Weil täglich das Murmeltier grüßt, kommen wir heute wieder zu einer neuen Folge im Fall Flierl (es wird ein bisschen ausführlicher, wer keine Lust hat, einfach weiter zu den Schnuppen scrollen). Mitte-Stadtrat Ephraim Gothe und auch der ehemalige Kultursenator selbst wollten sich gerne zum Projekt „Doppeltes Berlin“ äußern. Wir haben mit beiden telefoniert. Wichtig vorab: Sie legen Wert darauf, dass sich die Aufgabe von Thomas Flierl nicht allein auf die Errichtung der Themenbahnhöfe bezog. Vielmehr sollte es darum gehen, „die Welterbefähigkeit“ von Hansaviertel und Karl-Marx-Allee I und II zu erhalten und auszubauen. Ein bezirksübergreifendes Projekt, an dem Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und der Senat beteiligt sind. Zur Vergabe: Gothe: „Bereits als Kultursenator hat sich Herr Flierl um das „Doppelte Berlin“ verdient gemacht, seine Expertise ist in der Fachwelt völlig unumstritten. Dass das Bezirksamt die Finanzierung seiner Stelle übernommen hat, war aus der Not heraus geboren, weil es im Senatshaushalt keinen Titel gab und wir in die Puschen kommen wollten.“ Flierl: „Natürlich gibt’s andere Menschen, die das auch gekonnt hätten. Aber ich halte mich für geeignet.“ Zur Tätigkeit: Gothe: „Herr Flierl war beratender Betrachter für die Bezirksämter und den Senat. Er hatte eine Gutachtertätigkeit und kennt sich außerdem mit den doppelten Strukturen in Berlin gut aus.“ Flierl: „Ich bin kein Gutachter, aber jemand der koordiniert und Stellen verknüpft. So etwas Kompliziertes wie ein Welterbe-Antrag ist eben kein Alltagsgeschäft einer Bezirksverwaltung.“ Zur Kritik an unzureichender Bürgerbeteiligung: Gothe: „Der vom Bürgerverein Hansaviertel geäußerte Unmut überrascht mich. Allein im Dezember gab es einen gemeinsamen Workshop zur Zukunft im Hansaviertel. Herr Flierl hat daran teilgenommen.“ Flierl: „Es gab im letzten Jahr mindestens vier bis fünf gemeinsame Veranstaltungen.“ Zur Zukunft: Gothe: „Wir wollen die Stelle in die Regelfinanzierung zurückführen und im Doppelhaushalt aufnehmen. Wo genau sie angesiedelt wird, ist noch nicht klar. Dann wird es eine Ausschreibung geben. Ich werde einen Teufel tun, wieder eine Direktbeauftragung zu haben. Infrage käme neben Herrn Flierl mittlerweile auch Jörg Haspel, der seine Stelle als Landeskonservator im vergangenen Jahr aufgegeben hat. Ich denke aber, er wird es nicht machen.“ Flierl: „Ich werde mir noch überlegen, ob ich mich bewerbe. Es ist auch eine Frage meiner Selbstachtung.“ Am Donnerstag (24.01.) tagt die Bezirksverordnetenversammlung Mitte öffentlich (Livestream gibt’s auch). Geplant ist, dass sowohl Gothe als auch Flierl Rede und Antwort stehen. Ein bisschen hofft und freut sich Gothe auf die Aufmerksamkeit: „In der BVV herrscht beim Thema ‚Doppeltes Berlin‘ oft nur Gähnen. Jetzt könnte die Bude voll werden.“ |