Heute wichtig: Ampel-Gipfel - KI-Standort Deutschland - Glücksatlas
● Ampel-Gipfel: Lindners Dilemma |
● Rechtsterrorismus: acht Festnahmen |
● Autozulieferer: mehr Stellenabbau |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, guten Morgen aus Amerika! Der Nervenkrimi namens US-Wahl ist in vollem Gang, Ergebnisse aus den besonders umkämpftem Staaten lassen noch auf sich warten, aber die Tendenz heißt klar: Trump. Aus „swing states” wurden in der Wahlnacht „battleground states“ – Schlachtfeld-Staaten. Nur im übertragenen Sinn, zum Glück. Die Bomben-Drohungen auf Wahllokale erwiesen sich als gegenstandslos. Genauso wie Donald Trumps Falschbehauptung auf X, in Philadelphia werde „massiv geschummelt“. Daran sei „absolut nichts wahr“, postete ein zuständiger Stadtrat aus dem wichtigen Bundesstaat Pennsylvania sofort. Die Hauptstadt hat aufgerüstet. FOCUS-Reporter Alexander Bartl ist in Washington, D.C.: „Das Weiße Haus ist weiträumig abgeriegelt. Cafés und Restaurants in der Nachbarschaft haben ihre Glasfronten aus Angst vor Krawallen mit Sperrholzplatten vernagelt. Die Erinnerung an den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 ist noch sehr präsent.” Eine konkrete Bedrohungslage gibt es bislang nicht. Doch die doppelten Sicherheitszäune, Betonsperren und die hohe Polizeipräsenz – auch an der Howard University, wo Kamala Harris die Wahlnacht verfolgt – wirken „ziemlich einschüchternd“, berichtet mein Kollege. In der Demokraten-Hochburg Atlanta, Georgia, ist die Stimmung tagsüber entspannter. An der Supermarkt-Kasse von Publix scherzen zwei ältere Damen, ob ihr Post-Traumatisches-Stress-Syndrom von 2016 wohl wieder hochkommt. Cathy ist sicher: „Diesmal nicht! Die Frauen bekommen es hin.” In den Vororten und sogar im ländlich-konservativen Georgia: „Da lügen sie ihre Ehemänner an und tun so, als hätten sie für Trump gestimmt.“ Doch Harris ist bei Frauen nicht so populär, wie es vor vier Jahren Joe Biden war. Vor dem Wahllokal gegenüber treffe ich Kim und ihren Mann Mike, beide sind „poll watchers“, freiwillige Wahlbeobachter. Es ist kaum etwas los, die meisten Stimmen wurden schon in den letzten Wochen abgegeben. Kim ist Anfang 60, und Zweckoptimistin: „Wir müssen gewinnen. Trump wird Frauen zurück in die 1940er katapultieren. Und sein Vize J.D. Vance will uns schwanger und am Herd.” |
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| Trump-Anhänger jubeln in West Palm Beach, Florida (© Reuters) |
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In Manuel's Tavern, traditionell der Treffpunkt für Wahlabende, jubeln die Gäste an der Bar bei jedem Staat, der sich auf CNN blau für die Demokraten färbt. Bei roten Staaten wird gebuht. Je später der Abend, desto stiller wird es allerdings. Die US-Karte färbt sich zunehmend rot. Die Analysten spielen Wahlnacht-Schach: Wenn Trump diese zwei Staaten gewinnt, muss Harris unbedingt jenen holen… Zur Erinnerung: Wer 270 Wahlleute aus den Bundesstaaten auf sich vereint, zieht ins Weiße Haus ein. Stand 6 Uhr deutscher Zeit gab es noch keine Überraschungen. Die „New York Times" sieht allerdings Donald J. Trump, der in West Palm Beach feiert, vom Trend her im Vorteil. Fest steht jedoch nur: Es wird gezählt, gezählt und gezählt. |
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| Immerhin lächelnd: Christian Lindner nach dem Krisengespräch im Kanzleramt (© dpa) |
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Ampel-Endspiel: Alles schaut auf Christian Lindner |
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Vor der möglicherweise entscheidenden Spitzenrunde heute im Kanzleramt hat SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich der von Christian Lindner (FDP) geforderten „Wirtschaftswende“ eine Absage erteilt: Lindner müsse einsehen, dass das 18-Seiten-Papier der Liberalen „nicht alle in Deutschland komplett überzeugt hat.“ Eine Einigung sei noch möglich, sagte wiederum Bundeskanzler Scholz. Man müsse auf das Miteinander bei Haushalt und Wirtschaft setzen. Der Vorrat an Gemeinsamkeiten, so glauben viele Koalitionäre, sei jedoch weitgehend aufgebraucht. In Berlin wird gemutmaßt, dass die Zukunft der Ampel allein von der Entscheidung des FDP-Parteichefs abhängt. In den eigenen Reihen, heißt es, sei Lindner nahezu unangefochten. Aber wie entscheidet er im Spannungsfeld zwischen „staatspolitischer Verantwortung“ und Respekt vor dem Ampel-Frust der FDP? Eine Prognose trauen sich immer weniger Koalitionäre zu. Lindners Dilemma: Er kann nicht sicher auf die Hilfe der Union zählen. CDU und CSU brauchen nach der Wahlrechtsreform jede Zweitstimme selbst – vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in fast allen anderen Bundesländern. Die jüngste Forsa-Umfrage für RTL/ntv sieht die FDP nur noch bei drei Prozent. |
