Wenn der Newsletter nicht richtig dargestellt wird, klicken Sie bitte hier.
5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
doch flügellahm? Die Rettung der Lufthansa durch den Einstieg des Bundes ist wieder offen. Mit einem Paukenschlag meldet sich jetzt der erst Anfang des Jahres bei der Airline eingestiegene Münchner Großaktionär und Unternehmer Heinz Hermann Thiele zu Wort. Der 79-jährige Milliardär hat nach eigenen Angaben seinen Anteil an der Airline soeben von zehn auf 15 Prozent aufgestockt. Dies verschafft ihm auf der bevorstehenden Hauptversammlung wohl ein Vetorecht. Thiele kritisiert Lufthansa-Chef Carsten Spohr und schlägt anstelle der geplanten Staatsbeteiligung einen Riesenkredit des Bundes vor.
Nach dem bisherigen Fahrplan sollen am 25. Juni die Lufthansa-Aktionäre dem Einstieg des Bundes mit zunächst 20 Prozent und notfalls 25 Prozent zustimmen. Dabei soll das Bezugsrecht der Aktionäre ausgeschlossen werden. Der Bund käme vergleichsweise günstig an die neuen Aktien. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt Thiele jetzt, dass er über sein Abstimmverhalten noch keine Klarheit habe und wohl erst am Vorabend der Hauptversammlung mit seinen Wirtschaftsprüfern und Anwälten darüber entscheide.
Ein Quantum Zuversicht. So viel Euphorie hat es in der Corona-Pandemie bislang noch kaum gegeben: WHO-Chef Tedros Adhanom freut sich über „großartige Neuigkeiten“, es habe einen „Durchbruch“ in der Behandlung von Covid-19-Patienten gegeben. Es geht um das Medikament Dexamethason, einen Entzündungshemmer, der offenbar in einer Studie an schwer erkrankten Corona-Patienten sehr positive Ergebnisse gezeigt hatte: Er senkte die Sterblichkeit bei diesen Patienten.
Wieso das Medikament wirkt? Bei Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen kommt es häufig zu einer Überreaktion des Immunsystems. Ärzte sprechen dabei von einem „Zytokinsturm“ - die körpereigene Abwehr schüttet viele Zytokine aus, die eigentlich die von Coronaviren befallenen Zellen abtöten und so die Vermehrung des Virus stoppen soll. Im Fall einer Überreaktion sind es aber zu viele und die falschen Zytokine - und so werden nicht nur die befallenen Zellen des Körpers abgetötet, sondern auch gesunde Zellen.
Um einen solchen Zytokinsturm bei Coronapatienten in den Griff zu bekommen, haben Wissenschaftler aus Oxford in der sogenannten Recovery-Studie verschiedene bereits zugelassene Medikamente getestet. Unter anderem Dexamethason, einen Wirkstoff, der bereits seit 50 Jahren in vielen verschiedenen Medikamenten enthalten ist. In der Studie wurde untersucht, ob diese Unterdrückung der Immunantwort auch bei Covid-19-Patienten einen Vorteil bringt. An mehr als 175 Kliniken in Großbritannien nahmen den Angaben zufolge mehr als 11.500 Patienten teil. Von ihnen erhielten, so die Wissenschaftler aus Oxford, 2104 Patienten über zehn Tage hinweg einmal täglich sechs Milligramm Dexamethason. 4321 Patienten bekamen das Mittel nicht, sie dienten als Kontrollgruppe. Nach 28 Tagen lag die Sterblichkeit der besonders schwer erkrankten, künstlich Beatmeten bei 41 Prozent. Bei den Patienten, die Dexomethason erhalten hatten, sank sie um ein Drittel. Bei den Patienten, die Sauerstoff bekamen, aber nicht künstlich beatmet wurden, sank sie um ein Fünftel.

