Liebe Frau Do, wir sind zwar beide gelernte Volkswirte. Aber ich teile ziemlich wenig von dem, was Sahra Wagenknecht inhaltlich so von sich gibt. Es ist mir ein Rätsel, dass die Linken-Fraktionschefin vor vielen Jahren im Interview die „Überwindung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse“ als ihr Ziel bezeichnet hat und seither immer noch denkt, dass man wesentliche Teile der deutschen Wirtschaftslandschaft verstaatlichen sollte. Trotzdem ist die Ehefrau von Oskar Lafontaine die politisch versierteste Persönlichkeit bei der Linkspartei. Warum die Delegierten sie beim Parteitag ausgepfiffen haben, erklärt Holger Möhle. Pfiffe gab es bei Armin Laschet nicht. Im Gegenteil: Der jovial-freundliche NRW-Ministerpräsident ist beim Landesparteitag mit fast 97 Prozent und viel Applaus erneut zum Chef des größten, einflussreichsten und inzwischen auch wieder einigen Landesverbands der CDU gewählt worden. Ein paar Personalpannen verdüstern die Bilanz, aber insgesamt kann die NRW-CDU mit der Arbeit ihres Regierungschefs zufrieden sein. Am Vorabend des Parteitags gaben sich an der Bar des Tagungshotels „Bielefelder Hof“ auch frühere Rivalen glückselig. „Der Armin ist im Amt angekommen“, sagte Sozialminister Karl-Josef Laumann beim Pils mit Fraktionschef Bodo Löttgen. Thomas Reisener hat das Treffen in Bielefeld beobachtet. Es hat mit der fußballerischen Leistung nichts zu tun, aber ich kann die Pfiffe im Stadion gegen Ilkay Gündogan nachvollziehen. Ein junger Mann, in Gelsenkirchen geboren, in Dortmund zum Fußballstar gereift, deutscher Staatsbürger und für Deutschlands Nationalmannschaft seit 2011 im Einsatz, macht Werbung für einen Politiker, der für so ziemlich das Gegenteil dessen steht, was wir als freiheitliche Grundwerte verstehen. Und da Gündogan nicht 18, sondern 28 Jahre alt ist, muss er sich die breite Kritik der Anhänger der Nationalmannschaft anhören. Es bleibt die Frage, ob Gündogans Nominierung am Ende dem Team sogar schadet, weil die Debatte um ihn alles überlagert. Gianni Costa analysiert. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |