Gartenbrief vom 16.05.2017 - Lustvoll gärtnern mit Markus Kobelt.
Kriegserklärung gegen die Kräuselkrankheit! Sehr geehrter Herr Do, ich trau ja selber meinen Augen nicht, wir haben dieses mal keinen Gartenbrief geschrieben, sondern ein neues Gartenbuch erschaffen. Aber wie könnte es in dieser Zeit auch anders sein? Auf Schloss Ippenburg gedeiht und blüht alles wie verrückt, Veronique Witzigmann hat an diesem Sonntag die Hände voller Lubera-Zitrusfrüchte und da möchten wir natürlich Sie zum Probieren einladen. Und dann sind gerade auch noch die Rosen so wunderschön (20 % günstiger ab sofort), die Holunderblüten bieten sich fast aufdringlich zum Frittieren an, lecker, im Pfannkuchenteig, und Sie, liebe Leserinnen und Leser, schreiben uns auch wunderschöne Leserbriefe – herzlichsten Dank dafür! Und schliesslich und endlich, nach Hunderten von Kundenmails, musste auch mal das Thema Kräuselkrankheit zwar nicht abschliessend, aber doch zumindest ein bisschen weiterführend behandelt werden ... Aber ich hör jetzt mit der Einleitung auf, damit Sie anfangen können😉 Herzliche Grüsse Markus Kobelt Themenübersicht: Deal | Gojibeeren für Ihren Wellness-Garten! Event | Der Fruchtbare Lubera-Sonntag auf Schloss Ippenburg Neu | Rabattaktion: 20% auf Rosen Neu | Aufruf: Wer besitzt einen resistenten oder hochtoleranten Pfirsichbaum! Gartenwissen | Was kann man gegen Kräuselkrankheit tun? Pflanze | Hilfe! Geschlechtliches Gegenüber gesucht! Gartengeschichte | Feigenskandal in Kalifornien Leserbrief | Der wahre König des Nordens Rezept | Die Holunderblüte: Gesund, lecker, aromatisch und wunderschön Leserbrief | Die Entstehung meines Mediterrangartens 2004-2008, Teil 1 Leserbrief | Mein Mediterrangarten: Gärtnern braucht Zeit und Geduld! Teil 2 Gartenvideo | Neue Videos: Ernten und degustieren von Zitrusfrüchten Gartenwissen | Die Zitruspflanzen und die Dornen |
Deal | Gojibeeren für Ihren Wellness-Garten! | Wellness-Garten? Eine Angenehme Vorstellung, finden wir! Der eigene Garten als Ort für Wohlbefinden und als Quelle der Gesundheit. Vor allem für letzteres müssen freilich die passenden Pflanzen gepflanzt werden! "Gesunde Pflanzen", Pflanzen, deren Beeren einen besonders hohen Gehalt an Anthocyanen aufweisen, die die reinsten Vitaminbomben sind, die ... Wir haben 3 solche Pflanzen für Sie ausgewählt und zu einem Wellness-Set zusammengestellt: Die Goji 'Turgidus' zeichnet sich durch einen schnellen Ertragseintritt, durch eine frühre Reifezeit und vor allem durch einen ausgezeichneten Geschmack aus. Neben dem hohen Fruchtertrag und dem Gesundheitswert der Früchte ist Goji Sweet Amber ab Ende August auch ein wunderschöner und attraktiver Zierstrauch. Die bernsteinfarbenen Früchte beleben den Herbstgarten mit einer warmen, verlockenden Farbe. Und Goji Instant Success fruchtet garantiert schon im ersten Standjahr. Goji sind überall: In allen Zeitschriften, in allen Gartencentern, in aller Munde! Goji haben ausserordentlich viele gesunde Inhaltsstoffe: 19 Aminosäuren, Vitamin C, Mineralien: Ka, Mg, P, viele Spurenelemente, Carotinoide, Polyphenole, bioaktive Substanzen, essentielle Fettsäuren .. Seien Sie gesund! Und glücklich! Denn Gojis werden nicht umsonst auch Happyberries genannt :-) Videotipps zum Thema Wellness-Garten
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Der Fruchtbare Lubera-Sonntag auf Schloss Ippenburg | Liebe Gartenfreunde, liebe Kunden, trotz Kundendienst, trotz 2500 veröffentlichten Garten-Videos und unzähligen Fragen/Antworten auf jeder Produktseite, fehlt uns allen doch etwas zum vollen Gärtnerglück: Der direkte physische Kontakt, das endgültige Gefühl dafür, wie Sie, die Lubera-Gärtner denken und fühlen. Und natürlich ist umgekehrt auch gefahren: Wir sind überzeugt davon, dass es auch für Sie spannend sein kann, mehr zu erfahren, wie wir denn so "funktionieren". Kurz gesagt, wir möchten noch ein bisschen realer werden;-) Deshalb laden wir am Sonntag, den 18. Juni Sie zum Fruchtbaren - Lubera-Sonntag auf Schloss Ippenburg ein - damit wir uns besser kennenlernen können (Programm siehe unten). Und weil Liebe … na ja eigentlich jede Beziehung - immer auch durch den Magen geht, kocht und backt Veronique Witzigmann mit unseren Zitrusfrüchten. Denn bei Lubera hat Gärtnern immer auch ein konkretes Ziel: Den Genuss! Ihr Eintrittsticket ist bares Geld wert! Die Eintrittskarte im Wert von 6 Euro gilt als 5 Euro Gutschein beim Einkauf im Lubera-Pflanzenshop oder direkt an unserem Stand vor Ort. Und das alles bieten wir Ihnen am Fruchtvollen Sonntag: 11.30 - 12.30 Uhr Veronique Witzigmann kocht mit Lubera-Zitrusfrüchten und weckt Ihre Lebensgeister 12.30 - 13.30 Uhr Markus Kobelt erzählt auf einem Rundgang Pflanzengeschichten: z.B. wer und was die britischen Seeleute vor Skorbut gerettet hat; und warum die Säulenäpfel die Frucht einer unglücklichen Liebe sind… 12.30 - 13.30 Uhr Rosenführung mit Ursula Gräfen! 13.30 - 14.30 Uhr Veronique Witzigmann kocht mit Lubera-Zitrusfrüchten und erfrischt ihre müden Rundgangglieder. Deutschlands Marmeladenkönigin und "Expertin für Süsses" wird im neuen Glashaus am Herd und am Backofen Köstlichkeiten aus Zitrusfrüchten zaubern, u.a. einen Kuchen aus kandierten Zitronen im Weckglas mit Orangenkompott und ein, in einer Orange gebackenenes Zitrusküchlein! 14.30 - 15.30 Uhr Daniel Labhart, Betriebsleiter Lubera, gibt auf einem Rundgang die wichtigsten Pflegetipps für den Obst- und Beerengarten im Sommer... 14.30 - 15.30 Uhr Rosenführung mit Ursula Gräfen! 15.00 -18.00 Uhr 80 Oldtimer fahren vors Schloss und verbleiben dort für den Rest des Nachmittags 15.30 - 16.30 Uhr Veronique Witzigmann kocht mit Zitrusfrüchten und vielleicht auch mit Limettenblättern…wer weiss 16.30 - 18.00 Uhr … Ausklang mit einem geistreichen Redlovedrink beim Glashaus in der Ippenburger Orangerie 16.45 - 17.45 Uhr Rosenführung: Ursula Gräfen mit Leidenschaft, unerschöpflicher Fachkenntnis und vielen schönen Geschichten über die Rose! Sie erwarten auch ein buntes Spielangebot für Kinder, die Kunstinstallation "ALICE WUNDERT SICH!" mit riesigen Fliegenpilzen, seltsamen Tieren und weissem Kaninchen auf dem Inselgarten und natürlich ein ausgewähltes aktuelles Lubera-Sortiment samt fachlicher und gartenfreundschaftlicher Beratung. Gartenlust! Landlust! Lebenslust! An allen Sonntagen im Juni und Juli ist der Küchengarten, das Rosarium 2000+ und das Café und Bistro im Alten Pferdestall auf Schloss Ippenburg von 11.00 – 18.00 Uhr für Sie geöffnet.
