der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Carsten Linnemann, räumt ein: „Der CDU kann sicherlich einiges vorgeworfen werden, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist.“ Doch Linnemann, der auch Vorsitzender der Grundsatzkommission der CDU ist, geht vor allem mit dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck ins Gericht: „In einer Krise haben wir in der Geschichte allerdings immer das Parteibuch beiseitegelegt und uns der Notsituation gestellt. Doch das Bundeswirtschaftsministerium diskutiert bis in die kleinste parteiideologische Verästelung, anstatt endlich entschieden zu handeln. Auch acht Monate nach dem schrecklichen Kriegsausbruch in der Ukraine haben die Haushalte und der Mittelstand noch immer keine Planungssicherheit. Zudem sind die staatlichen Unterstützungen bezüglich der horrenden Energiekosten ungenügend.“ Im Cicero-Interview mit Clemens Traub spricht der CDU-Vize außerdem über Politiker ohne Berufsausbildung und erklärt, warum seine Partei das Bürgergeld ablehnt. Linnemanns deutliche Worte: „Robert Habeck setzt unser industrielles Rückgrat aufs Spiel.“ Deutliche Worte findet auch der Dramaturg Bernd Stegemann, wenn er radikalen Klimaaktivisten ein Handeln in der Logik des Ausnahmezustands vorwirft. Denn wer verändern will, braucht in einer Demokratie Mehrheiten. Doch die Weltuntergangspropheten der „Letzten Generation“ verspielen mit ihren Aktionen Sympathien und schaden somit den eigenen Zielen für mehr Klimaschutz, schreibt Stegemann in seinem Essay „Erpressung, Kunstschändung, Blockaden“. Bisweilen schändet die Kunst sich allerdings selbst. Zum Beispiel, wenn der Betrieb wie auf der Documenta antisemitische Wandbilder präsentiert oder Musiker, Schriftsteller und Regisseure, die einen Boykott Israels fordern, mit Preisen behängt. „Insbesondere Juden müssen erkennen, dass viele Angehörige der Kulturelite kein Problem in BDS-Positionen sehen“, sagt der israelische Soziologe Natan Sznaider im Interview. „Die Lehre, die aus der Documenta gezogen werden kann, besteht in der Einsicht, dass sich ein großer Teil der deutschen und internationalen Kulturelite mit Zielen des BDS identifiziert.“ Sznaider ist deshalb der Meinung: „Die Bestürzung über den BDS kann man sich schenken.“ Bestürzt sind dieser Tage viele über die Menschenrechtslage in Katar, wo derzeit die Fußball-WM stattfindet. Auch dies kann man sich eigentlich schenken, da schließlich nicht erst gestern bekannt wurde, dass auf Homosexualität in dem Emirat die Todesstrafe steht. (Und dass Katar die Hamas unterstützt, islamistische Moscheen in Europa finanziert usw. usf., was aber natürlich nicht so sexy ist wie das woke Thema Queerfeindlichkeit.) Jetzt wird Manuel Neuer, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, bei der WM doch keine „One Love“-Binde am Oberarm tragen. Von diesem Rückschlag sollten sich Manuel Neuer und der DFB aber nicht entmutigen lassen. Mit etwas Kreativität können wir noch Weltmeister im „Haltung-Zeigen“ und „Zeichen-Setzen“ werden, meint Cicero-Redakteur Daniel Gräber und hat auch schon einen Vorschlag. Bleiben wir noch ein wenig im arabischen Raum. Ausgerechnet im sittenstrengen Saudi-Arabien grassieren Drogenkonsum und Drogenhandel. Besonders verbreitet ist ein Amphetamin namens Captagon. Auch Mitglieder der königlichen Familie sind in das illegale Geschäft verwickelt, zumal sie keine Strafverfolgung zu befürchten haben. Und die Regierung weigert sich, den Ernst der Lage einzugestehen. Der Politologe Hilal Khashan berichtet über „Die Captagon-Prinzen“. Viel Spaß bei der Lektüre, und bleiben Sie nüchtern. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |