>> Kupfer-Aktien – Kauf-Chance nach der Korrektur?

Kupfer wird im Elektronikbereich für Anwendungen aller Art gebraucht. In Zukunft dürfte die Nachfrage aber nochmals deutlich steigen. Denn sowohl der Aufbau von Solar- und Windkraftanlagen als auch die Erweiterung der Stromnetze und auch die Umstellung auf Elektro-Autos lassen einen erheblich höheren Verbrauch erwarten. Letztere werden nun wohl hundertmillionenfach kommen, nachdem beispielsweise die EU ab 2035 faktisch keinen Verkauf von Neuwagen mehr erlauben will, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

Rezessions-Gefahr vs. strukturelles Defizit

Allerdings ist inzwischen das globale Wachstum eingebrochen, und das hat auch den Kupfer-Preis belastet. Kupfer wird vor allem in Investitionsgütern verbaut, wodurch die Nachfrage auf Konjunktureintrübungen sehr empfindlich reagiert. In den letzten 6 Monaten hat sich das Industriemetall um rund 25 Prozent verbilligt.

Dies eröffnet nun aber möglicherweise wieder gute Einstiegs-Chancen. Viele Analysten sind nach wie vor der Meinung, dass die Kupfer-Produktion bereits in ein paar Jahren die wachsende Nachfrage nicht mehr abdecken kann, so dass es sogar zu einer Knappheit kommen dürfte. So rechnet man beispielsweise bei Standard & Poor´s Global Markets Intelligence ab dem Jahr 2030 mit einem Kupfer-Defizit von bis zu 3 Millionen Tonnen pro Jahr.

Für Anleger, die auf ein solches Szenario setzen wollen, porträtieren wir heute einige Blue Chips aus dem Kupfer-Sektor. Es gibt zwar immer noch erhebliche Konjunkturrisiken, so dass die Aktien der Kupfer-Produzenten vorerst volatil bleiben werden. Darum empfehlen wir zunächst allenfalls kleinere Investments in diesem Sektor. Der große Vorteil ist jetzt aber, dass man inzwischen nicht mehr in einen Hype hinein kaufen muss, sondern die Papiere wieder zu deutlich besseren Kursen bekommt.

Rio Tinto – Der Kupfer-Bereich wird aggressiv ausgebaut!

Rio Tinto ist einer der weltweit größten Förderer von Aluminium, Eisenerz, Industrie- und Basismetallen, und produziert darüber hinaus auch Diamanten, Gold und Uran. Die Palette ist damit breit gefächert, und bei Kupfer rangierte das Unternehmen 2021 mit 494.000 Tonnen weltweit auf der 8. Stelle.

In absehbarer Zeit wird Rio Tinto seinen Marktanteil hier aber noch deutlich auszuweiten. Die Kupfer-Aktivitäten konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei große Minen: Im US-Bundesstaat Utah betreibt der Rohstoffgigant die Kennecott Kupfermine, bei der als Beiprodukte auch Silber und Gold gefördert werden.

Auf das zweite Vorzeigeprojekt Oyu Tolgoi in der Mongolei, das weltweit als eine der größten bekannten Kupferlagerstätten gilt, bekam Rio Tinto Zugriff über Turquoise Hill Resources aus Kanada. Aktuell hält der Konzern eine Beteiligung von 51% an Turquoise Hill, und hat Anfang November erneut bekräftigt, für 43,00 CAD pro Aktie auch noch die ausstehenden Anteile aufkaufen zu wollen.

Zuletzt hatte es jedoch wieder Marktspekulationen gegeben, dass einige Minderheitsaktionäre und/oder die kanadische Kartellbehörde die Transaktion noch stoppen könnten.

