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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 17.12.2020 | Überwiegend freundlich bei stabilen 8°C. | ||
+ Kommentar zur aktuellen Lage + Brandenburg macht dicht, Berlin fährt zum Einkauf nach Polen + Wen man Weihnachten zu Hause empfangen darf + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, wieder so ein Morgen, wie er auch morgen sein wird und übermorgen: Die Nachrichten sind voll mit täglich hunderten Toten da draußen, und man bleibt drinnen zurück mit einer Weltkrise, die ganz nah ist und noch lange nicht zu Ende. Klar, Weitermachen ist wichtig, und ja, es ist noch viel zu schaffen vor Weihnachten, damit wenigstens die Festtage tröstlich werden in kleinstem Kreise. Doch auch mit großem Aufwand lässt sich der Stress in uns nicht wegwischen wie die schlimmen Nachrichten auf dem Handy (Überblick zur Corona-Lage in Berlin hier). Sie werden auch übermorgen noch nicht besser sein. Seit gestern betreuen und beschulen viele neben ihrer Arbeit noch ihre Kinder zu Hause, während Berlins Online-Lernraum gleich mal in die Knie ging. Die Paketboten laufen sich treppauf, treppab die Hacken ab. Und in den Krankenhäusern knien sich die Notschichthabenden rein inmitten höchster Lebensnot. Es ist, so einfach muss man es wohl sagen, alles nicht so einfach. Aber auch nicht so schwer wie für die Einsamen, die Kranken, die Angehörigen von Sterbenden. Sie sind oft ganz allein mit sich und der Dramatik da draußen, die ihr Innerstes berührt. Auch für sie müssen wir solidarisch weitermachen – morgen und übermorgen und sowieso noch nächstes Jahr. | |||||
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Und so schwer das ist: Vielleicht ist jetzt die richtige Zeit, über den Tod zu reden, der zu unserem Leben gehört und in ihm dennoch beschwiegen wird. „Natürlich ist es dramatisch und zutiefst verstörend, wenn jemand stirbt – umso wichtiger ist es, dass die Trauer gesehen, akzeptiert und dass nichts unterdrückt wird“, sagt Bestatterin Birgit Scheffler, die in diesem Jahr in Friedrichshain-Kreuzberg ein Institut der letzten Ruhe gegründet hat (Interview von Nele Jensch hier). Einst in der Medienbranche tätig, hat Scheffler nun mit Lebensfragen des Ablebens zu tun: Menschen, die an Corona gestorben sind, dürfen nicht mehr aufgebahrt werden. Beisetzungen sind auf wenige Personen beschränkt. Und können dennoch individuell gestaltet werden. Scheffler weiß: „In der Trauer ist es ein tröstendes Gefühl, dem Verstorbenen letzte Wünsche erfüllen zu können.“ Jeder Abschied ist ein eigener. | |||||
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Bald 1000 Berlinerinnen und Berliner sind bereits mit oder an dem Coronavirus gestorben. Im Tagesspiegel möchten wir den Opfern der Pandemie gerne ein Gesicht geben. Haben Sie durch Covid-19 einen nahen Menschen verloren und fänden es gut und angemessen, wenn wir im Tagesspiegel und auf tagesspiegel.de an sie oder an ihn erinnern? Dann schreiben Sie uns bitte – an [email protected]. Danke! | |||||
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Draußen im Lande tobt das Rennen gegen die Zeit, die im Sommer verplempert worden ist. Blick nach Brandenburg: In Senftenberg ist man noch früher als Berlin in den Lockdown gegangen; in der ausgeleerten Fußgängerzone (Reportage hier) herrscht Nachdenklichkeit. „Die erste Welle war sehr schwach, jetzt schlägt es zu“, sagt ein Passant. Im ersten Lockdown hielt er die Maßnahmen für übertrieben. „Jetzt ist es aber sinnvoll. Vielleicht ist es sogar zu spät.“ Blick nach Sachsen: Die Landkreise Zwickau, Bautzen, Sächsische Schweiz und Görlitz weisen bundesweit die höchsten Fallzahlen auf (interaktive Deutschlandkarte hier). Marco Wanderwitz, Ostbeauftragter der Bundesregierung und selbst aus dem Erzgebirge, sieht „die Lage in weiten Teilen Sachsens sehr kritisch“. Regeln müssten strikt durchgesetzt und möglicherweise sogar verschärft werden. Dabei mit Corona-skeptischen Leuten zu sprechen, „macht Sinn“, sagt Wanderwitz dem Checkpoint, räumt aber ein: „Nicht alle werden erreichbar sein für sinnvolle Sachargumente.“ Blick nach Polen: Hier können Berlinerinnen und Berliner immer noch Feuerwerk einsacken, während Brandenburg in einer Quarantänepflicht versackt (Hintergrund hier). „In hohem Maße irritiert“ zeigt sich Uwe Meier, Sprecher der Stadt Frankfurt (Oder), über diese Lücke in Berlins Coronaregeln, die der Senat bis Redaktionsschluss nicht erklären konnte. So pendeln Shuttlebusse weiter über die Grenze für billige Zigaretten. Da kocht einem schon mal die Glut hoch. | |||||
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Und was Weihnachten betrifft: Verschenken wir einfach Gelassenheit. Alle Jahre wieder klagten die Menschen bei Isabella Heuser Collier über Adventsstress und Konsumterror sowie eng getaktete Betriebsfeiern und Verwandtenbesuche. Nun erzählt die Leiterin der psychiatrischen Klinik der Charité: „Jetzt klagen viele, dass sie wegen Corona nicht ihre nervigen Verwandten besuchen, nicht auf Betriebsfeiern abhängen, nicht auf überfüllten Weihnachtsmärkten shoppen können. Selbst das gemeinsame Glühweintrinken wird in den Rang eines Grundrechts erhoben.“ Tja, da haben wir wohl alle den Schuss nicht gehört. Schon die letzten Absacker vor dem Lockdown taten Berlins zu dichten Bürgersteigen nicht gut und sowieso nicht mehr not (hier mein Bericht vom letzten Bummel über die Stargarder Straße in Prenzlauer Berg). Glühend weinen müssen wir darum nicht. | |||||
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Man kann Weihnachten übrigens zehn Leute ohne Probleme treffen – aber wer kennt schon zehn Leute ohne Probleme? Für die Festtage braucht es jedenfalls einen ausgetüftelten Rutenplaner. In Berlin dürfen sich maximal fünf Personen ab 14 Jahren unterm Weihnachtsbaum mit ihrer Anwesenheit beschenken, egal ob verwandt oder nicht. Bei einer zweiten Variante sind neben dem eigenen Haushalt bis zu vier andere Erwachsene gestattet – diese müssen aber verwandt oder einem verwandten Haushalt angehörig sein. Wie das aussehen könnte in einer vielfältigen Stadt wie Berlin, hat Ingo Salmen hier für Sie herausgetüftelt: - Ehemann und Ehefrau pflegen in der eigenen Wohnung in Lichterfelde die Mutter der Frau. Sie dürfen ihre beiden erwachsenen Töchter und deren Freunde empfangen, wenn diese mit den Töchtern zusammenwohnen. 3 + 4 = 7. - Ehemann und Ehefrau pflegen in der eigenen Wohnung die Mutter der Frau, außerdem wohnt der Sohn der Ehefrau aus einer früheren Beziehung, der in Berlin studiert und keine Wohnung ergattert hat, im gemeinsamen Haus. Hier können ebenfalls die beiden Töchter und deren Lebensgefährten dazukommen. 4 + 4 = 8. - Fünf Erwachsene führen eine polyamouröse Beziehung in einem umgebauten Kotten in Lübars, dazu laden sie die Eltern von zwei aus der Gruppe ein. 5 + 4 = 9. - Sechs Studierende wohnen in einer WG in Lichtenberg, fahren eigens nicht in die schwäbische Heimat, dürfen dafür aber die Schwester eines Mitbewohners und ihren Ehemann sowie den Bruder eines anderen Mitbewohners mit seinem Mitbewohner (denn die leben jeweils in einer gemeinsamen Wohnung) einladen. 6 + 4 = 10. Eine Obergrenze beim Verwandtenbesuch gibt es also nicht. Bloß die eigene Vernunft. Nur: Können wir uns auf sie verlassen? | |||||
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Kein Auge trocken bleibt sonst Silvester in Berlins Böllerbezirken (Erinnerungsvideo hier). Diesmal aber wird das gesamte Feuerwerk trockengelegt. Es gilt ein stadtweites Aufenthaltsverbot und die Pyroproduzenten müssen alle ausgelieferten Waren auf eigene Kosten zurückholen. Die Branche fürchtet um ihre Existenz, wie eine Checkpoint-Umfrage ergab. Die Firma Nico bangt um 100 Arbeitsplätze, auch in Berlin: „Wir erwirtschaften fast 100 Prozent unseres Jahresumsatzes an den drei Verkaufstagen vor Silvester.“ Die Firma Weco, die 130.000 Paletten einlagern muss, spricht vom „absoluten Worst Case“. Geschäftsführer Thomas Schreiber fürchtet „die Insolvenz unseres Unternehmens sowie des gesamten Wirtschaftszweigs“. Und der Himmel wird nicht schwarz zu blau. Immerhin sind Feuerwerkskörper – trocken und kühl gelagert – fast für die Ewigkeit gemacht. „Es ist höchstens so, dass die Leuchtkraft mit den Jahren und Jahrzehnten ein bisschen schwächer wird“, erzählt Ingo Schubert von der Berliner Firma „Pyrogenie“ am Checkpoint-Telefon. „Wir haben sogar mal zwanzig Jahre altes Feuerwerk geschossen, das waren Restbestände, und die haben auch funktioniert.“ Damit ist klar: 2040 wird der Knaller. | |||||
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