Qualitätsanforderungen für die Vermarktung von Miele-Produkten vorgegeben werden. Wir können bestätigen, dass Amazon seit dem 1. Januar 2024 nicht mehr autorisiert ist.“
Die Entscheidung rief eine Menge Kritiker auf den Plan - unter anderem Malte Karstan von der Berlin Brands Group, einem Hersteller, der mit dem Vertrieb auf Marktplätzen, speziell Amazon groß geworden ist. "Freie Fahrt für Distributoren, Fachhändler und Reseller/Arbitrage", schimpft Malte auf LinkedIn. "Miele gibt de facto eine riesiges Sales-Territorium der Anarchie frei und wird verlieren."
Marketplace Stats: Die wichtigsten Online-Händler Europas sind Marktplätze
FoxIntelligence und NielsenIQ haben sich die größten Online-Shops der wichtigsten westeuropäischen E-Commerce-Märkte genauer angesehen - und eine spannende Übersicht erstellt. Amazon domoniert die meisten Märkte - nur in den Niederlanden ist der Lokalmatador bol.com weiterhin unschlagbar. Aber auch hinter Amazon dominieren die Marktplätze, egal ob ebay, Zalando, Ali Express, Otto, El Corte Ingles, Fnac - oder Shein.
Wie jede neue Technologie bietet auch der modulare Commerce neue digitale Möglichkeiten, bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. In unserem Leitfaden zeigen wir Ihnen den richtigen Weg, um in dieses Thema einzusteigen.