| | Rabattaktion: 20% auf Rosen | Fragt man mich, welche blühende Naturschöpfung am schönsten ist, käme für mich nur eine einzige Antwort in Frage - "Die Rose!" Wunderschön duftend, mit einer unglaublichen Buntheit an Farben und Blütenformen. Es blüht und duftet auf den Lubera-Feldern! Märchenduftrosen, Austinrosen, Kletterrosen, Beetrosen, Malerrosen, Strauchrosen, Ramblerrosen, Edelrosen, Stammrosen, Bodendeckerrosen, Zwergrosen, Wildrosen oder Historische Rosen: Die Vielfalt ist verlockend, und irgendwo findet sich in Ihrem Garten immer noch Platz für eine neue Rosensorte. Wenn Ihr Garten bereits vollgepflanzt ist und Sie glauben, Sie haben ein Platzproblem, pflanzen Sie Rosen im Dekokübel! Grundsätzlich können Sie jede Rose in einem Kübel ziehen, wenn dieser gross genug ist. Und wie so schön von Karl Förster gesagt wurde: "Je schöner ein Garten ist, desto mehr Plätze für Rosen ergeben sich von selbst." Greifen Sie zu! Unsere Rosen kann man jederzeit pflanzen. Sie bekommen eine starke Pflanze im grossen Container, deren volle reiche Blüte Sie bereits in diesem Jahr geniessen können! Mit 20% Rabatt! Gestern habe ich in meinem Live-Video auf Facebook einige Rosen empfohlen, die momentan wunderschön buschig, kräftig, knospig und natürlich wie immer atemberaubend sind. Hier ist nochmal die Liste der 10 schönsten Rosen aus unserem 270 Sorten umfassenden Sortiment, die aktuell am schönsten präsentieren: For your Eyes only ®, Dolce Vita ®, kräftige Stämmchen Mary Rose und Graham Thomas®, Piano, Queen Babylon, la Parisienne ®, ADR-Rose Elbflorenz, The Queen Elizabeth Rose® und Maurice Utrillo®. Was ich noch sagen wollte, im Rosarium 2000+ auf Schloss Ippenburg, dessen Design aus der Feder des renommierten britischen Architekten und Gartendesigners Christopher Bradley Hole stammt, können Sie an diesem Sonntag (mehr dazu lesen Sie im Beitrag "Der Fruchtbare Lubera-Sonntag auf Schloss Ippenburg") Hunderte Rosensorten in voller Blüte riechen, sehen und erleben. Holen Sie sich die Inspirationen zu Ihnen nach Hause! PS: Jeder Rosenfreund hat seine Rosenlieblinge. So auch ich. Jedenfalls sind mir einige der Englischen Rosen von David Austin so sehr ans Herz gewachsen und ins Auge gesprungen, dass ich ihnen ein Video gewidmet habe: Die Englische Kletterrose Crown Princess Margareta Die Englische Strauchrose Port Sunlight Die Englische Kletterrose James Galway Die Englische Beetrose Munstead Wood Die Englische Beetrose Harlow Carr Die Englische Duftterrassenrose Princess Alexandra of Kent Schauen Sie auf www.Gartenvideo.com vorbei und holen Sie sich Pflanzinspiration von schönen Rosenbeeten, wichtige Tipps & Tricks rund um Rosen, oder auch um einen kostenlosen Rosenschnittkurs a la Lubera zu sehen: Englische Rosen von David Austin Duftrosengarten Vasenduft Duftbäumchen Terrassenduft - Englische Rosen für Balkon und Terrasse Duftstrauch - Englische Strauchrosen Engelsduft - Englische dauerblühende Kletterrosen und viele, viele mehr... Markus Kobelt
| Aufruf: Wer besitzt einen resistenten oder hochtoleranten Pfirsichbaum! Auf der Suche nach toleranten oder sogar resistenten Pfirsichsorten werten wir die Literatur aus, besuchen Sortensammlungen und selektionieren unsere Sämlinge. Nun aber möchten wir auch Sie, unsere Kunden und Leser und Newsletterabonnenten für dieses Projekt einsetzen: Besitzen Sie einen krankheitstoleranten älteren Pfirsichbaum? Kriterien: älter als 8-10 Jahre keine oder nur sehr wenige Kräuselkrankheitssymptome kein Harzfluss schmackhafte Früchte Wenn Ihr Nektarinen- oder Pfirsichbaum diese Kriterien erfüllt, würde es uns freuen, wenn Sie uns (kontakt@lubera.com) schreiben, eventuell ein Bild des Baums vom aktuellen Zustand beilegen, und uns kurz schildern, was Sie über den Baum wissen (Sorte, Herkunft, Qualität, Geschichte, Ihre Adresse, allenfalls Telefonnummer). Wenn Sie etwas, z.B. die Sorte nicht wissen, kein Problem, schreiben Sie einfach alles auf, was Sie wissen. Gerne würden wir dann im August die von Ihnen gemeldeten und für uns interessant erscheinenden toleranten Pfirsiche/Nektarinen, allenfalls auch Mandelbäume sammeln, bei uns veredeln und dann testen und für die weitere Züchtung benutzen. Dazu senden wir Ihnen im August eine Anleitung zum Reiser schneiden, bereits frankiertes Verpackungsmaterial und selbstverständlich auch einen 25 €/CHF Gutschein für unseren Shop. Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Einsendungen, und natürlich vor allem auf die Entdeckung von mehr toleranten, eventuell auch alten Pfirsichsorten!
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Was kann man gegen Kräuselkrankheit tun? | Die Kräuselkrankheit ist eine wirkliche Plage. Eine Beleidigung fast für jeden Fruchtfreund: Da hätte man südliche Früchte, die Nektarine und den Pfirsich, die bei uns eigentlich gut gedeihen, deren Baum leidlich winterhart ist und die auch gut ausreifen, ja deren Qualität aus dem Garten deutlich besser ist als im Supermarkt, da die Früchte essreif geerntet werden können… und wenn man sich dann nach der wunderschönen Blüte schon fast im Garten Eden wähnt und bereits von riesigen Erträgen träumt, taucht die Kräuselkrankheit auf, verkrüppelt die Blätter, zerstört die Schönheit und Vitalität des Baums und lässt schliesslich auch die meisten Früchte abfallen. Was kann man gegen Kräuselkrankheit tun? Das ist eine der meistgestellten Fragen im späten Frühling und Frühsommer. Und nicht selten und eigentlich auch verständlicherweise wendet sich der Ärger des Kunden gegen uns: "Jetzt habe ich doch eine tolerante Sorte gekauft, und schon hat sie Kräuselkrankheit." " Das Bäumchen ist nur 2 Jahre alt und schon voll befallen" etc. Sorry, wir sind Gärtner, aber nicht die Mörder und leider nicht die Zauberer… Wir können die Kräuselkrankheit nicht ändern und auch nicht aus der Welt schaffen. Leider. Aber wir können aufzeigen, wie die Kräuselkrankheit mit dem lateinischen und sprechenden Namen Taphrina deformans lebt und überlebt und wie wir vielleicht mit diesem Pilz leben können. Die Biologie von Taphrina deformans Taphrina deformans überwintert in den Knospenschuppen der Blattachselknospen. Darin ist ja eigentlich der erste Teil des Frühjahrsaustriebs schon angelegt, und genau dort hat sich der Pilz mit seinen überwinternden Organen eingenistet. Ganz schön clever. Als Fenster für die Bekämpfung bleibt also nur der Spätwinter, lange vor den Austrieb und am besten auch vor dem Zeitpunkt, wenn die Knospen zu schwellen beginnen. Der Pilz hat sich perfekt auf seinen unfreiwilligen Wirt, den Pfirsichbaum (auch Mandelbaum und Nektarinenbaum) eingestellt: Sobald der Pfirsich aus dem Winterschlaf erwacht und seine Knospen zu schwellen beginnen, beginnt auch der Pilz zu wachsen und setzt sich sofort auf den sich noch innerhalb der Knospe entwickelnden Triebteilen fest. Dies ist auch der Grund, dass es beim effektiven Austrieb, wenn die Knospen aufbrechen, für eine Bekämpfung bereits weitgehend zu spät ist. Und dann kommt, was wir leider nur allzu gut kennen: Der Pilz wächst und reift auf den sich entwickelnden und ausfaltenden Blättern, verkrüppelt sie, bringt sie teilweise sogar zum Absterben. Derweil tut sich der Pilz auf den Blättern gütlich - des einen Freud, des anderen Leid - beginnt zu sporulieren und die Sporen setzen sich gleich wieder im zukünftigen Winterlager, auf den Blattachselknospen der neu entwickelten Triebe und Blätter fest. Worauf dann das Unheil nächstes Jahr gleich wieder ausbricht - nur jedes Jahr verstärkt. Im warmen Sommer, bei Temperaturen über 16°C, besiedelt der Pilz aber keine neuen Blätter mehr! Daraus können wir zwei wichtige Dinge lernen: Der Pilz verbreitet sich während der Vegetationsperiode nicht weiter, er besiedelt mit seinen Sporen ab dem zweiten Wachstumsschub des Baums im Sommer keine neuen, ganz frisch aus dem Meristem sich entwickelnde Blätter. Und er taucht nach seinen Missetaten im Frühling und Frühsommer gleich wieder unter und besiedelt die noch versteckten neuen Knospen, um nächstes Jahr umso hinterlistiger wieder zuzuschlagen. Damit ist auch klar, dass eine Bekämpfung des Pilzes im Sommer keinen Sinn macht (er verbreitet sich ja nicht über mehrere Pilzgenerationen weiter wie der Schorfpilz), dass es aber sehr wohl gut und sinnvoll ist, den Kreislauf wenn irgend möglich zu unterbrechen. Das alles kann man gegen die Kräuselkrankheit unternehmen 1. Standortwahl Wählen sie einen trockenen und gut durchlüfteten Standort. Hier können sich ganz allgemein Pilze weniger gut etablieren, weil die Blätter und Knospen schneller abtrocknen und so für die Pilzsporen schwieriger zu attackieren sind. Das ist auch einer der Hauptgründe, dass im Süden die Kräuselkrankheit weniger auftritt als bei uns. 2. Tolerante Sorten auswählen Pflanzen Sie tolerante oder tolerantere Sorten. Achtung: Ich habe nicht resistent gesagt! Bis heute kenne ich leider keine resistenten Pfirsich- oder Nektarinensorten. Alle bekommen Kräuselkrankheit, die einen schneller und stärker, die anderen etwas später oder weniger intensiv. Neben den Sortenunterschieden gibt es auch noch individuelle Unterschiede, die man sich häufig gar nicht erklären kann: Dieser Baum ist voll befallen, der andere weniger, auch bei gleicher Sorte. Wir sind halt in der Natur, nicht in der Mathematik oder Physik. Die Toleranz der toleranteren Sorten beruht im Wesentlichen auf einem stärkeren Wuchs, vor allem in einem stärkeren späteren Wachstum. Wie ich weiter oben gezeigt habe, überwintert der Pilz in den Knospenschuppen und befällt dann gleich die in den Knospen schon angelegten Triebteile, wenn sie sich zu entwickeln beginnen. Aber auf die später aus der Triebspitze, aus dem Meristem entstehenden Triebteile hat er ja keinen Zugriff, da es dann in der Regel bereits zu warm ist. Je stärker also dieser zweite Wachstumsschub bei einer Sorte ausgeprägt ist, desto leichter und schneller wächst die Pflanzte dem Pilz davon und kann dann hoffentlich noch genügend Reservestoffe ansparen, um sicher durch den nächsten Winter zu kommen. Wir haben vor 5 Jahren einen systematischen Versuch mit toleranten und normal anfälligen Sorten durchgeführt, und dabei deutlich den beschriebenen Effekt gesehen. Allerdings scheint es auch so zu sein, dass der Kräuselkrankheitspilz ganz allgemein stärker zuschlägt, und auch die Toleranz der toleranten Sorten immer mehr gefährdet und durchbricht. Man kann sich das vielleicht so vorstellen wie der stete Tropfen, der auch den Stein höhlt, oder wie der Schneeball, der langsam zur Lawine wird. Der Pilz besiedelt jedes Jahr mehr Knospen, vor allem bei uns nördlich der Alpen, und so wird auch global der Infektionsdruck immer grösser. 3. Spritzen, ja Spritzen! Es gibt wenige Spritzgänge, die so effizient sind wie beim Pfirsich: Eine Kupferspritzung im Februar, vor dem Knospenschwellen, verhindert die Krankheit fast zu 100 % - unter der Voraussetzung dass man präventiv, vom ersten Standjahr an, mit diesem einmaligen Pflanzenschutz (1x pro Jahr) beginnt. Zusätzlich steht Ihnen Neudo-Vital Obst-Spritzmittel zur Verfügung, das man 2-3x pro Jahr einsetzen sollte, ebenfalls im Frühling vor dem Knospenschwellen. Nun verstehe ich natürlich, dass Sie wenn möglich nicht spritzen möchten, und dass Ihnen das unsympathisch ist. Aber wie sympathisch ist Ihnen der hässliche, deformierende Pilz? Als Obstbauer kann ich Ihnen versichern, dass jeder Gala-Bioapfel, den Sie im ach so nachhaltigen Supermarkt kaufen, zwischen 15 und 25 x mal mehr gespritzt ist als ein gegen Kräuselkrankheit behandeltes Bäumchen. 4. Den Kreislauf des Pilzes unterbrechen Diese Erkenntnis ist vielleicht am wichtigsten: Wenn Sie den Kreislauf des Pilzes unterbrechen, können Sie den Pilz wenigstens daran hindern, jedes Jahr stärker zu werden. Dazu müssen Sie einfach alle frisch befallenen Triebteile und Blätter möglichst schnell entfernen und behindern so die Neubesiedlung der frischen Knospen. 5. Züchtung und Selektion Unsere Aufgabe als Züchter und Vermehrer ist es, neue tolerantere, wenn möglich resistente Pfirsichsorten zu finden und zu züchten. Hier kommt übrigens erschwerend hinzu, dass Pfirsichsorten in den letzten 400 Jahren fast ausschliesslich in südlichen Klimazonen gezüchtet und ausgewählt worden sind, so dass die Adaption an unsere Klimabedingungen weitgehend verloren gegangen ist bzw. gar nicht aufgebaut werden konnte. Letztlich gehört es also in der nördlichen Pfirsichzüchtung zu den wichtigsten Aufgaben, grosse Populationen, grosse Pflanzenmengen mit möglichst grosser Diversität auf ihre Reaktion in unserem Klima zu testen und dann zu selektionieren. Tönt eigentlich ganz einfach😉 Wir haben deshalb auch bei Lubera mit einem Pfirsichzüchtungsprogramm begonnen, parallel mit unseren Partnern in Oregon, die ähnlich wie wir unter zu viel Feuchtigkeit und Nässe und zu langer Frühlingskälte leiden. Markus Kobelt
| Hilfe! Geschlechtliches Gegenüber gesucht! | "Hilfe!" Ja genau so stand es im Betreff der verzweifelten E-Mail eines Menschen, dessen Hilfeschrei wir uns erlauben, in diesem Gartenbrief anonym und augenzwinkernd zu veröffentlichen… Hilfe! Unser Hausherr hat vor Jahren Kiwi gepflanzt, die an den Balkonen hochklettern, wuchern wie blöd! Sie müssen dauernd beschnitten werden, aber sie produzieren keine Früchte, da das geschlechtliche Gegenüber fehlt. Was für Fotos brauchen Sie, damit Sie das Geschlecht der jetzigen Kiwi-Plage bestimmen können? Und können wir dann bei Ihnen das nötige Pflanzgut kaufen, und heimlich dazu pflanzen, damit diese grüne Hölle endlich nützlich wird? M.R. Lieber M.R., schicken Sie uns die Blütenbilder Ihrer Kiwipflanze oder schauen Sie einfach bei uns auf der Kiwi-Seite, vielleicht erkennen Sie Ihren Balkon-Bewohner? Die männliche Blüte zeigt fast nur Staubfäden (siehe Bild oben), während die weibliche Blüte beide Geschlechter, also Staubfäden und Stempel zeigt. Ansonsten hoffe ich, dass Ihnen das folgende Video "Die Befruchtungs(un)verhältnisse bei Kiwi" helfen würde. Markus Häuptling Grüner Daumen! Habe es endlich begriffen, und eine Blüte der jetzigen Kiwiplage photographiert. Wir kaufen alles was sein muss, um zu dem derzeitigen etwas dazuzupflanzen, damit es endlich ausser Laub auch was zu fressen gibt. Vielen Dank & mit Weinhändlers Gruss! Vollen Tank! Ihne Ihrn! M. R.
| | | | Kiwi Hayward | Kiwi Tomuri | Kiwi Minkigold® | Actinida chin. deliciosa Hayward, die grösste und beste weibliche Kiwisorte, wird problemlos in Mitteleuropa reif | Befruchtersorte für Hayward Kiwi-Pflanzen | Weibliche gelbe Classic Kiwi Minkigold® | | | | | | |
Feigenskandal in Kalifornien | Im Verlauf ihrer langen Geschichte wird sich die Feige nicht selten herrlich amüsiert haben über all die Verwirrungen, die sie mit ihren unterschiedlichen Fruchttypen und ihrer komplizierten Befruchtungsbiologie stiftete. Mit am spannendsten ist der totale Misserfolg des kalifornischen Feigenanbaus in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Dabei war das doch genau die Zeit, die das Bild vom Sonnenstaat und vom wahr gewordenen amerikanischen und kalifornischen Traum prägte. Man kann das wahrscheinlich am besten mit der heutigen Rolle des Silicon Valley vergleichen: So wie heute (fast) alle technischen Innovationen dort zu beginnen scheinen und alle Welt ins gelobte Tal pilgert, so herrschte damals die Goldgräberstimmung in der kalifornischen Landwirtschaft. Systematisch wurden neue wertvolle Kulturen aus den südlichen Ländern der alten Welt nach Kalifornien importiert und gleich zu richtigen Industrien ausgerollt. Das Geld lag nicht auf der Strasse, es lag auf den Feldern und in den Pflanzen. Neben mutigen Unternehmertypen und auch Abenteurern spielte auch das amerikanische Landwirtschaftsdepartement mit ihren «Agricultural Explorers», die in alle Welt ausgeschickt wurden, eine entscheidende Rolle. Aber natürlich ging neben den von den Skandal- und Sensationsblättern verbreiteten Erfolgsgeschichten auch einiges schief: Luther Burbank scheiterte glorios mit seinen dornenlosen Fruchtkakteen – und die 1880 bis 1882 in grosser Anzahl importiert Smyrna-Feigen trugen einfach und stur während fast zweier Jahrzehnte keine Früchte. Was das besonders Bösartige und regelrecht Aufreizende an der Geschichte war: Die importierten Feigenbäume trugen sehr wohl Früchte, kleine grüne Dinger, die dann aber jedes Jahr nach einer Anstandspause (in der sie vergeblich auf die Befruchtung warteten) einfach abfielen. Was lief da falsch, wer war schuld an dem Desaster? Natürlich die Türken, so vermutete man, die hätten ja alles Interesse daran, ihre Exportmärkte zu schützen und hätten darum sterile Feigen in die USA geschickt… Nur DAS könne der Grund sein, denn die alten Feigensorten, die seit dem 18. Jahrhundert in Kalifornien wuchsen (z.B. die Sorte Mission), trugen ja zuverlässig Früchte. Nur ganz Wenigen war klar, dass die Mission (als Kulturfeige) und die importierten Smyrnafeigen aus der Türkei ganz einfach unterschiedliche Feigentypen mit unterschiedlichen Befruchtungsanforderungen waren (lesen Sie den Artikel "Die 4 Feigentypen" in unserem Magazin). Die Blastophagen-Blasphemie Dabei war eigentlich alles notwendige Wissen vorhanden. Es war gute und altbekannte agronomische Praxis vor allem in Griechenland und in der Türkei, Feigenwespen, die sogenannten Blastophaga, zur Befruchtung der Smyrna-Feigen einzusetzen. Und den kalifornischen Anbauern war ja auch aus der Zitruskultur bekannt, dass einige Orangen, z.B. die Washington Navel, ohne Befruchtung Früchte ansetzen, andere aber ohne Befruchtung leer bleiben. Irgendwie konnte nicht wahr sein, was nicht wahr sein durfte: Ein Tier, ein Insekt, das in die kleinen Früchte schlüpft und dann da, im Dunkeln (!) das unziemliche Befruchtungswerk verrichtet, das war abartig, das war fremd, das wollte man nicht akzeptieren. Widerwärtig! Und nicht selten wurde die Caprifikation (die Befruchtung der Smyrna-Feigen durch die Feigenwespe) auch als Aberglaube «peasant superstition» der Bauern aus der Alten Welt verunglimpft. Was der türkische Bauer in seiner Zurückgebliebenheit machte, hatte die moderne kalifornische Feigenindustrie sicher nicht nötig. Früchte allerdings wären schon gut gewesen … Der Sieg der Wissenschaft Und gerade als sich dann die Vernunft durchzusetzen begann, und die Ersten an die zu glauben wagten, kam ein weiterer Rückschlag: Eine 1892 veröffentlichte Übersetzung eines schon viel älteren wissenschaftlichen Textes des italienischen Professors Guglielmo Gasparrini machte die ganze Blastophagen-Aufklärung wieder zunichte. Er behauptete sogar, dass sich der Einsatz der Befruchterwespen negativ auf die Fruchtqualität auswirke. Der Professor aber hatte zu seiner Zeit nur die in Italien viel weiter verbreiteten Kulturfeigen im Auge. Und natürlich war es auch ihm zutiefst zuwider, an die Insekten und allenfalls gar an ihre Exkremente denken zu müssen, wenn man in eine Feige biss… Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, und vor allem dank der Forschungen und Reisen von Walter T. Swingle, einem der produktivsten und erfolgreichsten «Agricultural Explorer» der USDA, kam sprichwörtlich Licht ins Dunkel der Caprifikation und wurden die inneren (ja inneren!) Widerstände bei Anbauern und Feigen überwunden. Vor allem der zweite grosse Import von Caprifeigen aus der Türkei 1898 war ausserordentlich erfolgreich: Die Smyrna-Feigenbäume, die vorher fast 20 Jahre lang stur gestreikt hatten, trugen riesige, saftige Feigen. Ja, vielleicht ging es halt wirklich nicht ohne die blasphemischen Blastophagen. Ein Sieg der Feige Die Feige aber, das schlaue Ding, lächelte verschmitzt und dachte ihres dabei. Wieder hatte sie Insekten und Menschen zu Höchstleistungen veranlasst, unzählige Zeitungsartikel, Übersetzungen und Pamphlete waren erschienen und sie hatte schlussendlich ein neues Territorium erobert. Wieder hatte sie den Menschen gezeigt, dass sie nicht vorhatte, sich ihren Vorlieben und Komplexen anzupassen. Nein, die Menschen sollten sich gefälligst den Anforderungen der Feige unterordnen! Weitere spannende Feigengeschichten in unserem Lubera-Magazin: Die Geschichte und Biologie der Feige: Die Feige, der Mensch, die Wespe … und ich, Einleitung Die Geschichte und Biologie der Feige, Teil 1 Die Geschichte und Biologie der Feige: Die Ur-Feige, Teil 2 Die Geschichte und Biologie der Feige: Auftritt Feigenwespe, Teil 3 Die Geschichte und Biologie der Feige: Die Smyrna-Fruchtfeige, Teil 4 Die Geschichte und Biologie der Feige: Die Caprifikation, Teil 5 Die Geschichte und Biologie der Feige: Die Kulturfeige, Teil 6 Die Geschichte und Biologie der Feige: Der Mensch als Feigensklave, Teil 7 Markus Kobelt
| Der wahre König des Nordens | Wer "Game of Thrones" kennt und liebt, der weiß auch, dass der wahre König des Nordens nur einer aus dem Hause Stark sein kann. Und in meinem Garten, im wahren Norden der Republik (und das ist für mich nur die schmale Landzunge nördlich von Hamburg, denn sie gehört eindeutig mit zu Skandinavien), gibt es auch nur einen König: Die schwarze Johannisbeere! Hier - nahe der dänischen Grenze - kennt man keinen Hitzestau und keine Hitzeperioden im Sommer, unter denen der Rest Deutschlands jeden Sommer stöhnt. Und mein kleiner Garten kennt - noch schlimmer - auch keinen Windschutz. Hier weht der Wind immer! Und meistens ziemlich stark. Sturmböen sind die Regel, nicht die Ausnahme. Hier staut sich also keine Wärme, hier pustet es nur, kühl und oftmals kalt, entweder von der Nordsee oder der Ostsee herein. Nehmen Sie dazu noch den ewigen Regen im Winter, im Frühling und im Herbst, das stehende Wasser auf dem Lehmboden und Sie ahnen, dass Südfrüchte wie Pfirsiche in meinem Garten keine Überlebenschance hatten, trotz mehrmaliger Versuche. Aber zurück zum König des Nordens. Er gedeiht prächtig trotz Stürmen, peitschenden Winden, klirrender Kälte im Winter und manchmal auch klirrender Kälte im Sommer (dazu zähle ich die 15 Grad, die wir lange Zeit letztes Jahr im August hatten). Und wie ein wahrer König, sorgt er immer für seine Untertanen, zeigt ihnen Milde und versorgt sie mit Nahrung. Meine schwarzen Johannisbeeren fruchten nicht nur IMMER sondern auch IMMER in verschwenderischer Fülle, egal wie kalt und nass der Frühling war, wie viele Stürme übers Land zogen. Niemals zogen sie sich beleidigt zurück, oder hatten mal schlechte Jahre. Immer, wirklich immer produzierten sie überreichlich und gaben dem darbenden Gärtner ihre großen, saftigen, dunkellila, purpurnen Früchte ab, so dass er (der Gärtner) gedieh und gesund blieb. Meine roten und weißen Johannisbeeren (Glasperle und Sonette) sind hier im äußersten Norden genauso verlässlich, aber sie sind eher der zarte Hofstaat meiner großen, stattlichen Noiromas und meiner Late Night (die Black Bells sind eben erst dabei, Größe zu entwickeln, sie sind noch jung und somit erstmal nur Erbprinzen würde ich sagen. Und meine brandneuen Black Marbles werden diesen Sommer zum ersten Mal zeigen müssen, ob sie den König vom Thron stoßen können, sie haben das Potential dazu würde ich sagen, aber sie sind halt noch Babies im Vergleich zu den alten Noiromas). Neben den Johannisbeeren sind auch die Stachelbeeren meine treuesten Freunde im Garten des Nordens. Und von Familie und Freunden in Dänemark und Norwegen weiß ich auch, dass auch hier, im "ultimativen Norden" die Johannisbeeren (mit Abstand) gefolgt von den Stachelbeeren, die Beerensträucher im Garten sind, die am verlässlichsten und vor allem AM MEISTEN produzieren. Bei aller Liebe zu Südfrüchten, wir Nordländer müssen halt Urlaub machen im Süden, also südlich von Hamburg oder gar in den exotischen Süden der Weinanbaugebiete Deutschlands reisen, um mal zu kosten, wie Pfirsiche - (mein stiller) Traum - frisch vom Baum schmecken. Englische Forscher sagen klipp und klar: Die schwarzen Johannisbeeren sind die ultimative "Superfruit No. 1"! Ja, sie sollen sogar gesünder sein als Goji-Beeren und Blaubeeren! Dr. Derek Stewart vom Schottischen Forschungsinstitut Scottish Crop Research Institute (SCRI) fand heraus, dass die schwarzen Johannisbeeren unter 20 getesteten Beeren und Früchten diejenigen mit den meisten Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien waren. Er hatte ein besonderes Augenmerk auf die in letzter Zeit so gehypten Superfruits, die meist von weit her kommen und die, wie z.B. Goji Beeren, zu hohen Preisen gehandelt werden. Er untersuchte also u.a. Cranberries, Passionsfrüchte, Pfirsiche, Granatäpfel, Grapefruit, Zitronen, um zu sehen, was an Superfruits nun tatsächlich dran oder eher drinnen ist. Umso erstaunter war er, dass die bescheidene schwarze Johannisbeere sie quasi alle in die Tasche steckte! (Quellen: http://www.dailymail.co.uk/health/article-462802/Blackcurrants-berry-best-fruit-you.html http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/1554956/Study-claims-blackcurrant-is-No-1-superfruit.html) By the way: Gleich nach den schwarzen Johannisbeeren kamen Himbeeren, Blaubeeren und Erdbeeren. In Zeiten der Not war die schwarze Johannisbeere schon immer ein Mittel in ganz Nordeuropa, um nicht erhältliche Medizin zu ersetzen. So wurde zum Beispiel in England während des zweiten Weltkrieges ein Stärkungsmittel aus schwarzen Johannisbeeren hergestellt und kostenlos an Kinder verabreicht. Kurz und gut und abschließend: Der unbeugsame, der unbezwingbare, der stolze, der starke und friedensbringende König des Nordens, der seinem Volk Gesundheit und Glück bringt, ist bei Game of Thrones – nun ja, Sie ahnen es zumindest – aber im Garten, ja, da wissen wir es nun schwarz auf weiß: Es kann nur Einen geben, eine "sie" wohlgemerkt, die Königin nämlich: Die schöne, liebreizende, unwiderstehliche schwarze Johannisbeere! Ranka Tessin
| Die Holunderblüte: Gesund, lecker, aromatisch und wunderschön | Wenn der Holunder blüht und seine Blüten ihren träumerischen, schweren Duft verströmen, dann weiss ich, dass der Sommer gekommen ist. "Bloss nicht die Holunder-Blüte im Juni verpassen!", sage ich jedes Jahr Anfang Juni zu mir und jetzt auch zu Ihnen. Daraus kann man so viele tolle Sachen machen, wie z.B. Holunderblüten-Sirup. Im Sommer ist das mit etwas Zitronensaft und Sprudel ein super Erfrischungsgetränk! Und so wird‘s lecker: 10–15 Blütendolden am besten um die Mittagszeit pflücken, da sie dann das meiste Aroma entfalten. Ausschütteln und die Stängel abschneiden. Bitte nicht waschen sonst geht das Aroma verloren. 1 l Wasser mit 1 kg Zucker und 10 g Zitronsäure aufkochen und über die Blüten giessen Eine frische, in Scheiben geschnittene Zitrone (falls zur Hand) kann mit aufkocht werden 24 Std. zugedeckt ziehen lassen Durchsieben und nochmals aufkochen lassen. Heiss in Flaschen füllen. Diese fest verschliessen Dann wieder in den Garten gehen und Vorräte für die kalten Herbst- und Wintermonate machen. Wirklich leckerer Holunderblütentee, der ähnlich wie Lindenblütentee schweisstreibende, fiebersenkende und schleimlösende Wirkung hat, ist als Mittel gegen Erkältungen besonders beliebt. Bei Rheuma wird eine Holunderblüten-Tee-Kur empfohlen, bei der Sie drei Wochen lang täglich eine Tasse Tee trinken sollten. Die Tatsache ist und bleibt: Nur wenige Wildpflanzen sind in der Volksmedizin derart beliebt und verbreitet wie der Schwarze Holunder (Sambucus nigra). Für den Feinschmecker empfehle ich die Holunderblüten Fritten. Dazu werden die Blüten in Pfannkuchenteig gedippt und in Fett ausgebacken. Falls Sie es ausprobieren möchten, ein Tipp von mir: Achten Sie darauf, dass der Teig flüssig ist und nicht zu pappig, sonst kleben die Blüten zusammen. Denken Sie aber daran, dass Sie Blüten übrig lassen, um später auch die Holunderbeeren ernten zu können. Die schwarzen Holunderbeeren sind sehr reich an Vitamin C und B2 sowie mineralstoffhaltig. Machen Sie daraus am besten Saft. Beeren lassen sich optimaler Weise in ganzen Dolden ernten. Danach kann man sie einfach "abstribbeln". Dies funktioniert noch einfacher, wenn Sie die Dolden vorher einfrieren, und dann einfach die Beeren von den Dolden mit einer Gabel streifen. Der Saft kann mit Wasser verdünnt das ganze Jahr über getrunken werden. Im Winter am besten köstlichen Glühwein daraus machen, super als vorbeugende Massnahme gegen Erkältungen. Und zum Schluss ein Tipp für alle, die wie ich, viel am Bildschirm arbeiten dürfen: Gegen übermüdete und überanstrengte Augen hilft ein Aufguss von 2 Teelöffeln getrockneten Holunderblüten und 0,25 Liter kochendem Wasser. Lassen Sie diesen Tee 10 Minuten ziehen und abkühlen. Der Tee muss richtig kalt werden. Giessen Sie ihn durch ein Sieb und tauchen Sie zwei Wattepads hinein. Die Pads legen Sie sich für mindestens 15 Minuten auf die geschlossenen Augen. Wer nun Appetit bekommen hat, sollte schnell damit anfangen, Holunderblüten zu sammeln. Viel Spass beim Ernten und Verarbeiten! Noch kein Holunder im Garten? Für einen höheren Ertrag empfehle ich die Sorte 'Haschberg'. Hinweis: Holunderbeeren enthalten das schwach-giftige Sambunigrin. Deshalb müssen sie vor dem Verzehr erhitzt werden, dadurch wird dieser Inhaltsstoff unwirksam. Beim roten Holunder (Sambucus racemosa) müssen die Kerne entfernt werden und darf nur das Fruchtfleisch verwendet werden. Zwergholunder (Sambucus ebulus) ist giftig und kann in keiner Weise kulinarisch verwendet werden. Seine Früchte können mit denen vom schwarzen Holunder verwechselt werden. Sie zeigen aber meist nach oben während die Früchte des schwarzen Holunders hängen. Lesya Kochubey
| | Die Entstehung meines Mediterrangartens 2004-2008, Teil 1 | Lieber Herr Kobelt, als Nachkriegskind und mit einem großen Garten aufgewachsen, waren für mich Südfrüchte und Mediterranes Flair für lange Zeit etwas Besonders und in späterer Folge ein Wunschziel, so etwas im eigenen Garten zu versuchen. Als etwa 2003 auf dem Grundstück befreundeter Nachbarn einige Bäume in der Nähe einer Hochspannungsleitung gefällt werden mussten, begann ich dort mit Aufräumungsarbeiten. Dabei weckte ein alter Baumstrunk mein Interesse, der mit dem rundum aufgeschichteten Totholz einen recht geschützten Platz ergab, sodass ich mich entschloss, es dort mit einer Feige zu versuchen (damals war von Klimawandel noch keine Rede und auf 800 m SH so eine Aktion schon ein eher kühnes Ansinnen). Bei der Bodenvorbereitung kam eine Unmenge Geröll zu Tage, das rundum aufgeschichtet wurde, mit der Idee, als Windschutz und Wärmespeicher zu fungieren. Die eher spärliche Waldbodenerde wurde mit einem Wurfsieb mühsam von den Steinen getrennt. Knapp oberhalb dieser Stelle kragte ein Felsstück aus dem Hang, das mir geeignet erschien, es dort mit 3 Weinstöcken zu versuchen, da dort in die Tiefe am meisten Feuchtigkeit zu erwarten war. Nachdem alles den Winter gut überstanden hatte (die Feige war mit einem starken Baufließ eingepackt), war der Tatendrang erst richtig geweckt. Die Rodungs- und Grabungs- und Gestaltungsarbeiten waren nur bedingt planbar und von den topographischen Verhältnissen und dem Verlauf der Felsformationen abhängig, die oft erst durch die Grabarbeiten ersichtlich wurde. Der mittelsteile SO bis SW geneigte und nach Norden durch einem Mischwald geschützte Hang bot grundsätzlich günstige klimatische Voraussetzungen für meine Bestrebungen. Der hohe Anfall an Steinen und Geröll führte fast zwangsläufig zu einer Terrassenanlage mit Trockensteinmauern, die ihre Problematik im Mangel an großen, aber meist rundlichen Steinen, bei einem Übermaß an Kleinmaterial hatte. Natürlich war auch der Wärmespeichereffekt der Steine ein Aspekt für die Schaffung eines Kleinklimas. Gegen den vor allem im Winter kalten Ostwind wurde eine begehbare Windschutzhecke von inzwischen 2-4 m Höhe aus Totholz errichtet, die laufend mit organischem Abfall gefüttert wird und auch bereits als Humuslieferant dient. In anderen Bereichen dienen veredelte Kornelkirschen und Schlehen sowie hohe, dornenfreie Brombeeren als effizienter Windschutz. Nun, so ging es über die Jahre halt immer weiter, wie aus einer separat zu übermittelnden exemplarischen Foto Doku zu entnehmen ist. Vielleicht noch eine Anmerkung: Das Gartengrundstück ist weder in meinem Eigentum, noch habe ich es gepachtet, aber mir wurde von den Eignern, die schon seit Jahren verzogen sind, eine gewisse "Narrenfreiheit" zugestanden. Das Projekt hält mich fit und bringt Zufriedenheit mit täglich neuen Glücksmomenten. Herzliche Grüße Heimo Knechtel
| Mein Mediterrangarten: Gärtnern braucht Zeit und Geduld! Teil 2 | Lieber Herr Kobelt, mit Interesse habe ich den letzten Beitrag "Die untötliche Feige" in Ihrem immer sehr informativen Gartenbrief gelesen und möchte ergänzend meine Erfahrungen mit Feigenbäumen darlegen: Ich habe alle meine Pflanzen absichtlich in Strauchform erzogen, da sich dadurch die Fruchtausbeute einfach erhöht und bei strengem Dauerfrost von nachts 10-15 Minusgraden ohne Schneedecke, wie im heurigen Januar die Chance erhöht, dass einige Triebe überdauern. Der Grad des erforderlichen Rückschnitts ist sehr bald an der rötlich-braunen Färbung der Frostschädigung ersichtlich, wenn man das Holz befeuchtet. Je exponierter die Büsche stehen, desto widerstandsfähiger sind sie nach einigen Jahren. 4 meiner 4-5 m hohen Büsche zeigen kaum Frostschäden. Natürlich sind manche Sorten empfindlicher, wie bei mir "Brown Turkey", "Dalmatia" und bunt früchtige Feige "Vatiegata". Auffallend ist, dass die vielgepriesene Bayernfeige "Violetta" an allen Standorten vergleichsweise am frostempfindlichsten reagierte. Kurzzeitige tiefe Temperaturen verkraften Feigen bei Winterruhe und entsprechender Holzreife recht gut. Dauerfrost bei tiefen Temperaturen und Schneelosigkeit sind verantwortlich für grobe Schäden. Vielleicht findet mein terrassierter "Mediterrangarten", den ich in händischer Kleinarbeit durch Rodung eines felsendurchsetzten Waldstückes und Aufschichten der anfallenden Steine zu Trockenmauern auf 800m SH in Obermillstatt angelegt habe, Ihr Interesse. Heuer sind es 13 Jahre, dass ich mit diesem Projekt begonnen habe, das über die Jahre eine gewisse Eigendynamik bekommen hat, geleitet von den topographischen Gegebenheiten. Die besondere Herausforderung bestand für mich in der Kultivierung von Obstgehölzen, die unter normalen Umständen in dieser Klimalage auf 800 m SH nicht mehr gedeihen würden. Der offensichtliche Klimawandel hat meine Bestrebungen sicherlich unterstützt. So ernte ich inzwischen Früchte wie: - div. Sorten an Marillen und Pfirsichen (außer im Vorjahr und heuer nach den Spätfrösten) - div. Sorten Indianerbananen - div. Sorten Trauben - div. Sorten Feigen - Mandeln - Chines. Dattelbeeren (Ziziphus Jujuba) - Kakis - Maulbeeren - Nashibirnen - Gelbe Hauszwetschgen - Kreten, Kornelkirschen, Schlehen, Asperln - Maibeeren, Jap. Weinbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren - div. Birnen, Zwetschgen und Pflaumen - Nüsse von einem „geschlitzblättrigen“ Walnussbaum - der Pekanussbaum hat noch nicht gefruchtet Erfolgreich war ich auch mit Wasser- und Zuckermelonen im Freiland und natürlich Auberginen, Paprikas, Artischocken, Fenchel, etc. Im Bereich meines Wohnhauses stehen einige über 30 Jahre alte Kiwi Pflanzen, die inzwischen zu Baumstärke herangewachsen sind und jedes Jahr riesige Mengen schmackhafter Früchte liefern. Vielleicht führt Sie einmal eine Ihrer Reisen in die Nähe von Kärnten, es würde mich als Hobby Gärtner freuen, mit einem Fachmann durch mein Paradies Gartl zu streifen. Ein paar exemplarische Fotos finden Sie in der Anlage. Mit freundlichen Grüßen Heimo Knechtel Lieber Herr Knechtel, wow, da haben Sie wirklich etwas geschafft in den gut 10 Jahren. Mir gefällt Ihr Mediterrangartenprojekt sehr! Es zeigt auch, dass meine Lieblingsaussage stimmt: Gärtnern braucht Zeit und Geduld! Ich glaube, Ihre Story wird vielen Gärtnern Mut machen, selbst mal kontinuierlich ein grösseres Projekt anzupacken! Markus Kobelt
| | | | | Gustissimo® Rosetta | Kiwi Hayward | Kaki Aroma | Gustissimo® Rosetta, sehr schöne, frühreifende Feigensorte | Actinida chin. deliciosa Hayward, die grösste und beste weibliche Kiwisorte, wird problemlos in Mitteleuropa reif | Diospyrus kaki Aroma, ein saftig-weiches Fruchtwunder | | | | | | |
Neue Videos: Ernten und degustieren von Zitrusfrüchten | Video Nr. 1: Mexikanische Limetten: Ernten, schneiden, degustieren In der Lubera Orangerie auf Schloss Ippenburg wird geerntet und degustiert. Robert trennt die reifen Früchte mit einem sauberen Schnitt vom Zweig; die Ernte muss mit einer Gartenschere erfolgen. Nun ist die Mexikanische Limette an der Reihe. Ist es nicht ein Wunder? Der Baum trägt das ganze Jahr über Früchte! Die Citrus aurantiifolia Lime ist als ein wesentlicher Bestandteil des populären köstlichen Caipirinhas, den Robert so gerne trinken würde. Aber man ist halt bei der Arbeit und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als zusammen mit dem Chef die Mexikanische Limette pur im Stück zu probieren ... Video Nr. 2: Ovale Kumquats: Ernten und degustieren Als Nächstes ist die Ovale Kumquat (Fortunella margarita) - die Kumquat mit der essbaren würzigen Schale - dran. Die Zwergorange, wie die Ovale Kumquat noch genannt wird, schmeckt wirklich fantastisch! Selbst die Schale ist zart, sehr süss und aromatisch. Das Fruchtfleisch ist saftig und ein bisschen sauer. Zusammen ergeben die würzige Süsse der Schale und der leicht säuerliche Orangengeschmack des Fruchtfleisches eine tolle Geschmackskombination. Kumquats werden auch für Fruchtsalate, Torten, zur Garnierung von Wildbraten usw. verwendet. Ausserdem ist Nagami, wie die Ovale Kumquat auch noch genannt wird, eine wunderschöne kleinwüchsige und kompakte Zierpflanze; immergrün, mit intensiv duftenden Blüten. Video Nr. 3: Runde Kumquats: Ernten und degustieren Folgend ist die Runde Kumquat (Fortunella japonica) - die Kumquat mit dem süssen Fruchtfleisch - am Zuge. Das Ernten der Kumquats geht auch von Hand, eine Gartenschere wie bei Limetten, Zitronen und Orangen braucht man nicht. Wie praktisch - Runden Kumquats werden samt der süssen Schale verzehrt. Sie schmecken gut, werden aber in geringerem Masse kommerziell angebaut als die Ovale Kumquat (Fortunella margarita). Die Ovale Kumquat scheint Robert ein bisschen besser als die Runde Kumquat zu schmecken. Nein, nicht besser, sondern, sagen wir, exotischer: Eine wunderbare Mischung aus einem frischen, säuerlichem Zitrusaroma, das mit der herben Note der Schale kombiniert wird. Und der Geschmack der Runden Kumquat, meinen Markus und Robert, ist halt rund, rund süss, einfach ein wenig langweiliger als der der Ovalen Kumquat. Video Nr. 4: Minikumquats: Ernten und degustieren Und die Nächste ist die Minikumquat (Fortunella hindsii) - die Kumquat mit der essbaren Schale - an der Reihe. Die Früchte der Mini-Kumquat, auch Golden-Bean-Kumquat oder Hongkong-Kumquat genannt, sind wirklich sehr klein. Sie sind erbsen- bis kirschgross und die kleinsten Früchte der Citrus-Gattung. Sie sind wie alle Kumquatfrüchte zum Essen, Einkochen oder Würzen geeignet. Und ein selbstgemachter Sirup aus Minikumquats, aufgefüllt mit Mineralwasser ist ein super Getränk für heisse Sommertage. Roh schmecken sie weder Markus noch Robert besonders gut, die Beiden finden die Früchte seifig, sie vermissen Zucker und Säure. "Viel Aroma aber wenig Saftigkeit", so Markus, "man muss schon zugeben, dass die Zwerg-Kumquat eher für dekorative Zwecke genützt werden sollte." Das kleine Bäumchen voller kleiner strahlend orangenen Bällchen sieht fantastisch aus! Am besten scheint wohl die Ovale Kumquat zu schmecken. Die Runde Kumquat ist süss - die Kinder werden sie bestimmt mögen. Und Mini-Kumquats sind wirklich tolle Früchte mit einem grossen Hingucker-Faktor. Video Nr. 5 Limequats: Ernten und degustieren Anschliessend ist die Limequat 'Tavares' - Citrus aurantifolia x Fortunella margarita - an der Reihe. Mit verzerrten Gesichtern stellen Markus und Robert fest, dass Limequat zum Frischessen nicht geeignet sei. Einfach zu sauer!!! Aber doch nicht so sauer wie eine Limette. Limequat 'Tavares' ist nämlich eine Kreuzung aus der Ovalen Kumquat und der Limette. Durch den Einfluss der Kumquats erhält sie ihre leicht süsse Note. Was kann man mit der Limequat machen? Da sie mit der Limette und der Kumquat verwandt ist, hat sie auch ähnliche Verwendungsmöglichkeiten. In Fruchtsalaten, Marmeladen, Sossen oder in Cocktails kommt ihre feine bittersäuerliche Note richtig zur Geltung. Möchten Sie auch unsere Zitrusfrüchte probieren? Sie sind herzlich eingeladen! Auf zu einem schönen Sonntagsausflug, dorthin ... wo die Zitronen blühen ... Denn nicht nur Lubera Obst und Beeren wachsen und gedeihen im Ippenburger Mundraubgarten und Küchengarten, dieses Jahr präsentiert Lubera das breiteste Zitrussortiment Deutschlands! Über 60 Sorten warten auf Sie im Zitrusgarten beim Glashaus. Eine tolle Gelegenheit bietet sich an diesem Sonntag: Die renommierte Köchin Veronique Witzigmann bereitet in einem offenen Workshop Lubera Zitrusfrüchten zu! Machen Sie mit, probieren Sie mit! (Mehr über den Event erfahren Sie aus unserem Gartenbriebeitrag: "Der Fruchtbare Lubera-Sonntag auf Schloss Ippenburg")
| Die Zitruspflanzen und die Dornen | "Aua! Ich habe doch so ein wunderschönes Zitrusbäumchen bestellt. Und jetzt muss ich feststellen, dass es mehr Dornen als Früchte hat, viel mehr!" Solches und Ähnliches hören wir manchmal von unseren neuen Zitruskunden. Wie kann es sein, dass etwas so Schönes und Gutes so hässliche Dornen haben kann? Das passt doch nicht zusammen … Aber natürlich passt das. Keine, ja jedenfalls fast keine Rose ohne Dornen (wobei das da Stacheln sind), kein Erfolg ohne Wiederstand, ohne Fleiss kein Preis und so weiter und so fort. In der Botanik wie im Leben. Schönheit ohne Widerständigkeit wäre zu einfach, Begehrenswertes muss sich schützen, um nicht mit Haut und Haaren, mit Laub, Trieb und Früchten aufgefressen zu werden. Aber wir wollten ja eigentlich über die Dornen der Zitruspflanzen reden … Was genau sind eigentlich Dornen? Dornen sind voll verholzte Triebteile, Stacheln dagegen sitzen dem Trieb nur auf, sind oberflächliche Ausstülpungen, Aufsätze, die in der Regel auch leicht abgestreift werden können. Das bekannteste Beispiel für Stacheln bieten die Rosen; die Rosenstacheln, die eben darum keine Dornen sind, werden auch in der Schnittrosenproduktion und von Floristen mit einem speziellen Handwerkzeug einfach weggeschabt. Meist sind Dornen viel hartnäckiger, sie sind umgebildete Kurzsprosse, kleine Seitentriebe, die aber nicht mehr weiterwachsen, sondern vorne spitz und ohne Endknospe auf ein stechendes Ende zulaufen. Es ist fast so, als würde der Spross mal ebenso vorsichtig wie misstrauisch die Umgebung checken und sozusagen als Bodyguard das Wachstum des Haupttriebs absichern. Denn das ist die Hauptfunktion der Dornen: Die Abwehr von Fressfeinden, sekundär manchmal auch die Hilfe beim Klettern. Einige ganz bösartig bedornte Pflanzen, z.B. der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), bilden sogar an der Hauptsprossachse, am Ende der Seitentriebe Dornen aus. Sie gehen in der Abwehr von möglichen Feinden noch etwas weiter und möchten sie präventiv auf Abstand halten. Als Schweizer mit prägendem Geschichtsunterricht in den 70er Jahren verstehe ich genau, um was es den Kreuzdornen geht: Ich erinnere mich da gleich an den mittelalterlichen Konflikt zwischen den Eidgenossen und den Österreichern. Letztere hatten sich schlachttechnisch einen grossen Vorteil verschafft, indem ihre Truppen gegen aussen mit extrem langen scharfen Spiessen auftraten. Dieser Reichweite hatten die Schweizer Kriegsgurgeln nichts entgegen zu setzen, und so musste sich einer der Ihren, Winkelried opfern, indem er sich mit ausgebreiteten Armen in die Speerspitzen stürzte, sie nach unten zwang, und so eine Bresche in die Phalanx des Gegners schlug. Das Resultat kennen Sie: Österreich und die Schweiz sind heute beides friedfertige Kleinstaaten😉 Und natürlich hat das auf den ersten Blick absurd anmutende Kriegsbeispiel auch mit der Natur, mit den Pflanzen zu tun: Im täglichen Naturschauspiel und auf der Zeitachse in der Evolution herrscht so etwas wie ein permanenter Krieg, ein Kampf ums Überleben, den frei nach Darwin nur die fittesten und am besten Gerüsteten überleben. Warum haben Zitruspflanzen Dornen? Zurück zu den Dornen und zu den Zitruspflanzen. Warum haben Zitruspflanzen Dornen und warum haben sie so viele Dornen? Ganz offensichtlich, weil sie sich gegen Fressfeinde schützen mussten und müssen, dies umso mehr, als sie sehr attraktiv sind, was sicher vor uns Menschen auch schon andere Tiere gelernt haben müssen. Die Herkunft aus tropischen und subtropischen Regionen: Hier ist der Druck der Fressfeinde noch grösser, sie finden vorteilhafte Umstände vor, haben das ganze Jahr über - eben ohne Winter und Vegetationsruhe - einen gedeckten Tisch und vermehren sich auch entsprechend. Natürlich führt dieser Vorteil beim Wettrüsten auch auf der anderen Seite des epischen Überlebenskampfes wieder zur Aufrüstung: Mehr Dornen müssen her! Worauf das hungrige Gegenüber wieder schärfere Zähne entwickelt. Juvenilität und Dornen Bei vielen Pflanzen, z.B. auch bei Apfel und Birne, sind die Dornen an die Juvenilität, an die Jugendlichkeit und Ungeschlechtlichkeit der Pflanze gebunden. Der junge Sämling ist noch klein und ungeschützt, wäre den am Boden agierenden Fressfeinden wehrlos ausgesetzt. Also bildet er im Jugendalter schnell Dornen aus, bis er dann irgendwann eine bestimmte, als sicher empfundene Höhe, beim Apfel so ungefähr 200 cm, erreicht hat. Dann ist der juvenile Sämling der Gefahr entwachsen, wird erwachsen, beginnt konsequenterweise auch Blüten und Früchte auszubilden. Jetzt geht es nicht mehr primär darum, das eigene Überleben zu sichern (das ist ja erfolgreich geschehen), sondern mit der Weitervermehrung das Überleben der Art zu sichern. Warum aber bleiben im Gegensatz zum Apfel und zur Birne bei den dornigen Zitrussorten die Dornen meist auch im adulten Stadium erhalten (wenn auch meist etwas schwächer ausgebildet), so dass ich mir beim Griff nach der leckeren Frucht gleich den Arm zerkratze? Die Erklärung kennen Sie jetzt eigentlich schon: Der Druck der Fressfeinde auf der einen Seite und die Attraktivität der Pflanze auf der anderen Seite sind so gross, dass auch die adulte Pflanze sich schützen muss, wenn sie sich erfolgreich fortpflanzen will. Jedenfalls sollten Früchte von den Fressfeinden erst verzehrt werden, wenn sie auf den Boden fallen und die Samen physiologisch reif sind. Welche Faktoren können die Dornigkeit von Zitruspflanzen beeinflussen Die Dornigkeit und auch die Freiheit von Dornen sind bei den Zitruspflanzen genetisch festgelegt und auch relativ stabil, sie ändern sich also wie oben geschildert nicht so stark im Prozess des Erwachsen-Werdens. Dennoch haben ältere, fruchtende Zitrusbäume weniger und schwächere Dornen als junge, noch nicht ausgewachsene Bäume. Beim Veredeln der Zitrusbäume wird daher auch besonders darauf geachtet, dass das Vermehrungsmaterial von erwachsenen, früchtetragenden Bäumen stammt, so dass bereits zweijährige Zitruspflanzen sofort mit Blüten- und Fruchtansatz beginnen können. Auch bildet ein überstarker, steil aufwachsender Trieb mehr Dornen aus als ein flacher und schwacher Ast. Das heisst aber auch, dass ein zu starker und zu häufiger Schnitt, der ja immer auch das vegetative Wachstum anregt, zu mehr Dornen führt. Von daher ist der in Nordeuropa so beliebte Bubikopfschnitt für Zitrus, der sie einfach immer wieder in Form schneidet und so kompakt hält, vielleicht doch nicht ganz das Richtige. Eine offene Krone, bei der die inneren Triebe ganz entfernt werden, während den äusseren Leitästen mehr freien Lauf gelassen wird (eine Art offene Vasenform) führt tendenziell auch zu weniger Dornen. So einfach ist die Gleichung: Stärker schneiden - mehr düngen - mehr Wachstum - steileres Wachstum - mehr Dornen. Aber wie gesagt: Dornen sind bei den meisten Zitrusarten nur in einem beschränkten Masse (also nicht vollständig) über die Kulturmassnahmen steuerbar, die Dornen bleiben im Gegensatz zu einigen blattabwerfenden Laubfruchtarten wie Apfel und Birne meist über das ganze Pflanzenleben auf der Pflanze, mal etwas weniger und kleiner, mal intensiver und bösartiger. Zitrussorten, die keine Dornen ausbilden Aber selbstverständlich gibt es auch äusserst friedfertige Zitrussorten ganz ohne Dornen. Wie aber kann das sein? Wahrscheinlich spielen dabei wiederum die Fressfeinde eine Rolle: Man könnte sich gut vorstellen, dass diese unter Umständen als Fruchtliebhaber dornenlose Individuen bevorzugen und dann auch - über ihren Verdauungstrakt und dank ihrer Bewegungsfähigkeit, die ja den Pflanzen abgeht - die Samen und damit auch die Gene der dornenlosen Zitrussorten stärker verbreitet haben. Aus dem Nachteil würde dann ein Vorteil, aus den Fressfeinden würden Fressfreunde. Aber wahrscheinlich ist das etwas zu sehr um die Ecke gedacht: Den grössten Einfluss auf die Dornenlosigkeit der Zitruspflanzen hat wohl der grösste und einflussreichste aller Fressfeinde und Fressfreunde, der Mensch, der ganz sicher dornenlose Sorten auswählt und weitervermehrt, wenn er denn die Auswahl hat. Zitrussorten, die keine Dornen haben Alle Bitterorangen ausser komischerweise die weidenblättrige Bitterorange. Die panaschierte weidenblättrige Bitterorange aber ist ebenfalls dornenlos. Hier kann man sich gut vorstellen, dass die grössten Promotoren der Bitterorange, die Araber, ihren beliebten Zier- und Gartenpflanzen früh schon die dornigen Flausen ausgetrieben bzw. die Dornen weggezüchtet haben. Die römische Limette 'Pursha' Die meisten Mandarinen, die Mittelmeermandarine, die frühe Clementine 'Commune', die Satsuma Mandarine, die frühe Mandarine 'Avena apirena', die Tardivo Clementine sind alle dornenlos.Ob hier wiederum die Jahrtausende alte Kultur durch den Menschen in China eine Rolle gespielt hat, so dass den begehrten Mandarinen schon früh die Dornen wegselektioniert wurden? Dass die neugezüchtete grossfrüchtige und rotfleischige Sorte Mandared Dornen hat, erklärt sich daraus, dass es sich dabei um eine Hybride zwischen Mandarine und Orange handelt. Calamondin ist auch dornenlos. Das prädestiniert die Sorte noch mehr als Indoorpflanze. Die Dornenlosigkeit ist übrigens auch nicht überraschend, da Calamondin ja eine Hybride aus Kumquat und Mandarine ist, die beide ebenfalls ohne Dornen auskommen. Alle Kumquats ausser die Minikumquat sind dornenlos. Die Minikumquat sind dafür gleich umso heftiger bewehrt. Warum ist ein Stückweit ein Rätsel: So begehrenswert können doch die kleinen Früchte gar nicht sein. Aber die Pflanze ist ja allgemein sehr schwach wachsend, da mag es sich schon gelohnt haben, Dornen auszubilden, wenn man überleben wollte. Chinotto, eine meiner Lieblingszitrussorten, ist ebenfalls dornenlos. Zitrussorten, die wenig Dornen haben Achtung, wenig Dornen heisst nicht ungefährlich. Bei einer voll bedornten Sorte weiss ich, dass ich vorsichtig sein muss, bei wenig bedornten Zitrusarten kann Unvorsichtigkeit schon mal zu dem einen oder anderen Aua führen. Wenig Dornen haben folgende Sorten aus unserem Sortiment: Rote Grapefruit 'Rubra' Bergamotte 'Fantastico' Pampelmuse 'Marsh' Grapefruit 'Marsh Seedless' Rote Rangpur-Limette Limequat 'Tavares' Neapolitanische Limette Mexikanische Limette (das ist genau so ein Fall, wo die eher wenigen Dornen gerne übersehen werden und dann umso erbarmungsloser zustechen). Dafür kann man sich dann zur Belohnung einen Caipirinha-Drink genehmigen😉 Kaffirlimette alle Süssorangen, nur die Ovale Orange ist stark bedornt, ebenfalls die panaschierte Orange Meyerzitrone Wenn man sich diese Liste anschaut, so kommt man gerade bei den Sorten und Arten mit wenig Dornen nicht umhin, hier den Einfluss des Menschen zu vermuten: Bei den für ihn attraktivsten Zitrusbäumen hat er über Selektion und neuerer Zeit über Züchtung kontinuierlich den Dornenansatz reduziert. Aber keine Angst, es gibt immer noch mehr als genug davon. Zitrussorten, die sehr viel Dornen haben Natürlich führen wir in unserem Sortiment noch mehr Zitrussorten als die oben aufgeführten - und die haben alle Dornen, in der Regel sogar viele Dornen. Hier möchte ich aber nochmals einige Sorten herausstellen, die extrem viele Dornen haben und die wir in unserem Bedornungsindex mit 10 (0 = keine Dornen, 10 = Dornen sind riesig oder extrem stark vertreten und ähneln mittelalterlichen Waffen) eingeteilt haben. Und hier sind sie, die Wehrhaftesten unter den Dornenhelden: Die panaschierte Orange Dreiblättrige Bitterorange Flying Dragon, die gedreht wachsende dreiblättrige Bitterorange Yuzu Minikumquat Beide Fingerlimetten, die weissfleischige und die pinkfleischige Clementine Mandared Markus Kobelt/Philipp Schneider
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