bei der Betrachtung internationaler Konflikte gibt es, grob gesagt, zwei Ansätze: den kybernetischen, der bestehende Machtverhältnisse und Interessenkonflikte in Rechnung stellt. Und den legalistischen, der Recht und Gerechtigkeit notfalls mit Waffengewalt durchsetzen will. In der Debatte über den Ukraine-Krieg kommen Vertreter beider Ansätze kaum mehr miteinander ins Gespräch, so Martin Krohs, Gründer des Osteuropa-Portals Dekoder. Dabei bergen beide gewisse Risiken, über die nüchtern zu diskutieren wäre. Durch den Krieg in der Ukraine verliert Russland übrigens andere Regionen in seiner Peripherie aus dem Blick – insbesondere im Kaukasus und in Zentralasien. Für die Vereinigten Staaten ist dies eine Chance, um dort selbst an Einfluss zu gewinnen. Diplomatische Aktivitäten der vergangenen Wochen zeigen, wie sehr Washington das aktuelle Machtvakuum ausnutzt. Eine Analyse von Ekaterina Zolotova. Trotz gefährlich steigender Inflation kauft die Europäische Zentralbank (EZB) noch mehr Staatsanleihen und dehnt die Geldmenge weiter aus. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat dabei die Interessen der überschuldeten Euro-Staaten im Blick – denn für die ist die Geldentwertung prima. Was die Sparer verlieren, gewinnt der Staat. Man nennt das eine Inflationssteuer: Bernd Lucke hat einen Gastbeitrag über eine Steuer geschrieben, die ohne jede demokratische Legitimation die Bürger enteignet. Corona hat vielen Künstlern zugesetzt, nicht wenige haben in der Pandemie ihre wirtschaftliche Grundlage riskiert. Doch es gibt auch Kulturbereiche, denen geht es so gut wie noch nie: Staatliche Schutzschirme haben dafür gesorgt, dass mancherorts doppelt so viel Gelder geflossen sind wie vor Corona. Eine Recherche von Mathias Brodkorb in der Zwei-Klassen-Kultur. Burjatien: Kaum ein Westeuropäer kennt diese russische Region in Fernost, die an die Mongolei grenzt und traditionell buddhistisch geprägt ist. Dabei sind es vor allem Soldaten von dort, die in der Ukraine an vorderste Front geschickt werden und hohe Verluste erleiden. Auch wenn die Unterstützung für den Krieg nach wie vor groß ist, macht sich deswegen langsam Unmut breit. Nathan Giwerzew über den „Blutzoll der Burjaten“. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |