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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 18.01.2022 | Wechselnd bewölkt mit Regenschauern bei maximal 5°C . | ||
+ Erster Bezirk stellt Kontaktnachverfolgung in Schulen komplett ein + Berlin will PCR-Tests nur noch für symptomatische Personen + Schon 26 Automatensprengungen: Zwei Panzerknackerbanden machen die Stadt unsicher + |
von Julius Betschka |
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Vor allem der Schulbesuch ist zurzeit ja ein solches Wagnis. Die Inzidenz liegt unter Schülern mit 1800 doppelt so hoch wie im Rest der Stadt. In Spandau stellt das Gesundheitsamt jetzt die Kontaktnachverfolgung ein, wie die stellvertretende Amtsärztin den Leitungen der Schulen am Montag mitteilte. Das Schreiben liegt dem Checkpoint vor. Kontaktpersonen von infizierten Schülern werden nicht mehr nach Hause geschickt, Kontaktlisten nicht mehr erstellt. Stattdessen sollen nur noch „best friends“, wie es in dem Schreiben heißt, und direkte Sitznachbarn täglich schnellgetestet werden. Allein die Beste-Freunde-Definition dürfte Freundschaften zerbrechen lassen. Der Brief endet dann mit einem freundlichen Hinweis: „Trotz dessen, dass keine Kontaktverfolgung mehr stattfindet, stehen ihnen die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Spandau für Fragen gern zur Verfügung.“ Die Linkspartei möchte nun eine Abschaffung der Präsenzpflicht bei der heutigen Senatssitzung diskutieren – die Bildungsverwaltung bleibt bislang bei ihrer Linie: Präsenzpflicht first, Bedenken second. | |||||
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Änderungen gibt es jedenfalls für die Kleinsten: Ab kommender Woche gilt eine Testpflicht für alle Kita-Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Sie sollen dreimal pro Woche getestet werden. Ungetesteten Kindern kann dann der Zutritt verboten werden. Das hat die gleiche Bildungsverwaltung am Montag mitgeteilt. In der vergangenen Woche waren rund 500 der 2800 Berliner Kitas wegen Infektionen ganz oder teilweise geschlossen – das ist mehr als jede sechste. Testen first, Zutritt second. | |||||
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Veränderungen soll es auch bei der Verfügbarkeit von PCR-Tests geben: Sie wird massiv eingeschränkt. Berlin hat auf der Gesundheitsministerkonferenz am Montagabend einen entsprechenden Vorschlag eingebracht. Laut diesem sollen Personen mit einer symptomfreien Corona-Infektion nach einem positiven Schnelltest auf einen PCR-Test als Bestätigung verzichten. Wenn die Corona-Warn-App auf Rot springt, reicht künftig ebenfalls ein Schnelltest. Die Freitestung aus der Quarantäne soll ausschließlich per Antigen-Test erfolgen. Kostenlose PCR-Tests soll es nur noch für Risikogruppen und symptomatische Personen geben. Der Antrag liegt dem Checkpoint vor. Hintergrund ist die drohende Überlastung der Labore. Schon jetzt sind in Berlin die Labor-Kapazitäten nahezu erschöpft. Der „Goldstandard“ der Testung wird damit zum Bezahl-Produkt für Reiche. | |||||
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Mit ganz anderen Problemen schlägt sich zurzeit der Berliner AfD-Abgeordnete und „Montagsspazierer“ Gunnar Lindemann herum. Er musste feststellen, dass er nicht mehr in die Kantine des Abgeordnetenhauses kommt: Dort gilt – wie in allen Berliner Gaststätten – seit dem Wochenende die 2Gplus-Regel. „Man hätte längst die Möglichkeit, das Essen zum Mitnehmen zu erwerben oder einen Zimmerlieferservice einrichten können“, meckert Lindemann mit knurrendem Magen. Fehlt nur das „Ungeimpft“-Krönchen auf dem Haupt. Allerdings kann sich der Berliner AfD-Mann glücklich schätzen: Im Gegensatz zum Bundestag (dort gilt 2Gplus überall) gilt im Berliner Abgeordnetenhaus nur eine 3G-Regel für den Plenarsaal, für Ausschusssitzungen gibt es bislang überhaupt keine Test-Vorschriften – zumindest noch bis zum 31. Januar. Dann muss die Anordnung überarbeitet werden. Lindemann und Co. könnten auf die Tribüne verbannt werden. Bis dahin will sich der AfD-Politiker an einem nahen Imbissstand nähren. Frischluft tut gut. | |||||
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Haste Strom, haste Licht! Berlins Ost-Außenposten Marzahn-Hellersdorf (politische Heimat von Lindemann) hat den großen Stecker gefunden und geht wieder ans Netz. Ab heute meldet der Bezirk wieder Corona-Zahlen, teilte Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) dem Tagesspiegel mit. Zuvor war der Speicherplatz des Servers voll, den der Bezirk nutzt. Die Inzidenz lag deshalb zuletzt bei Null. Das Problem ließ sich zuerst nur dadurch lösen, auf eine „frühere Software“ zurückzugreifen. Dadurch ergaben sich Probleme in der Kompatibilität mit bestehenden Systemen. Womöglich passten die Faxe nicht in den USB-Schlitz. Mehr als 6000 Infektionen sind so bislang nicht in der Statistik – und die leicht gesunkene Inzidenz in Berlin wohl (nicht nur wegen des Wochenendes) ein Trugschluss. Bei Technikfragen? Berlin-Versagen. | |||||
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Housing First, das hat sich der Senat stolz auf die Fahnen geschrieben. Nicht weniger als die Obdachlosigkeit beenden, will man so. Jetzt ist ein wissenschaftlicher, geradezu euphorischer Abschlussbericht über die Pilotprojekte erschienen. „Die sehr erfolgreiche Modellphase von Housing First Berlin hat gezeigt, dass dieser Ansatz nicht nur funktioniert, sondern eine Lücke im bereits sehr differenzierten Angebot der Berliner Wohnungsnotfallhilfe schließt“, schreibt Professorin Susanne Gerull darin. Eine Ausweitung der niedrigschwelligen Unterbringung – ohnehin schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben – sei anzustreben. Seit Projektbeginn 2018 hatten sich 568 Menschen auf einen Platz in dem Projekt beworben, nur 40 konnten angenommen werden. Für sie wurden von Mitarbeitern Wohnungen gesucht, Mietverhältnisse angebahnt, die Betreuung übernommen. Dies sei „eine harte Arbeit, man muss viel Überzeugungsarbeit leisten, man muss Klinken putzen“, wie ein Mitarbeiter betont. Doch die Arbeit lohnte sich anscheinend: 97,3 Prozent der Teilnehmer wohnten auch zum Projektende noch eigenständig in ihrer Wohnung, nur einem wurde gekündigt. 85 Prozent der Teilnehmer waren sehr zufrieden, der Rest zufrieden. Berlins neue Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) kündigte im Tagesspiegel-Interview bereits an, als eine der ersten Amtshandlungen mehr Kooperationspartner suchen zu wollen: ohne Wohnungen kein Housing – auch das zeigt der Bericht. | |||||
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Die Panzerknacker sind unterwegs. „Wegen Automatensprengung bleibt die Filiale bis auf weiteres geschlossen“, stand am Wochenende an einem Bankschalter im Einkaufszentrum „Forum Köpenick“. In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte dafür fast die halbe Filiale in die Luft gejagt. Es ist der erste Fall dieser Art in 2022 – aber wohl die Fortsetzung einer Serie. Die Polizei schrieb meinem Kollegen Kevin P. Hoffman, allein 2021 habe es 25 Fälle gegeben. 2020 waren es nur drei. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass mindestens zwei unterschiedliche Gruppen am (Feuer-)Werk sind. Viel zu befürchten haben sie nicht: Nur in zwei von 25 Fällen konnte die Polizei Tatverdächtige festnehmen. Immerhin: Im Gegensatz zum klassischen Hände-hoch-das-ist-ein-Banküberfall passiert das infektionssicher – und die Böllerverbotszonen des Senats galten doch auch nur an Silvester. | |||||
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