Liebe Frau Do, gestern Abend war ich zu Gast bei einer Veranstaltung mit Politikern, Medienschaffenden und Unternehmern im schönen Saarbrücken, wo ja unsere wunderbare Partnerzeitung, die Saarbrücker Zeitung, erscheint. Ich sollte ein bisschen erzählen über die Rheinische Post und unser Verständnis von Journalismus, aber es ging auch um die Nähe zwischen Medien und Politik, um Aufgeregtheiten und Wahrheiten im Netz und um die schwierigen wirtschaftlichen Folgen des Strukturwandels, den die Kohle-Länder Saarland und NRW gemein haben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Saarländer sind bei alldem etwas optimistischer und gelassener. Das mag am guten Wein gelegen haben, aber sicher auch am Naturell. „Das es e Gewamschter“, sagen die Saarländer, wenn sie meinen, man ist gut gerüstet für alles, was kommen mag. Ich richtete einen etwas kritischeren Blick auf mein Heimatland NRW. Aus drei Gründen: Erstens: Die Kriminalität in einem kleinen, aber wachsenden Teil der Zuwanderergesellschaft ist ein echtes Problem. Wer wissen will, warum man in der Integrationspolitik nicht nur fördern, sondern auch fordern sollte, der muss nur einen Blick in den ersten Lagebericht der Clan-Kriminalität werfen, den NRW-Innenminister Herbert Reul am Mittwoch veröffentlicht hat. Es ist ein Dokument des kulturellen Abschottens und der kriminellen Durchtriebenheit. Die Mitglieder der mehr als 100 Clans, meist Großfamilien mit Wurzeln in der Türkei oder dem Libanon, haben in drei Jahren mehr als 14.000 Straftaten im Land begangen. Das Ruhrgebiet ist ihr Schwerpunktgebiet. Christian Schwerdtfeger hat den Bericht gelesen. Zweitens: die Krise der Konzerne. Während NRW-Ministerpräsident Armin Laschet das Land zum Zentrum der Elektromobilität machen und die erste deutsche Batteriezellenfabrik im Rheinischen Revier ansiedeln will, geht in den großen Traditionskonzernen an Rhein und Ruhr die Angst um. Thyssenkrupp baut massiv Stellen ab, Eon und RWE sind mit der Aufteilung des einst gefeierten Ökostrom-Unternehmens Innogy beschäftigt, und der einstige Anleger-Liebling Bayer muss in den USA die dritte Riesenstrafe wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Glyphosat zahlen. Welche Risiken sich die Leverkusener mit dem Zukauf von Monsanto ans Bein gebunden haben, übersteigt selbst die Befürchtungen der größten Skeptiker. Der Aktienkurs von Bayer hat sich seit dem Rekordhoch 2015 fast halbiert. Ziehen die großen Vier das Land wirtschaftlich herunter? Reinhard Kowalewsky und Birgit Marschall analysieren die Lage. Und drittens: Wenn es eine bundesweite Razzia gegen mögliche Steuerbetrüger gibt und im ganzen Land Dutzende Immobilien- und Bürogebäude durchsucht werden, dann mischen natürlich auch wieder Bürger aus NRW munter mit. Es geht um mutmaßliche Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit den „Panama Papers". Georg Winters berichtet. Heute Abend darf ich in Bonn über ein schöneres Thema sprechen. Auf den ersten Blick zumindest: Es geht um Fußball. Und um die Frage, wie sehr des Deutschen liebster Sport die Gesellschaft zusammenhalten kann. Oder ob sich das Milliardengeschäft längst von den Fans entfernt hat. Darüber diskutiere ich mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Schalke-Chef Clemens Tönnies und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Sie haben noch eine Idee, was ich einen der Herren unbedingt fragen sollte? Dann schicken Sie mir doch eine Mail an: [email protected] Herzlichst, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |