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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 06.10.2022 | Fast noch Sommer bei sonnigen 17°C. | ||
+ Kinolegende Wolfgang Kohlhaase gestorben + Clubs sollen ins ICC ziehen + Lars Windhorst wechselt sich bei Hertha aus + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, heute starten wir den Tag mit drei Dialogen aus dem tiefen Herzen von Berlin: „Mit Dir kann man ja nicht reden.“ – „Nee, mit Dir kann man nicht reden.“ „Hier is‘ ohne Frühstück.“ – „Wat soll denn dit? Deinetwegen bin ich extra nicht arbeiten gegangen.“ – „Is‘ ooch ohne Diskussion.“ „Nichts geht über eine schöne Tasse Kaffee.“ – „Dit is Tee.“ Berlin, Ecke Schönhauser. Und Solo Sunny. Und Sommer vorm Balkon. Drei legendäre Filme, die den vielen Gesichtern unserer Stadt ein wahres, weil warmes Gesicht gegeben haben. Drei Dialoge, die „komplizierte Dinge mit einfachen Worten“ beschreiben, wie es Regisseur Andreas Dresen beschreibt. Nun ist ihr Schöpfer, der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, im Alter von 91 Jahren gestorben. Wir bleiben einfach so, wie er uns gesehen hat: ruppig charmant. Mit einem Herzen tief unterm Pflasterstein. | |||||
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Hinterm Autobahndreieck geht’s weiter. Selbst für das ICC, den unabreißbaren Silberkoloss im Straßen-Bermuda des Westens. Bestenfalls soll die Asbestschachtel als „Internationales Club Centrum“ wieder zum Nachtleben erweckt werden. Wirtschaftsstudent Alexander Seliger hat ein Konzept geschrieben für eine Musikwelt, „in der der Geist unserer Stadt durch Clubs von Techno bis Hip-Hop gelebt wird“ (Details hier). Ein paar Interessierte gibt es schon: Die Künstlergruppe Dixons, bekannt durch das Street-Art-Projekt „The Haus“, will aus dem Parkhaus eine Bar mit Gemeinschaftsgarten machen. Die bekannten Breakdancer von den „Flying Steps“ wünschen sich eine zweite Tanzschule. Und Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) träumt von einem Club im Keller. Der Rest ist Zukunftsmusik. | |||||
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Wild geht’s weiter in Westend. Oder wie alle Hertha-Fans wissen: Härtha geht’s immer. Nun fühlt sich Investor Lars Windhorst, offensichtlich erwischt bei einer geheim in Auftrag gegebenen öffentlichen Schlammschlacht gegen den alten Vereinspräsidenten Werner Gegenbauer, vom neuen Präsidenten Kay Bernstein an den Spielfeldrand gedrängt – an den ein Investor in der Fußball-Bundesliga sowieso hingehört. Windhorst bot am Mittwochnachmittag überraschend seine einst überteuert erworbenen Anteile von 64,7 Prozent an der Kapitalgesellschaft öffentlich via Facebook feil. Bei dem Netzwerk hatte schon Jürgen Klinsmann seine Flucht als Hertha-Trainer verkündet – mit dem inzwischen legendären Abschiedsgruß: „HaHoHe – Euer Jürgen!“ Jetzt also wechselt sich auch der Investor nach drei desolaten Jahren selbst aus. Der erst kürzlich vom Fan zum Präsidenten aufgestiegene Bernstein ließ am Abend via Vereinsmitteilung wissen, Windhorsts Vorwürfe seien „unzutreffend“. Der wie Hertha BSC stets unstete Unternehmer steht vor seinem Rauswurf als Vereinsmitglied und ist beim Verkauf seiner Anteile von Herthas Zustimmung abhängig. Was er deshalb wohl vergaß: HaHoHe – Euer Lars! In der Nachspielzeit dieses spottreifen Spektakels fragt sich nur noch: Wo kriegt der Verein jetzt 374 Millionen Euro her? Oder einen Investor, der zumindest 64,7 Prozent davon zahlt? Oder zumindest 64,7 Prozent vom tatsächlichen Klubwert, der nach Tagesspiegel-Informationen bei 180 Millionen Euro liegen soll? Ach ja, und wie kommt man mal wieder an drei Punkte? | |||||
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Unter kreative Kunst fallen inzwischen die Bemühungen des Bezirksamts Mitte, eine Kunstausstellung vor der russischen Botschaft Unter den Linden zu verhindern. Wie berichtet, bemüht sich der Berliner Museumsbetreiber Enno Lenze darum, hier einen zerstörten russischen Panzer als Mahnmal gegen den Angriffskrieg aufzustellen. Gegen die Ablehnung des Amts zog Lenze vors Verwaltungsgericht. In dieser Woche läuft eine Frist zur Stellungnahme ab, danach sei „mit einer baldigen Entscheidung der Kammer“ zu rechnen, so ein Gerichtssprecher. Der Bezirk ist bei der Begründung, warum die Ausstellung so auf keinen Fall stattfinden darf, vielfältig aufgestellt. Anfangs fürchtete man eine Berührung der „außenpolitischen Interessen der Bundesrepublik Deutschland“ sowie die Beeinträchtigung des denkmalgeschützten Erscheinungsbildes der einstigen Prachtstraße. Zudem fehle einem ausgestellten Panzer eine „schöpferische Komponente“, stattdessen berge er eine „akute Unfallgefahr“. Mittlerweile findet das Rechtsamt des Bezirks, solch eine „provokative Ausstellung“ könne die ohnehin angespannte gesellschaftliche Stimmung „weiter aufheizen“. Außerdem heißt es in den Akten, die dem Checkpoint vorliegen, ein Panzerwrack könne Geflüchtete aus Kriegsgebieten retraumatisieren – „und hier sind nicht nur die Ukrainer, sondern z.B. syrische Flüchtlinge gemeint“. Gefragt hat die freilich keiner. | |||||