Rasend schnell. Die Corona-Warn-App ist erst einen Tag alt und schon ein Renner: Knapp 6,5 Millionen Nutzer haben laut Bundesgesundheitsministerium die App bis Mittwochmorgen heruntergeladen. „Das sind weit über sechs Millionen Gründe, warum das Coronavirus künftig weniger Chancen hat“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Jeder Einzelne, der die App nutze, mache einen Unterschied: „Denn Corona eindämmen, das ist ein Teamspiel.“ Die App ist in der Nacht zum Dienstag an den Start gegangen. Sie kann für Apple- und Android-Smartphones heruntergeladen werden und soll die Nachverfolgung möglicher Infektionsketten in der Corona-Pandemie erleichtern. Lob bekommt die App auch von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery: „Ich habe die App geladen und bin davon überzeugt, dass sie ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie ist.“ Wenn sich die große Mehrheit der Bevölkerung die App herunterlade und den Empfehlungen folge, dann könne man davon ausgehen, dass sie weiterhelfe. Die entscheidende Frage ist also: Wie geht es nach dem fulminanten Download-Start weiter?
 
Nötiger Durchblick? Die Grünen wollen das tatsächliche Rassismuspotenzial bei der Polizei in Deutschland ermitteln lassen. Die Fraktion im Bundestag fordert eine statistische Erfassung aller Vorkommnisse bei Polizeibehörden des Bundes und der Länder, „die im Sinne der Politischen Kriminalität (PMK) einen politischen Hintergrund haben und auf rassistische, antisemitische sowie rechtsextremistische Einstellungen hindeuten könnten“. Ein entsprechender Antrag, der am Dienstagabend von der Fraktion beschlossen wurde und WELT vorliegt, soll am Donnerstag in den Bundestag eingebracht werden. Die Erfassung lasse sich etwa mit einer regelmäßigen Länderabfrage im Rahmen der ständigen Innenministerkonferenz unter Beteiligung der Polizeien des Bundes erreichen. Zudem sei eine wissenschaftliche „Analyse zum Ausmaß gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und verfassungsfeindlicher Einstellungen und Praktiken, wie Racial Profiling, in deutschen
Polizeibehörden zu fördern oder durchzuführen“, heißt es im Antrag.
 
Ein Quäntchen Gossip. Tiefe und wenig schmeichelhafte Internas aus Donald Trumps Familie verspricht ein neues Buch von seiner Nichte. „Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man“ („Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“) von Mary Trump soll am 28. Juli erscheinen. Die Verlagsankündigung verspricht ein „helles Schlaglicht auf die dunkle Geschichte der Familie“ um zu erklären, wie Trump zu dem Mann geworden sei, „der jetzt die weltweite Gesundheit, wirtschaftliche Sicherheit und den sozialen Zusammenhalt gefährdet“. Donald Trump soll nun vorhaben, seine Anwälte Wege prüfen zu lassen, juristisch gegen seine Nichte vorzugehen. Das berichtet „The Daily Beast“. Demnach hat Mary Trump bereits 2001 eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnet.

Ich wünsche Ihnen einen Tag mit Durchblick,
 

Ihr



Ulf Poschardt


Meine Leseempfehlungen für Sie
sonderzahlung
Urlaubsgeld in Gefahr? Was Arbeitnehmer jetzt wissen müssen
Viele Arbeitnehmer haben in der Corona-Krise finanziell zu kämpfen. Jetzt häufen sich Meldungen, wonach Unternehmen ihnen nun auch noch das Urlaubsgeld streichen. Das kann rechtens sein – jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen.
 
geldanlage
Diese Immobilien sind "Corona-Gewinner"
Preisanstieg trotz Wirtschaftskrise: Im zweiten Halbjahr werde der Immobilienmarkt Fahrt aufnehmen, sagt Immobilienverbands-Präsident Jürgen Michael Schick. Der Fokus verlagere sich dabei auf ein ganz spezielles Segment
 
US-truppenabzug
Wie Deutschland zu Trumps Buhmann wurde
Deutsche Trittbrettfahrerei und Trumps verletztes Ego: Der US-Truppenabzug aus Deutschland ist als Strafaktion gedacht. Er ist der Kulminationspunkt einer dramatischen Entfremdung beider Länder, an der nicht nur die Amerikaner ihren Anteil haben.