In die Debatte um die Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch” durch den Bundesverfassungsschutz mischt sich zunehmend Kritik an der Kommunikation. Volker Boehme-Neßler, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Oldenburg, forderte gegenüber FOCUS, das mehr als 1000 Seiten starke – bislang vertrauliche – Gutachten der Verfassungsschützer zu veröffentlichen: „Man kann nicht einfach solche Behauptungen, die vielleicht Auswirkungen auf den Parteienwettbewerb haben, in den Raum stellen. Die Belege müssen transparent gemacht werden. Das sollte sich in einem demokratischen Rechtsstaat von selbst verstehen“, so der Verfassungsrechtler. Das Gutachten ist insgesamt als geheim eingestuft, unter anderem um Quellen zu schützen und Rückschlüsse auf die Arbeitsweise des Bundesamts zu verhindern. Die dem Innenministerium unterstehende Behörde legt in dem Dokument laut eigener Mitteilung eine „die Menschenwürde missachtende, extremistische Prägung der Gesamtpartei“ dar. Zum Beispiel, weil sie Deutsche „mit Migrationsgeschichte aus muslimisch geprägten Ländern als nicht gleichwertige Angehörige” des ethnisch definierten deutschen Volkes sehe. Peter Neumann, Professor für Security Studies am King’s College London dazu: „Die Hochstufung der AfD ist richtig. Aber die Kommunikation dieser Entscheidung war – wie so häufig – katastrophal.” Es hätte, so Neumann auf X, zumindest eine fünf- bis zehnseitige Zusammenfassung der Begründung geben müssen, in deutscher und englischer Sprache. Hinsichtlich eines Parteienverbots gaben sich Spitzenvertreter der Union zurückhaltend, während SPD-Chef Klingbeil von „einer Möglichkeit“ sprach. Grünen-Chef Felix Banaszak rief die Union auf, sich auf ein AfD-Verbotsverfahren zu verständigen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) warnte wiederum vor Schnellschüssen gegen Staatsdiener, die AfD-Mitglieder sind. „Man muss, wenn man jemanden aus dem öffentlichen Dienst entfernen will, nachweisen, dass genau diese Person ihre Treuepflicht gegenüber dem Staat verletzt hat“, so Reul im WDR. Er glaube nicht, dass die Mitgliedschaft allein ausreiche. In einer repräsentativen Insa-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ sind 48 Prozent für ein AfD-Verbot, 37 Prozent dagegen, 15 Prozent unentschieden. 61 Prozent der Befragten halten die AfD für rechtsextremistisch, 31 Prozent tun dies nicht. (luk) |