Höchste juristische Instanz: So arbeitet das Bundesverfassungsgericht | „Zugspitz-Summit“ mit Amtskollegen: Dobrindt will Verschärfung der europäischen Migrationspolitik herbeiführen | Nach Schmähpreis für Milka-Schokolade: Ärger um Preissteigerungen bei Lebensmitteln | Fehlende Zahlen zur Auslastung der Kommunen: Grüne kritisieren Grenzkontrollen als „reine populistische Symbolpolitik“ | Keine Bundestagssondersitzung: Union und SPD sehen „aktuell keine Dringlichkeit“ für Richterwahl
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Kerstin Münstermann
Leiterin Berliner Parlamentsbüro
Mitglied der Chefredaktion
18. Juli 2025
Liebe Frau Do,
stell Dir vor, es ist parlamentarische Sommerpause und keiner hält sich dran. Die vergangene Woche hat die schwarz-rote Koalition bereits nach zwei Monaten so richtig durchgerüttelt. Eine Richterwahl für die Besetzung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe im Bundestag ist eine Formsache – aber weit gefehlt. Für die Koalition von Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) war der vergangene Freitag ein rabenschwarzer Tag. Mein Kollege Hagen Strauß und ich haben den Tag im Parlament verfolgt, auf der Pressetribüne, auf der Fraktionsebene – und wir haben auf den Gängen viele Gespräche geführt.
Ich beobachte Politik schon lange – doch wie dilettantisch dieser Vorgang gemanagt wurde, das habe ich doch recht selten erlebt. Meinen Kommentar lesen Sie hier.
Die gescheiterte Richterwahl im Bundestag zeigt, wie die Strategie der AfD aufgeht: Sie will die Koalition spalten und plant den Fall der Brandmauer, analysieren Hagen Strauß und Mey Dudin . Ins Visier gerät zugleich einmal mehr Unionsfraktionschef Jens Spahn.
Jens Spahn im Bundestag., FOTO: Niklas Treppner/dpa/Niklas Treppner
Lars Klingbeil machte nach der Wahl am vergangenen Freitag im Bundestag eine klare Ansage: Er erwarte künftig mehr Führung und Verantwortung für die gemeinsame Sache. Der Finanzminister war sauer. Und das war auch in dieser Woche noch so, als ich ihn beim G20-Treffen der Finanzminister in Südafrika beobachtet habe .
Für einen in der Koalition lief es etwas geschmeidiger, denn einen besseren Zeitpunkt hätte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sich kaum aussuchen können für seinen Antrittsbesuch bei US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in Washington. Als der deutsche Minister ankam, sprach gerade US-Präsident Donald Trump im Beisein von Nato-Generalsekretär Mark Rutte über einen neuen Deal für die Ukraine: Europäische Partner zahlen für die mächtigen und sehr begehrten Patriot-Luftabwehrsysteme, die dann zum besseren Schutz vor den immer heftigeren Angriffen Russlands an die Ukraine gehen sollen. Außerdem formulierte Trump am Montag ein 50-Tage-Ultimatum an Russland und drohte mit Strafzöllen gegen Russland und dessen Verbündete. Jan Drebes hat Pistorius bei der Reise begleitet. Dass jedoch Zusagen von Trump mit Vorsicht zu genießen sind und es für die Europäer jetzt vor allem um Tempo beim Patriot-Deal gehen muss, kommentiert er hier .
Nicht ganz so rund läuft es nach Recherchen meiner Kollegin Jana Wolf im Wirtschaftsministerium. Knapp 70 Tage nach dem Amtsantritt von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) dringt Unmut aus dem Haus nach draußen. Seit es nicht mehr Sitz des Vizekanzlers ist, hat das Ministerium an Glanz verloren. Aber es gibt auch recht unverhohlene Kritik an Reiches Personalentscheidungen und Kommunikation – es brodelt im Haus.
Eine erste Bilanz zieht Jana Wolf auch mit Blick auf den vermeintlich härtesten Minister der Regierung. Der Erwartungsdruck auf Innenminister Alexander Dobrindt ist groß, schließlich soll er die versprochene „Migrationswende“ umsetzen. Der CSU-Politiker setzt vor allem auf einen Kurs der Härte und Abschreckung. Doch damit stößt er immer wieder auf Widerstand, selbst beim Koalitionspartner und bei Kabinettskollegen.
Hagen Strauß und ich waren diese Woche außerdem im Kanzleramt zu Gast. Wir trafen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zum Interview in einem der Büros mit dem schönsten Ausblick auf den Reichstag. Eine Kulisse wie im Film. Und über den deutschen Film sprachen wir auch unter anderem. Es war ein spannendes Gespräch.
Und Niklas Keck hat sich mit den etwas eigentümlichen Memoiren einer ehemaligen Ministerin beschäftigt . Christine Lambrecht veröffentlicht im Eigenverlag ihre Sicht der Dinge.
Das war es für diese Woche. Und nein, auch in der nächsten wird es garantiert keine parlamentarische Sommerpause geben. Wir bleiben dran.
Viele Grüße aus Berlin,
Ihre
Kerstin Münstermann
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Bundespolitik
Höchste juristische Instanz
So arbeitet das Bundesverfassungsgericht
Seit der Gründung 1951 hütet das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Es ist zugleich Gericht und Verfassungsorgan. Seine Entscheidungen sind unanfechtbar. Was man zum BGH wissen muss.
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„Zugspitz-Summit“ mit Amtskollegen
Dobrindt will Verschärfung der europäischen Migrationspolitik herbeiführen
In der Richtung sind sich etliche EU-Länder einig: Es sollen weniger irreguläre Migranten nach Europa kommen. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will zudem abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer – oder auch in Nachbarstaaten – zurückführen. Für seine Pläne sucht er den Schulterschluss mit Amtskollegen.
Nach Schmähpreis für Milka-Schokolade
Ärger um Preissteigerungen bei Lebensmitteln
Gleicher Preis, weniger Inhalt: Der Griff ins Supermarktregal ist für Verbraucher häufig ein Ärgernis. Jan van Aken fordert nun ein Verbot von Lebensmittelspekulation sowie eine staatliche Aufsicht für Preissteigerungen. Die Ernährungsindustrie ist entschieden dagegen.
Fehlende Zahlen zur Auslastung der Kommunen
Grüne kritisieren Grenzkontrollen als „reine populistische Symbolpolitik“
Die Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen zeigt, dass die Bundesregierung keine eigenen Zahlen dazu hat, wie stark die Kommunen bei der Versorgung von Asylsuchenden ausgelastet sind. Aus Sicht der Grünen fällt damit die Begründung für die umstrittene Praxis an den Grenzen in sich zusammen.
Keine Bundestagssondersitzung
Union und SPD sehen „aktuell keine Dringlichkeit“ für Richterwahl
Wann gibt es einen neuen Anlauf zur Wahl von Verfassungsrichtern? Jedenfalls nicht sofort erklären die Koalitionsfraktionen. In einem Schreiben an die Grünen-Fraktionschefinnen erklären Union und SPD ihre Ablehnung einer Sondersitzung zur Verfassungsrichterwahl.
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