Nach einer erfolgreichen Übernahme von Turquoise Hill Resources würde Rio Tinto einen Anteil von 66% am Oyu Tolgoi Projekt halten – und damit die weitgehende Kontrolle über den weiteren Ausbau der Liegenschaft bekommen. Branchenkenner rechnen damit, dass Oyu Tolgoi bis 2030 die weltweit viertgrößte Kupfer-Mine sein wird. Weil das Management aktuell auch weitere Kupferprojekte wie das vielversprechende Winu Projekt in Australien vorantreibt, ist absehbar, dass die Kupfer-Produktion von Rio Tinto in den nächsten Jahren deutlich steigen wird.

Fazit: Operativ sah es im 1. Halbjahr aufgrund steigender Kosten und einer Abkühlung der chinesischen Nachfrage durchwachsen aus. Daneben spielen konjunktursensitive Metalle wie Eisenerz und Aluminium bei Rio Tinto zurzeit noch eine weit größere Rolle als Kupfer.

Der Aufstieg zu einem der weltgrößten Kupfer-Produzenten ist aber – insbesondere wenn die Turqouise-Hill-Übernahme wie gewünscht verläuft – nur noch eine Frage der Zeit. Rezessionssorgen könnten die Aktie in den kommenden Monaten noch weiter belasten, alles in allem wirkt sie mittlerweile aber unterbewertet.

Freeport-McMoRan – Grasberg bleibt eine Gelddruckmaschine!

Gemessen am Produktionsvolumen von 1,41 Mio. Tonnen war der US-Konzern im Jahr 2021 der weltweit zweitgrößte Kupfer-Produzent. Zuzüglich fördert das Unternehmen auch Gold und Molybdän für ultraharte Stahllegierungen. Einige große Minen betreibt Freeport-McMoRan im US-Bundesstaat Arizona und in Südamerika; der mit Abstand wichtigste Produktionsstandort ist jedoch die Liegenschaft Grasberg in Indonesien.

Mit Indonesien unterhält der Konzern ausgesprochen lange Geschäftsbeziehungen: Im Jahr 1967 hatte Freeport-MacMoRan als erstes ausländisches Unternehmen vom Suharto-Regime eine Minen-Lizenz bekommen. Die Grasberg-Mine in Westneuguinea verfügt über eine der weltweit größten Reserven an Kupfer und Gold.

Bei der Inbetriebnahme im Jahr 1973 hielt Freeport-McMoRan ursprünglich eine Beteiligung von zirka 90%, der Rest gehörte dem indonesischen Staat. Ende 2018 gelang es der Regierung von Präsident Joko Widodo jedoch, für 3,85 Mrd. US-Dollar eine Mehrheitsbeteiligung von 51,2% an dem Joint Venture PT Freeport Indonesia zu erwerben.

Die zum Jahresende fertiggestellte Ausweitung des Untertagebaus in der Grasberg-Mine hatte bereits 2021 dazu beigetragen, dass Freeport-McMoRan seinen Kupferausstoß im Vergleich zum Vorjahr um 19% steigern konnte. Obwohl der durchschnittliche Kupferverkaufspreis im September-Quartal zum Vorjahr um 16,7% auf 3,50 USD/Pfund zurückgegangen ist und unterm Strich ein Nettogewinneinbruch um 71,7% auf 404 Mio. US-Dollar stattfand, arbeitete das Unternehmen mit einer Bruttogewinnmarge von 16,7% immer noch profitabel.

Fazit: Seit der Veröffentlichung des letzten Quartalsberichts ist die Aktie wieder gefragt. Wer auf eine Erholung des Kupfer-Preises setzen will, für den gehören die Papiere von Freeport-McMoRan wegen der klaren Ausrichtung und der ansehnlichen Minen-Assets eindeutig zur engeren Wahl.

Southern Copper – Die weltweit größten Kupfer-Reserven!

Bei Southern Copper handelt es sich um einen integrierten Kupfer-Hersteller, der in Mexiko und Peru Minen betreibt und das Rohmaterial dort auch weiterverarbeitet. Das Unternehmen rühmt sich damit, unter allen gelisteten Kupfer-Herstellern die größten Rohstoffvorkommen zu haben. Die Reserven beliefen sich Ende 2021 auf 42,4 Mio. Tonnen; die Ressourcen-Schätzung lag bei 87,2 Mio. Tonnen.

Momentan treibt der Konzern mehrere groß angelegte Erweiterungsprojekte voran, in den nächsten 10 Jahren sollen im Schnitt pro Jahr 1,9 Mrd. US-Dollar investiert werden. Gegenüber den Produktionsvolumina von 2020 wird bis 2030 ein deutliches Produktionswachstum von 73% in Aussicht gestellt. Trotzdem wird die Lebensdauer der Minen nach dieser Erweiterungsphase 50 weitere Jahre betragen. Damit liegt Southern Copper im Branchenvergleich knapp vor Anglo American (47 Jahre) an erster Stelle.

Ein temporärer Rückgang der Erzgerade und der Abbauvolumina hatten 2021 dafür gesorgt, dass die Produktion um 4,3% auf 958.000 Tonnen zurückgegangen war, womit Southern Copper im internationalen Ranking den 5. Platz belegte. Die Flaute setzte sich auch im 3. Quartal fort, in dem ein Rückgang von 6,0% (230.522 Tonnen) verzeichnet wurde. Der Auslöser dafür waren die Behinderungen des operativen Betriebs in Peru. Demonstranten hatten die Zufahrtswege der Mine Cuajone für 54 Tage blockiert gehalten, wodurch der Minenbetrieb vorübergehend geschlossen wurde.

Seit April läuft die Produktion der Cuajone-Mine wieder, doch es wird noch dauern, bis die Förderung so weit hochgefahren werden kann, um die verlorene Produktion zu kompensieren. Das Management von Southern Copper erwartet daher, dass in Peru in diesem Jahr nur etwa 94% der anvisierten 360.900 Tonnen Kupfer gefördert werden. Aufgrund des Inflationsdrucks legten die außerdem die Cashkosten in Q3 zum Vorjahr um 78% auf 1,03 US-Dollar pro Pfund Kupfer zu. Bei Spotpreisen, die aktuell über 3,50 US-Dollar rangieren, ist das Geschäft aber trotzdem sehr profitabel.

Fazit: Die Ausweitung der Produktion wird sich erst in den folgenden Jahren auswirken – dann aber deutlich positiv! Daneben verfügt Southern Copper über ausgesprochen niedrige Produktionskosten. Die Skepsis des Marktes wegen der jüngsten Rückschläge ist aus unserer Sicht für Langfrist-Anleger eine gute Gelegenheit für erste Käufe.

Antofagasta – Hoffen auf eine Normalisierung!

Der Minen-Betreiber mit Sitz in London ist ein international operierendes Konglomerat. Der Kupfer-Abbau konzentriert sich auf Chile, wo Antofagasta vier Minen betreibt, von denen zwei neben Kupfer noch signifikante Mengen an Gold und Molybdän produzieren. Im Norden von Chile verfügt das Unternehmen zudem über eine eigene Frachtinfrastruktur mit Eisenbahnstrecken und Straßen, die zum Teil auch von anderen Minen-Unternehmen genutzt wird.

Mit einer Produktion von 464.000 Tonnen Kupfer belegte Antofagasta im Jahr 2021 unter den größten Kupfer-Herstellern Platz 9. Ähnlich wie bei anderen Wettbewerbern sorgten temporäre Covid-Lockdowns dafür, dass die Produktion zum Vorjahr um 5,7% zurückgegangen war. Für 2022 erwartet Antofagasta immer noch relativ niedrige Nettocashkosten von 1,55 US-Dollar pro Pfund Kupfer. Die Investitionen werden in diesem Jahr mit 1,9 Mrd. US-Dollar am oberen Ende der ursprünglichen Planung liegen, mit einem Schulden-zu-Kapital-Verhältnis von 24,8% ist das Unternehmen jedoch gut aufgestellt.

In der wichtigsten Mine Los Pelambres läuft es operativ derzeit allerdings nicht rund: In den ersten 9 Monaten dieses Jahres ist Antofagastas Kupfer-Produktion zum Vorjahr um knapp 17% auf 450.600 Tonnen zurückgegangen, weil eine Dürreperiode im Winter zum ersten Mal in der Firmengeschichte die Produktion lahmgelegt hatte.