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| Die Festnahmen fanden im Raum Leipzig, in Dresden und im Landkreis Meißen statt (© dpa) |
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Razzien gegen Rechtsextremisten: Umsturz geplant |
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Die Polizei hat in Sachsen und Polen acht mutmaßliche Rechtsterroristen festgenommen, darunter einen AfD-Lokalpolitiker. Sie sollen Mitglieder der Vereinigung „Sächsische Separatisten“ sein. Sicherheitskreisen zufolge trat der festgenommene Stadtrat den Einsatzkräften mit einer Langwaffe gegenüber. Ein Beamter gab daraufhin zwei Warnschüsse ab. Der Verdächtige wurde später wegen eines Kieferbruchs operiert. Wie er sich verletzte, war zunächst unklar. Die „Sächsischen Separatisten“ planten laut Bundesstaatsanwaltschaft für einen „Tag X“ einen gewaltsamen Umsturz, absolvierten dafür paramilitärische Trainings und übten Häuserkampf. Die Gruppierung orientiere sich am Nationalsozialismus und beabsichtige „ethnische Säuberungen” gegen „unerwünschte Menschengruppen“. Der mutmaßliche Rädelsführer wurde in Polen aufgegriffen, stammt aber laut Polizeiangaben aus Sachsen. Auch in Österreich durchsuchten Einsatzkräfte 20 Objekte. |
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| So soll der KI-Innovationspark aussehen (© Ipai/MVRDV Presse PR) |
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KI-Innovationspark: In Heilbronn wächst die Zukunft der Republik |
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Es gibt sie noch – die guten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft: Mit den Finanzmitteln des Lidl- und Kaufland-Gründers Dieter Schwarz soll in seiner Heimatstadt Heilbronn ab nächstem Jahr ein weiterer Bildungscampus entstehen. Ziel: Bis 2029 sollen nicht nur die bereits vorhandenen Außenstellen der Technischen Universität München sowie der ETH Zürich erweitert werden. Die Zahl der Studenten soll von aktuell 8000 auf 20.000 katapultiert werden. Gestern Abend wurde der 25. Geburtstag von Schwarz‘ Stiftung gefeiert. Aktueller Kern der Milliarden-Investments: der Innovationspark Artificial Intelligence (Ipai). Hier will der 85-Jährige ab 2025 ein europaweit einzigartiges Zentrum für Künstliche Intelligenz bauen. „Bildung ist unser wichtigster Rohstoff“, so das Credo des Gründers, dem u.a. Kanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Winfried Kretschmann gratulierten. Schwarz hat seine Unternehmensgruppe testamentarisch auf die Stiftung übertragen, die damit später zur Eigentümerin wird. Die Schwarz-Gruppe macht fast 170 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt 575.000 Menschen. Der Plan des Milliardärs - hier geht’s zum Heilbronn-Report: |
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| Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld, 58 (© Markus Burke für FOCUS-Magazin) |
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Schaeffler baut Tausende Stellen ab |
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Die schlechten Verkaufszahlen bei E-Autos erhöhen den Druck auf die Zulieferer. Jetzt setzt Schaeffler den Rotstift an. Der Auto- und Industriezulieferer aus Herzogenaurach will 4700 Stellen streichen. 1000 Arbeitsplätze sollen anderswo neu entstehen, teilte das Unternehmen gestern mit. In Deutschland seien etwa 2800 Stellen von den Plänen betroffen. Schaeffler-Betriebsratschef Ulrich Schöpplein kritisiert die Pläne scharf und stellt die Strategie von Konzernchef Klaus Rosenfeld in Frage. Der Abbau in der Autosparte setze „ein fatales Zeichen“, sagte Schöpplein dem FOCUS. Die „Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar und gefährdet die technologische Entwicklung bundesweit“. Zuletzt hatten bereits Bosch, Brose und ZF Friedrichshafen den Wegfall von Tausenden Stellen angekündigt. Laut Autoverband VDA könnte der Umstieg vom Verbrenner zum Stromer bis 2035 in Deutschland 190.000 Jobs kosten. Schaeffler ist ein Sonderfall. Die Franken haben gerade die frühere Conti-Tochter Vitesco übernommen, einen Spezialisten für E-Antriebe. Konzernchef Rosenfeld hatte schon vor Wochen Jobkürzungen angedeutet. Sie betreffen nun sowohl die Autosparte als auch das Industriegeschäft. Das Unternehmen fertigt etwa Lager für Windkraftanlagen. |
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| Der Gesundheitseffekt der Ehe ist ungleich verteilt (© Adobe Stock) |
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Ehe ist gut für die Gesundheit (von Männern) |
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Es gibt ein paar einfache Grundregeln für ein gesundes, langes Leben: wenig Drogen, richtig essen, genug Bewegung und – heiraten. Untersuchungen zeigen, dass die Ehe gegen Herzinfarkt, Diabetes und sogar Krebs hilft. Außerdem fördert sie die Wundheilung. Selbst wenn der Herzinfarkt trotz Ehe passiert, sind die Überlebenschancen um bis zu 168 Prozent höher als bei unverheirateten Patienten. Eine neue Studie aus Macau mit 106.556 Teilnehmern aus sieben Ländern in Amerika, Europa und Asien zeigt, dass auch Depressionen in der Ehe seltener sind. Unverheiratete Menschen haben ein um 79 Prozent höheres Risiko, depressiv zu werden. Die Kehrseite der Medaille: Wenn die Ehe scheitert, steigt das Depressions-Risiko um dramatische 99 Prozent. Der Gesundheitseffekt der Ehe ist allerdings unfair verteilt. Der britischen Verhaltensforschers Paul Dolan sagt, dass Männer gesundheitlich von der Ehe mehr profitieren als Frauen. Verheiratete Frauen haben öfter körperliche und psychische Krankheiten als unverheiratete Frauen. Am besten geht es laut Dolan ledigen Frauen ohne Kinder. Dolans Tipp. „Wenn Sie ein Mann sind, sollten Sie wahrscheinlich heiraten. Wenn Sie eine Frau sind, machen Sie sich nicht die Mühe.“ |
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Gewinner: Der Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof, 51, ist als bester europäischer Film nominiert worden. Die deutsche Koproduktion handelt von einer iranischen Familie inmitten politischer Proteste. Rasoulof, der vor einem halben Jahr aus dem Iran flüchtete, hat auch Chancen auf den Preis der Europäischen Filmakademie für die beste Regie und das beste Drehbuch. Und: Er gilt als Oscar-Anwärter. Viel Glück! | |
Verlierer: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinen Verteidigungsminister Joav Gallant, 65, schon zum zweiten Mal gefeuert. Grund: verlorenes Vertrauen. Wegen Kritik an der Justizreform wurde er bereits im April 2023 entlassen. Netanjau machte den Schritt nach Massenprotesten jedoch rückgängig. Die Opposition kritisierte den Schritt nun als „Politik auf Kosten der nationalen Sicherheit“. | |
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… eine gute Nachricht: Deutschland ist „wieder auf Glückskurs“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen. Seine jährliche Studie für den „SKL Glücksatlas“ sieht die Lebenszufriedenheit im Aufwind. Das Glücksempfinden sei beim Vor-Corona-Niveau angelangt, im Vergleich zu 2023 stieg es um 0,14 Punkte auf durchschnittlich 7,06 von 10 Punkten. | | Hamburg Blankenese: Dieser Blick kann nur glücklich machen (© Adobe Stock) | Falls Sie aus Schleswig-Holstein kommen, müssen Sie allerdings ganz stark sein: Das Bundesland rutschte hinter Hamburg (7,38) ab und liegt nun gleichauf mit Bayern (7,23). In vier Bundesländern – Hessen, Sachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern – gingen die Glücksgefühle allerdings zurück. Und auch die Kluft zwischen Ost (6,79) und West (7,13) ist wieder gewachsen. Unverändert bleibt eine Gewissheit: Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt. Herzlich | | Tanit Koch |
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