Liebe Frau Do, die Zeitungsverleger von NRW kamen gestern zu ihrer Jahreshauptversammlung in unserem Verlagshaus in Düsseldorf-Heerdt zusammen. Im Wort Zeitung findet sich ja – anders beim englischen Newspaper – kein Hinweis aufs Papier, und deswegen ging es viel um die digitalen Angebote, die auch wir Ihnen machen: mit diesem Newsletter, bei RP Online oder mit unseren Podcasts. Ministerpräsident Armin Laschet legte in seiner Rede ein Bekenntnis zu Medienvielfalt und Qualitätsjournalismus ab, bevor mein Münsteraner Kollege Norbert Tiemann und ich ihn auf offener Bühne interviewten. Ein beherztes „Ja“ zur Kanzlerkandidatur war ihm nicht zu entlocken, dafür aber Hinweise, wie es in der K-Frage weitergeht und wer sich nach der Wahl in einem Jahr wohl nicht im Bundeskabinett finden wird. Unsere Wirtschaftschefin Antje Höning berichtet und hat auch den medienpolitischen Part der Veranstaltung verfolgt. Auch die Frage, ob die Gaspipeline Nord Stream 2 ein Thema bei möglichen Sanktionen gegen Russland sein kann, spielte dabei eine Rolle. Laschet zeigte sich zurückhaltend – solche Maßstäbe müsse man dann auch bei China, Saudia-Arabien und der Türkei anlegen. Kurz zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel sich insofern geäußert, als dass sie ihren Sprecher mitteilen ließ, sie schließe sich den Äußerungen des Außenministers an. Und Heiko Maas hatte gesagt: „Ich hoffe nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern.” Womit entsprechende Sanktionen nicht ausgeschlossen wären. Den Stand der Diskussion fasst Eva Quadbeck zusammen. Als Sanktionen kann man auch die Gerichtsurteile verstehen, mit denen Kommunen verkaufsoffene Sonntage untersagt wurden. So argumentiert zumindest der Städtetag NRW, der vom Land jetzt einen runden Tisch zur Beendigung des Streits fordert. Vor allem in der Corona-Krise seien zusätzliche Verkaufstage wichtig, um die Verluste der Einzelhändler zu verringern und Geschäftsaufgaben abzuwenden. Warum dieses Argument eigentlich keines ist, erklärt Georg Winters in seinem Kommentar. Beim Thema verkaufsoffene Sonntage können Demokraten sicher unterschiedlicher Meinung sein – nicht jedoch bei den Bildern, die uns die vergangenen Tage aus Leipzig erreichten. Die politische Auseinandersetzung um Wohnraum und Verdrängung eskalierte dort drei Nächte hintereinander, Linksextreme randalierten im Stadtteil Connewitz und griffen Polizisten an. Während zuletzt vor allem Taten und Täter vom rechten Rand des politischen Spektrums im Fokus standen, flammt nun die Gewalt ganz links wieder auf. Sogar den Tod anderer nehmen Linksextreme bei ihrem Protest in Kauf, schreibt Gregor Mayntz und analysiert: „Wer die Verteidigung der Demokratie auf die Bekämpfung des Rechtsextremismus beschränkt, übersieht den Extremismus auf der anderen Seite.“ Gewalt und Extremismus ist leider auch immer wieder ein Thema in der Welt des Fußballs. Aktuell aber nicht: Die Stadien sind so gut wie leer. Wegen der Pandemie dürfen kaum Fans Spiele mit eigenen Augen verfolgen, und somit auch keine Chaoten. Doch nicht nur bei Konzepten zur Fan-Rückkehr ist wegen Corona viel Kreativität bei den Klubs gefragt, sondern auch beim Navigieren auf dem Transfermarkt. So geht es auch Borussia Mönchengladbach: Die Fohlenelf muss neue Wege gehen. Wie das Gladbacher Erfolgssystem trotzdem weiter funktionieren soll, hat Sportreporter Jannik Sorgatz aufgeschrieben. Neue Wege gehen, das müssen wir wohl alle gerade, im Großen wie im Kleinen. Ich wünsche Ihnen und uns dafür die nötige Gelassenheit. Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |