Liebe Frau Do, als König Willem-Alexander und Königin Máxima bei Regenwetter in Berlin gelandet waren und ihr Flugzeug verlassen wollten, verweigerte ein Schirm just in diesem Moment seinen Dienst und klappte bei einer Böe um. Es dürfte eine der wenigen Pannen des exakt orchestrierten Staatsbesuchs bleiben, den ich mit gemischten Gefühlen verfolge. Aber dazu später mehr. Heute wichtig: Reise-Lockerungen: Die Bundesregierung lockert die verhängten Einreisebeschränkungen für Portugal, Großbritannien, Nordirland, Russland, Indien und Nepal deutlich. Am Mittwoch werden die Länder vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet zurückgestuft, wodurch die Einreise nach Deutschland für alle wieder möglich ist. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt die Quarantänepflicht ganz, für alle anderen wird sie verkürzt. Herdenimmunität: Ohne die Kinder geht es nicht. Dieser Auffassung sind Experten der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Vor allem wegen der Delta-Variante hat sich die Lage noch einmal verschärft. Aus sich des RKI müssten etwa 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft sein. Flugreisen: So langsam normalisiert sich der Flugbetrieb. Das macht allerdings Fachleuten des deutschen Versicherers Allianz Sorgen. Sie warnen vor außer Übung geratenen Piloten, Schäden an Flugzeugen - aber auch vor wütenden Maskenverweigerern an Bord. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Maaßen: Kanzlerkandidat Armin Laschet äußert sich intern klar gegen die Vorstöße des CDU-Rechten Hans-Georg Maaßen, die viel Kritik auslösen. „Solche Debatten schaden uns“, sagte Laschet bei Beratungen des CDU-Vorstands. Offensichtlich will er den Bundestagskandidaten durch eigene öffentliche Stellungnahmen nicht aufwerten. Hagen Strauß argumentiert in seinem Kommentar, warum er sich eine stärkere Distanzierung wünscht. Masken: Die Corona-Zahlen sind niedrig, das Risiko einer Ansteckung ist also derzeit nachweislich nicht hoch. Wer vor der Delta-Variante und einer möglichen vierten Welle warnt, gilt in diesen Wochen als Kassandra. Wie dieses Dilemma aufzulösen ist, schreibt Antje Höning in ihrem Leitartikel. Delta: B.1.617.2, besser bekannt als Delta-Variante des Coronavirus, breitet sich derzeit in vielen Teilen der Welt aus – auch in Deutschland, wo der R-Wert bereits bei eins liegt. Warum sich die vierte Welle dennoch nicht mit der zweiten und dritten vergleichen lässt, sondern ihren Schrecken verliert, analysiert Martin Kessler. Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen. So gesehen: Und jetzt nochmal zum Staatsbesuch von König Willem-Alexander und Königin Máxima, der heute weitergeht. Ich bin den Niederlanden seit langem eng verbunden, seit ich als junger Mann fast drei Jahre dort gelebt habe. Ich habe auch nichts gegen das niederländische Königshaus. Die Freundschaft der beiden Nachbarländer, die nach dem Krieg sehr langsam in Gang kam, bedeutet mir viel. Dass der Staatsbesuch ins Anne-Frank-Zentrum in Berlin führte, berührt mich persönlich, weil ich damals bei der Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam gearbeitet habe. Trotzdem frage ich bei mich den Bildern aus Berlin – gestern mit Frank-Walter Steinmeier, heute mit Angela Merkel –, wie sinnvoll das ganze Brimborium ist. Sollten Bundespräsident und Bundeskanzlerin wirklich ihre knappe Zeit dafür aufwenden? Wem nützt das etwas? Zugleich fühle ich mich bei diesen Gedanken wie ertappt: als spaßbefreit oder, wie mancher Niederländer sagen würde, typisch deutsch. Und natürlich berichten auch wir darüber. Es ist ein Zwiespalt, den ich nicht auflösen kann. Ja, Politik ist immer auch Inszenierung, wie die knapp drei Monate bis zur Bundestagwahl zeigen werden. Aber wenn die Inszenierung ein Selbstzweck wird, und so kommt es mir bei Willem-Alexander und Máxima vor, dann hat es mit Politik nichts mehr zu tun. So oder so öffnet sich jetzt die Bühne für den neuen Tag – genießen Sie ihn. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |