Liebe Frau Do, einige Jahrhunderte älter als Schloss Herrenchiemsee und wunderschön präsentiert sich die Wasserburg Anholt, in der seit gestern das NRW-Landeskabinett tagt. Unter anderem soll die Corona-Schutzverordnung überarbeitet und von Widersprüchen befreit werden. Ministerpräsident Armin Laschet kann sich Martinsumzüge und Weihnachtsmärkte sehr wohl vorstellen – mit klaren Regeln und in der Verantwortung der Kommunen, wie Maximilian Plück aus dem idyllischen Tagungsort im Münsterland berichtet. Ein interessantes Detail in seinem Text: Im September genehmigte die Landesregierung sämtliche beantragten Großevents mit mehr als 1000 Teilnehmern. Den Leitartikel steuert Marin Kessler bei, für den die geplanten Änderungen bei der Schutzverordnung auch frühere Versäumnisse belegen. Ein weiteres Großthema der Klausur ist der Landeshaushalt, aber in den Hinterköpfen der Kabinettsmitglieder spielt auch Laschets möglicher Wechsel ins Kanzleramt eine wichtige Rolle: In gut zwei Monaten soll ihn die CDU im ersten Schritt zum Bundesvorsitzenden wählen. Mitten in die Corona-Pandemie fällt der aktuelle Arbeitskampf der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Gestern gab es bereits einzelne Warnstreiks in NRW, etwa in Duisburg und Remscheid. Verdi-Chef Frank Werneke hat nun aber angekündigt, den Arbeitskampf in den Kommunen „in den nächsten Tagen und Wochen“ deutlich auszuweiten. Eine bedeutende Rolle würden hierbei die Kliniken spielen. Mehr dazu lesen Sie hier. Ein bedingtes Ja zu Martinsumzügen und Weihnachtsmärkten, aber ein unbedingtes Nein zu großen Karnevalsveranstaltungen: Das ist die Beschlusslage. Wie die Karnevalsvereine im Rheinland damit umgehen wollen, hat Marlen Keß recherchiert. Kein Kommerz, mehr Tradition – das scheint der Trend für die Session zu sein. Von einer Auflehnung gegen die Obrigkeit, die den Karneval begründet, ist nichts zu spüren, sondern eher von vielen leidenschaftlichen Versuchen, das Beste aus der Lage zu machen und dem Virus die Stirn zu bieten. In diesen Zeiten hilft es, immer wieder den Blick auch nach außen zu richten. Gestern haben ich auf das Beispiel Schweden verwiesen, heute empfehle ich Ihnen einen Text der Israel-Korrespondentin Judith Poppe, die über den zweiten Lockdown des Landes berichtet. Dem Virus die Stirn bieten – das gilt auch an den Schulen, selbst wenn hier das Infektionsgeschehen überschaubar ist. Die Herausforderung besteht vor allem darin, im Herbst und Winter unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln guten Unterricht zu machen. Schon lange vor Corona hätten die Schulen einen Digitalisierungsschub nötig gehabt, jetzt gilt das noch stärker. Der Bildungsgipfel, zu dem die Bundeskanzlerin unter anderem die Kultusminister der Länder eingeladen hatte, hat aber längst nicht genug erreicht, wie Kirsten Bialdiga in ihrer Analyse anhand konkreter Beispiele herausarbeitet. Das Einhalten der Abstandsregeln ist derzeit nicht nur in der Schule, sondern auch beim Ausgehen eine Herausforderung. In der Düsseldorfer Altstadt gelingt dies leider zu selten, zudem wird die Stimmung im beliebten Partyviertel seit den Corona-Lockerungen immer aggressiver, wie ich Ihnen bereits gestern schrieb. Meine Kollegen Arne Lieb und Brigitte Pavetic haben jetzt Oberbürgermeister Thomas Geisel und seinen Herausforderer Stephan Keller gefragt, wie sie die Lage bewerten. Ein interessanter Vorschlag kommt übrigens von der Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner. Wie in Amsterdam oder New York soll in Düsseldorf künftig ein „Nachtbürgermeister“ auch darauf achten, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten. Wie schwer sich der Profi-Fußball damit tut, die eigenen Corona-Regeln umzusetzen, und wie teuer das die Vereine zu stehen kommt, schreibt Gianni Costa in seiner Analyse. Bei Rasen fällt Ihnen vielleicht nicht nur Fußball, sondern Ihr eigener Garten ein, den Sie so langsam für Herbst und Winter auf Vordermann bringen sollten. Die wichtigsten Tipps hat Marion Meyer zusammengetragen. „Man sollte das Laub auf jeden Fall regelmäßig vom Rasen entfernen, da sich darunter Feuchtigkeit bildet, was zu Pilzbefall führen kann“, schreibt sie. Weil ich keinen Garten habe, nehme ich den Hinweis als Metapher. Der Start in den Tag bietet die Chance, welke Ideen beiseitezuschieben und den Blick aufs Wesentliche freizulegen. Viel Spaß dabei! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |