Felix Hütten über die Frage, wie hilfreich immer mehr, immer genauere pränatale Untersuchungen sein können
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30. Juni 2023
Familie
Alles, was Eltern interessiert
Felix Hütten
Stv. Ressortleiter Wissen
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Guten Tag,
vermutlich alle Paare, die ein Kind erwarten, machen sich große Gedanken um die Zukunft. Wie wird das Leben wohl sein, wenn ein neuer Mensch in die Familie kommt? Natürlich gehört bei vielen auch die Frage dazu, ob das Kind wohl gesund zur Welt kommt, wobei es hier schon knifflig wird, denn was heißt schon „gesund“?

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ist die Medizin immer besser darin geworden, Kinder schon vor der Geburt auf mögliche Erkrankungen, Behinderungen, Fehlbildungen oder Einschränkungen hin zu untersuchen. Bestes Beispiel ist wohl der Bluttest auf Trisomie 21, der nicht-invasive Pränataltest. Er ist leicht zu machen, aber nicht immer sinnvoll, die Entscheidung für oder gegen den Test für viele werdende Eltern knifflig. Hier erklärt SZ-Autor Christian Heinrich die Hintergründe zu dem Test und beantwortet die Frage, in welchen Fällen er überhaupt hilfreich ist.

Doch beim Bluttest ist nicht Schluss, wie die jüngste Kontroverse um das Projekt „BabySeq“ zeigt: Mittels Genanalyse soll es bald gelingen, Eltern über mögliche Krankheiten ihrer noch ungeborenen Kinder zu informieren. „Doch hilft es Eltern wirklich zu wissen, dass ihr Kind mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit Diabetes bekommen wird, mit 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit Krebs und mit 15-prozentiger Wahrscheinlichkeit irgendeine andere schreckliche Krankheit?“, fragt meine Ressortkollegin Tina Baier in diesem Kommentar. Sie ist jedenfalls skeptisch.

Zurecht, würde ich sagen, denn nicht alles, was schon heute medizinisch möglich ist oder bald wird, hilft wirklich weiter. Dieser Satz aber wiederum ist wohl so alt wie die Geschichte der Medizin selbst, denn was hilft, oder allein was eine Gesellschaft unter „gesund“ oder „krank“ versteht, ist schon immer (auch) eine Frage der Perspektive gewesen. Die Antwort zu dieser Frage verändert sich kontinuierlich.

Ich persönlich denke daher, dass es schwierig ist und bleibt, eine generelle Aussage darüber zu treffen, ob Früherkennung sinnvoll ist oder nicht. Der Einzelfall ist entscheidend. Hier ist gute Aufklärung wichtig – und hieran mangelt es deutlich. Es ist relativ einfach, Tests vor der Geburt zu machen, aber es kann ziemlich schwer werden, mit dem Ergebnis umzugehen. Und was sagt es eigentlich über eine Gesellschaft aus, wenn Kinderkriegen zum Angstthema geworden ist? Wenn angehende Eltern das Gefühl haben, ein Kind eigentlich nicht meistern zu können in Zeiten von Wohnungsmangel und Kita-Schließungen, in Zeiten von Krieg, Inflation und Klimakrise – und deshalb sicher gehen wollen, dass es wenigstens „gesund“ ist?

Ohne Kinder keine Zukunft, und doch verwerfen viele junge Paare ihren Wunsch nach Kindern, zu riskant. In Deutschland etwa sankt die Zahl der geborenen Kinder 2022 im Vergleich zum geburtenstarken Jahrgang 2021 um mehr als 7 Prozent. Auch in anderen europäischen Ländern wie etwa in Italien ist der Geburtenrückgang deutlich. Moderne Gentests und filigrane Trisomie-Diagnostik sind eher Symptom dieser Entwicklung, weniger die Ursache. Und deshalb sollte man aus meiner Sicht auch Eltern unterstützen, die sich für solche Testes entscheiden – aus welchen Gründen auch immer sie das tun. Denn eines bleibt sicher, die medizinische Forschung schreitet voran, ob man das will oder nicht. Außer, es werden irgendwann gar keine Kinder mehr geboren.

Ein schönes Wochenende wünscht,
Felix Hütten
Stv. Ressortleiter Wissen
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