Dann sorgte im Oktober der Zusammenbruch einer Konstruktionsplattform für eine Entsalzungsanlage dafür, dass das Management jetzt davon ausgeht, 2022 nur die untere Schwelle der anvisierten Jahresproduktion von 640.000-660.000 Tonnen Kupfer zu erreichen. 2023 soll die abgeschlossene Erweiterung der Mine aber dazu beitragen, dass Antofagastas gesamte Produktion wieder auf 670.000-710.000 Tonnen hochgefahren werden kann.

Fazit: Mit Superlativen kann der chilenische Traditionskonzern nicht aufwarten; insbesondere die hohe Dividendenrendite erscheint aber attraktiv. Zudem dürften die negativen Meldungen zu Los Pelambres mittlerweile eingepreist sein. Bei Schwäche kann man sich auch hier einige Stücke zulegen.

MMG – Starker Kursrückgang wegen Ärger in Peru!

Das 2009 in Australien gegründete Unternehmen betreibt Minen und Projekte in Australien, der Demokratischen Republik Kongo und in Peru. Zu den geförderten Rohstoffen gehören neben Kupfer auch Zink und andere Basismetalle. Mit einer Beteiligung von derzeit etwa 67,7% ist der chinesische Staatskonzern China Minmetals der Haupteigentümer, die restlichen Aktien befinden sich im Streubesitz. MMG ist in Hongkong gelistet, die Aktien werden aber auch in Frankfurt und Stuttgart gehandelt.

Dass die Aktie seit einiger Zeit ein Schattendasein fristet, liegt an dem Gezanke um die Mine Las Bambas in Peru, dem mit Abstand wichtigsten Produktionsstandort von MMG. Mit geschätzten Reserven von über 5,6 Mrd. Tonnen ist sie ist eine der größten Kupfer-Minen der Welt und zeichnet für etwa 2% des weltweiten Kupfer-Angebots verantwortlich. MMG hält eine Beteiligung von 62,5% und generiert damit normalerweise etwa 80% des operativen Ergebnisses.

Zuletzt war es jedoch wiederholt zu Produktionsunterbrechungen gekommen, weil die protestierende Bevölkerung die Zufahrtsstraßen zur Mine blockierte. Lokalpolitiker fordern eine höhere Beteiligung der indigenen Nachbarkommunen am operativen Gewinn, ungeachtet der Tatsache, dass MMG als Betreibergesellschaft in der Vergangenheit bereits fast 8 Mrd. US-Dollar an Steuern und Abgaben abgeführt hat.

Obwohl MMG damit gerechnet hatte, in diesem Jahr 300.000-320.000 Tonnen Kupfer-Konzentrat in Las Bambas zu fördern, war die Produktion im 1. Halbjahr aufgrund der erzwungenen Unterbrechungen im Jahresvergleich um 30% auf 101.000 Tonnen eingebrochen, woraufhin das Management die Jahresprognose zuerst kassierte und dann auf 240.000 nach unten korrigierte. Und leider scheint vorerst keine Lösung in dem Streit um Las Bambas in Sicht zu sein:

Ungeachtet dessen hält MMG an dem Plan fest, die Produktion in Las Bambas bis 2025 zu verdoppeln und bis zum Ende des Jahrzehnts sogar zu ver-4-fachen. Die damit verbundenen Investitionskosten sollen sich auf 2,0 Mrd. US-Dollar belaufen.

Fazit: Wider Erwarten zeichnet sich im Konflikt um Las Bambas bisher immer noch keine Lösung ab. Das macht die Papiere recht spekulativ. Die Aktie verfügt allerdings auch über ein hohes Kurspotenzial, falls sich die Lage eines Tages wieder normalisieren sollte.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Die Autoren/Redakteure sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: - - -

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Gerhard Heinrich & Eric Nebe
Redaktion Zukunfts-Märkte
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