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Roller sind die neuen Poller. Die elektrischen Leihscooter parken nicht auf den Straßen, wo sie hingehören würden, sondern stapeln sich auf sowieso schon vollen Bürgersteigen. Fußgängerinnen und Fußgänger beklagen die Verkehrshindernisse seit nunmehr drei Jahren. Das damals abgegebene Versprechen des Senats, die E-Scooter zügig von Gehwegen zu verbannen, wird in der Realität des privatisierten öffentlichen Raums ausgebremst. Vor wenigen Wochen hat die Verkehrsverwaltung mit Korrekturen nachgebessert, etwa einer befristeten Sondernutzungserlaubnis für die Leihfirmen und einer Umsetzungspflicht für falsch abgestellte Roller – im Alltag wirken diese sich bisher nicht aus. Nun reicht der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin eine Verbandsklage gegen die erteilte Abstellerlaubnis für die etwa 50.000 E-Roller ein. Mein Kollege Thomas Lippold hat mit Geschäftsführerin Verena Staats über die Gefahren für die Betroffenen gesprochen. Frau Staats, warum klagen Sie gegen die abgestellten Elektroroller? Wir gehen gegen die Abstellregeln der E-Roller und Leihfahrräder vor, weil sie nicht funktionieren. Für die rund 25.000 blinden und sehbehinderten Menschen in Berlin ist die flexible Anmietung und Abstellung der Fahrzeuge im schlimmsten Fall lebensgefährlich. Die neuen Regelungen des Senats bringen so gut wie nichts, weil es ein wahnsinniges Vollzugsdefizit gibt. Unserer Auffassung nach helfen da nur feste Abstellflächen. Welche Gefahren für blinde und sehbehinderte Menschen gibt es konkret im Alltag? Vielleicht können sich viele das nicht vorstellen: Auch an einer Hauswand abgestellte Roller stören Menschen, die mit dem Langstock unterwegs sind. Der Stock kann unter das Trittbrett des Rollers rutschen. Ein weiteres Beispiel, das man in Mitte oder Prenzlauer Berg täglich beobachten kann: Umgestürzte Roller, die im Weg stehen, sind für Blindenführhunde ein Problem. Das Tier erkennt das Hindernis, führt aber nicht weiter, weil er die Besitzerin auf die Straße führen müsste. Das Hindernis ist damit unumgänglich. Wir haben uns 20 Jahren lang erkämpft, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigungen selbstständig und mobil ohne Hilfe unterwegs sind. Das wird durch diese Praxis konterkariert. Sind Ihnen aus dem Verband konkrete Unfälle von blinden oder sehbeeinträchtigten Personen bekannt? Ein älteres Mitglied stolperte über einen vor einem U-Bahn-Eingang abgestellten Roller und fiel rückwärts die ganze U-Bahn-Treppe hinunter. Ein junges Mitglied stürzte über einen Roller und rammte sich die Bremse ins Gesicht, direkt über dem Auge, und verletzte sich schwer. Ein blindes Mitglied mit Führhund zog sich bei einem Sturz einen schweren Handbruch zu. Bringt die aktuelle Verordnung denn gar nichts, laut der Anbieter zur Einrichtung von Hotlines verpflichtet sind, um störende Roller aufzunehmen und umzusetzen? Diese Verordnung ist eine ziemliche Ohrfeige. Die vorgeschriebenen Reaktionsfristen sind ein Witz. Besonders stört uns, dass störende Roller nach 22 Uhr erst bis 10 Uhr des Folgetages weggeräumt werden müssen. Unsere blinden und sehbehinderten Mitglieder gehen aber natürlich auch arbeiten. Hinzu kommt, dass ich als blinde oder sehbehinderte Person einen Roller gar nicht einem Anbieter zuordnen kann. Es gibt keine Sammelhotline für alle Anbieter, sondern für jeden Anbieter eine. Abgesehen davon sollte es gar nicht meine Aufgabe sein, solche Sachen überhaupt zu melden. Warum müssen das die Bürgerinnen und Bürger übernehmen? | |||||
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Ukraine im Kontext – die neue Gesprächsreihe zu jüdischen Perspektiven auf Gegenwart und Geschichte der Ukraine im Jüdischen Museum Berlin. Erste Ausgabe am 9. Oktober um 15 Uhr u.a. mit Serhij Zhadan, Friedenspreisträger des Dt. Buchhandels 2022, und Musiker Yuriy Gurzhy. Eintritt frei. Infos: jmberlin.de | |||
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