Ausgabe vom 17.03.2022

Konkrete Beispiele für gestörte Lieferketten

Konkrete Beispiele für gestörte Lieferketten
von Sven Weisenhaus

Die US-Notenbank (Fed) hat gestern mal wieder für volatile Kursbewegungen gesorgt. Zunächst ging es mit Veröffentlichung der geldpolitischen Beschlüsse kräftig abwärts am Aktienmarkt. Der Dow Jones verlor zum Beispiel binnen 30 Minuten rund 400 Punkte bzw. fast 1,2 %. Man hatte sich wohl erhofft, dass der Ukraine-Krieg ein langsameres Vorgehen der Notenbank bewirken könnte – und wurde enttäuscht.

Ukraine-Krieg erhöht die Inflationssorgen

Dabei hatte die Fed im FOMC-Statement den Fokus durchaus auf den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Unsicherheiten sowie den zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die Inflation gerichtet. Die bisher erwähnten Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft wurden dagegen fast vollständig gestrichen. Doch wahrscheinlich gerade wegen des durch den Ukraine-Krieg zusätzlich angefachten Preisdrucks wurde die vorbereitete und somit mehrheitlich erwartete Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 0,25 % bis 0,50 % beschlossen.

Zudem hält die Notenbank laut Statement „fortlaufende Erhöhungen“ für angemessen. Konkret deuten die sogenannten „dotplots“ mehrheitlich auf 7 Zinsanhebungen im laufenden Jahr hin, was Zinsschritte auf jeder kommenden Sitzung erwarten lässt.

dot plots - Leitzinseinschätzungen der FOMC-Mitglieder
(Quelle: federalreserve.gov)

Ebenso zeigen die aktuellen Projektionen der Notenbank im Median bis Ende des Jahres einen Leitzins von 1,9 % an. Ende 2023 sollen es 2,8 % sein. Das würde weitere 3 oder 4 Zinsanhebungen im kommenden Jahr bedeuten.

Projektionen der US-Notenbank (Fed)
(Quelle: federalreserve.gov)

Außerdem wurde für eine „der nächsten Sitzungen“ die Reduzierung der Bestände an Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren angekündigt.

Das alles kommt nicht völlig überraschend. Wobei durch den Ukraine-Krieg zuletzt „nur“ noch 5 bis 6 Zinsschritte für das laufende Jahr eingepreist worden waren. Und daher wurden die Entscheidungen in einer ersten Reaktion von den Aktienmärkten wohl auch bearish aufgenommen.

Anhaltende Lieferkettenprobleme halten die Inflation hoch

Auf der Pressekonferenz begründete Fed-Chef Jerome Powell das Tempo der Fed auch damit, dass die Lieferkettenprobleme länger anhalten als erwartet (siehe dazu auch gestrige Börse-Intern) und die Inflation wahrscheinlich langsamer als erwartet in Richtung Zielwert zurückkehren wird. Und es sei daher durchaus möglich, dass die Notenbank das Tempo im Laufe des Jahres sogar noch erhöhe. Damit dürfte eine große Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt gemeint sein, wie sie die Fed bereits angedeutet hatte, seit über 20 Jahren aber nicht mehr vorgenommen hat. Für einen solchen votierte der Chef des Fed-Bezirks St. Louis, James Bullard, bereits auf der aktuellen Sitzung.

Erneuter Short-Squeeze?

Dennoch holten die Aktienmärkte ihre Verluste im Verlauf der Pressekonferenz vollständig auf. Der Dow Jones kletterte um fast 800 Zähler bzw. mehr als 2,3 % zu. Einige Medien begründeten dies damit, dass Powell wiederholt auf die Stärke der US-Wirtschaft verwies, die ein solches Tempo an Zinserhöhungen verkraften könne.

Es liegt aber auch die Vermutung nahe, dass viele Anleger im Vorfeld des Zinsentscheides auf negative Marktreaktionen gewettet hatten. Und weil die meisten Anleger somit schon in diese Richtung positioniert waren, kam kein weiterer Verkaufsdruck auf. Stattdessen mussten sie ihre Short-Positionen auflösen, als es mit Beginn der Pressekonferenz in die entgegengesetzte Richtung ging. Das trieb den Kursanstieg zusätzlich an. Ähnliches hatten wir am Mittwoch vergangener Woche gesehen, als es einen mächtigen Short-Squeeze gab (siehe dazu Börse-Intern vom 10. März).

Kann es jetzt nur noch nach oben gehen?

Die nur noch kurze negative Marktreaktion von gestern passt auch zu meinen jüngsten Aussagen, wonach negative Nachrichten inzwischen eingepreist scheinen und man daher eher mit plötzlichen Kurssprüngen rechnen sollte. Kann es also jetzt nur noch nach oben gehen?

Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich noch einmal auf die Probleme der Lieferketten zurückkommen, die ich bereits in der gestrigen Börse-Intern besprochen habe und auf die auch Jerome Powell gestern hinwies. Was bedeutet dies nun konkret für die Unternehmen?

Wie aus einer heute veröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht, melden rund 60 % der Unternehmen zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik als Folge des Ukraine-Krieges. Die russische Invasion verschärft also die bereits bestehenden Probleme. Denn schon in der IHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn, also vor Beginn des Ukraine-Krieges, hatten 84 % der Unternehmen in Deutschland mittlere bis erhebliche Lieferschwierigkeiten beklagt.

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat vor diesem Hintergrund seine Wachstumsprognose für Deutschland nahezu halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr nur noch um 2,1 % zulegen, wie das IfW nun vorhersagt. Noch im Dezember waren die Forscher von 4,0 % ausgegangen. Auch das in Essen ansässige RWI-Institut senkte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr, von bislang 3,9 auf nun 2,5 %.

ThyssenKrupp und SAF-HOLLAND mit klaren Einbußen

Die Auswirkungen sind also schon recht konkret. Es geht aber noch konkreter. Schauen wir uns dazu den heutigen Kursverlauf von ThyssenKrupp an:

ThyssenKrupp - Kurseinbruch

Vom gestrigen Schlusskurs bis zum heutigen Tagestief verloren die Aktien 8,58 % an Wert, weil das Unternehmen heute meldete, Teile seiner Prognosen auszusetzen. Auch wenn die Umsätze mit Russland und der Ukraine vernachlässigbar seien (deutlich unter 1 % vom Gesamtumsatz), würden die weitreichenden gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine den Geschäftsverlauf beeinträchtigen, begründete Thyssenkrupp den Schritt. Das Unternehmen verwies dabei insbesondere auf die steigenden Rohstoffpreise. Der bislang prognostizierte ausgeglichene Free-Cash-Flow könnte also nun negativ ausfallen.

Schauen wir uns zudem noch den heutigen Kursverlauf von SAF-HOLLAND an:

SAF-HOLLAND - Kurseinbruch

Der Aktienkurs brach sogar um bis zu 17,47 % ein, weil der Hersteller von LKW-Komponenten Stornierungen von Kundenaufträgen für Lieferungen nach Russland fürchtet. Zudem rechnet das Unternehmen mit höheren Kosten. Die Gewinnmarge werde daher voraussichtlich deutlich unter den Vorjahreswert von 7,5 % fallen.

Fazit

Sie sehen also: Es kann in konkreten Fällen durchaus auch noch kräftig nach unten gehen. Und wenn sich diese Fälle häufen, wird dies auch den Gesamtmarkt belasten. Aktuell ist die Marktstimmung freundlich und man kann Kurserholungen genießen. Aber man sollte jederzeit damit rechnen, dass die Kurse von der Realität eingeholt werden.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de


PS: Bei den Stockstreet-Börsenbriefen gab es heute wieder eine Gewinnmitnahme. Aus dem Depot des Allstar-Trader wurde ein kurzfristiger Short-Trade auf Chevron (und damit auf den Ölpreis) verkauft. Diese brachte einen schnellen Gewinn in Höhe von 23,03 % binnen nur 3 Tagen.
Derweil können sich die Leser des Börse-Intern Premium freuen, dass das Depot mit einem Plus von 19,46 % im laufenden Jahr ein neues Hoch erreicht hat. Dabei sind vom laufenden Jahr erst 2,5 Monate rum. Man stelle sich vor, wo die Rendite am Ende des Jahres liegt, wenn sich die bisherige Entwicklung fortschreiben lässt.
Wollen auch Sie solche Gewinne erzielen? Dann melden Sie sich JETZT HIER an! 



Allstar-Trader - Gewinne in jeder Börsenphase

Wie schlagen Sie den DAX? Selber traden? Das schaffen nur die wenigsten und es ist natürlich sehr mühsam – Tag für Tag viele Stunden vor den Kursen verbringen. Wer hat schon die Zeit dafür?

Machen Sie es sich einfacher: Holen Sie sich einen bekannten und qualifizierten Trader an Ihre Seite. Er gibt Ihnen Bescheid, wenn Sie kaufen sollen und natürlich auch, wenn Sie den Gewinn vom Tisch holen müssen. Er ist für Sie quasi rund um die Uhr an den Börsen und beobachtet für Sie die geopolitischen und makroökonomischen Entwicklungen, die Kurse, Währungen, Rohstoffe.

Und sobald dieser erfahrene Trader eine gute Chance sieht, meldet er sich bei Ihnen und Sie können auf den Trade aufspringen. Einfacher geht es nicht.

Schon beim nächsten Trade können Sie dabei sein, wenn Sie ab heute die kostenlose Probezeit nutzen.

Der 30-Tage-Gratis-Test wird Sie überzeugen…

Banner



Target-Trend-Spezial

Ihr Upgrade zum Newsletter
Börse - Intern


Tägliche Chartanalysen nach der einzigartigen Target-Trend-Methode. Jeden Morgen zum Börsenstart.


Mehr Erfolg an der Börse mit dem Target-Trend-Spezial


Mehr Infos und kostenlose Leseproben finden Sie hier...


Kennen Sie schon unsere kostenlosen Börsen-Tools, wie zum Beispiel den Live-Wirtschaftskalender ?

Stets informiert und keinen Termin verpassen

Der Live-Wirtschaftskalender listet alle wichtigen Ereignisse und wirtschaftlichen Indikatoren, die den Markt antreiben. Er enthält Beschreibungen der Veranstaltungen und zeigt deren Bedeutung für den Markt.

Jetzt ausprobieren...
 

Anzeige:

Charts: Wenn nicht anders gekennzeichnet
Quelle: www.guidants.com
Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Impressum:  
Herausgeber: Stockstreet GmbH
Geschäftsführer: Jochen Steffens
Handelsregister: HRB 62835
Amtsgericht Köln
Postanschrift: Breite Straße 48 - 50
50667 Köln
Telefon: 0221 / 6602458
Internet: www.stockstreet.de
V.i.s.d.P.: Sven Weisenhaus
E-Mail: [email protected]

Copyright:

2002-2022 Stockstreet GmbH
 
Haftungsausschluss:

Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der Nachdruck, die Verwendung der Texte, die Veröffentlichung / Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Stockstreet GmbH gestattet. Wenn Sie den Newsletter hin und wieder oder regelmäßig auf Ihrer Internetpräsenz veröffentlichen wollen, schreiben Sie an [email protected]

Des Weiteren gelten die AGB und die Datenschutzrechtlichen Hinweise auf
unserer Webseite

Newsletterbezug:
Wenn Sie den Börse Intern Newsletter noch nicht regelmäßig beziehen sollten, können Sie sich kostenlos hier anmelden:
Kündigung des Newsletterbezugs:
Um den Bezug des Newsletter zu kündigen, klicken Sie bitte auf folgenden Link:
Anmeldung
Abmeldung