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Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 20.04.2021 | Meist bewölkt bei max. 17°C. | ||
+ Weißer Rauch über der CDU-Zentrale: Laschet wird Kanzlerkandidat + Die Erfindung der Grenzwerte + Unverhofft zum Stoff + #Teststress + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, sie haben sich wirklich angestrengt, Annalena Baerbock noch den Tag zu stehlen. Ein demonstrativ entschlossener Armin Laschet trat am Mittag unter dem Vorwand vor die Mikrofone, der neuen, der ersten grünen Kanzlerkandidatin zu gratulieren – und sprach dann doch nur von Streit und Zusammenhalt, von amerikanischen Verhältnissen, die nun wirklich niemand wollen könne. Sie schafften es nicht ganz: Der 19. April gehörte den Grünen und ihrem perfekt inszenierten Verfahren, der Kandidatin, der ihr Co-Vorsitzender Robert Habeck am Vormittag mit einer großen Geste die Bühne frei gemacht hatte. „Ich wollte immer, dass Macht so interpretiert wird, dass Führung so gelebt wird, dass man aneinander wächst“, sagte Habeck, „und sich nicht gegenseitig die Beine wegtritt.“ Und während Baerbock am Abend schon ein Interview nach dem anderen gab (auch das perfekt durchgetaktet: 20.15 ProSieben, 21.45 ZDF, 22.20 ARD, 0 Uhr RTL), wechselten sie in der Union noch einmal die Schienbeinschoner und begaben sich in die nächste Nachtsitzung (nachzulesen hier). Kurz nach Mitternacht dann endlich weißer Rauch über der CDU-Zentrale: 31 Stimmen für Laschet, 9 für Söder, 6 Enthaltungen. Halleluja. Um 0.34 sagte Armin Laschet: Ich rufe jetzt Markus Söder an. Weitere Foulspiele sind nicht überliefert. Schade eigentlich (die Entscheidung, nicht die Fouls), denn wir hatten gerade gehofft, die Sache auf die einzig vernünftige Art und Weise klären zu lassen: beim Bierpong. Die Petition hatten bereits mehr als 17.000 Menschen unterschrieben. Vielleicht noch eine letzte Runde? Als Kompensation für die Qualen der vergangenen Tage hätten wir etwas Zerstreuung verdient. Herzlichen Dank. | |||||
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Doch Moment: Ist damit die C-Frage denn wirklich geklärt? Immerhin hatte Markus Söder am Mittag gesagt, er wolle ein Votum der CDU akzeptieren. Aber nach den vergangenen Tagen wagten selbst erfahrene Berichterstatterinnen in der Nacht nicht mehr, das als gottgegeben hinzunehmen. Und auch Markus Söder ändert durchaus mal seine Meinung, Beispiel: Am 10. August twitterte der CSU-Chef anlässlich der ziemlich geräuschlosen Nominierung von Olaf Scholz zum SPD-Kanzlerkandidaten: „... ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Start in den Wahlkampf? Wir müssen gemeinsam die Corona-Herausforderungen bewältigen.“ Timing ist alles. Und damit zum nächsten Kompromiss. | |||||
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Wenn ein Kompromiss eine Zahl wäre, dann wäre es die 165. Ab diesem Grenzwert der 7-Tage-Inzidenz sollen die Schulen wieder komplett schließen, so sieht es der neue Entwurf für die kompromisserweichte Bundesbremse vor, die nun tatsächlich in dieser Woche beschlossen werden soll (Mittwoch Bundestag, Donnerstag Bundesrat). Es kommentiert Armin Laschet: „Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden.“ (16.2.2021). Damals im Februar ging es noch darum, ob man die Öffnungsphantasien auf 35 drücken könnte. Dass wir diese Zahl vor der Durchimpfung inkl. Herdenimmunität überhaupt noch mal erreichen, ist beim aktuellen Tempo der Pandemiebekämpfung allerdings nicht zu erwarten. Weitere Neuerungen im Gesetz: Die Ausgangssperre soll statt um 21 Uhr erst um 22 Uhr beginnen, alleine Joggen oder Spazierengehen dafür bis Mitternacht erlaubt sein, für Hunde (und Halter) sogar die ganze Nacht. Nicht zu vergessen die Pflicht, Homeoffice anzubieten. Passenderweise stieg die bundesweite Inzidenz gestern übrigens auf 165,3. Damit sich das auch jeder merken kann. (Bis jemand was Neues erfindet.) | |||||
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Dass der erfundene Inzidenzwert für Schulschließungen nachträglich herabgesetzt wurde (ursprünglich 200), während in der Wirtschaft weitgehend alles beim Alten bleibt, erregt weiterhin viele Eltern und Lehrkräfte. Während in den Schulen seit gestern verpflichtend zwei Mal in der Woche vor Ort getestet wird, bleibt es in Unternehmen bei der (Achtung: Unwort des Jahres) Testangebotspflicht. Seit Tagen erreichen uns Protestmails und Beschwerden, in mehreren Schulen sprachen sich die Schulkonferenzen gegen eine Testung in der Schule aus. Das Kollegium des Herder-Gymnasiums in Charlottenburg veröffentlichte gestern ein Video. „Mein Arbeitgeber verweigert mir medizinisches Personal zur Unterstützung, Schutzkleidung, eine Schulung und eine Impfung gegen Corona“, liest eine Lehrerin vor. Auf Plakaten steht: #AlleLehrerinnenimpfen, #Teststress #Schützesichwerkann. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) argumentierte in der Abendschau, dass eben nicht überall die Eltern die Tests durchführten. Christofer Lahser, Leiter der katholischen Schule St. Marien, hat da eine Idee: In einem Brief an die Gesundheits- und die Bildungsverwaltung schlägt er vor, die Tests in den wenig ausgelasteten Testcentern durchzuführen. Vorteile seien ganz klar: geschulte Mitarbeiter:innen mit Schutzausrüstung, entspannte Testung am Nachmittag vorher, Betreuung von den Eltern bei positiver Testung, weniger Infektionsrisiko für Lehrkräfte. „Ich bin gespannt auf Ihre Antwort“, schreibt Lahser. Bis die da ist, sind die Schulen vermutlich wieder dicht (Berliner Inzidenz gestern: 151). Wenn die 165 gelte, „dann wird das so sein, dass Schulen geschlossen werden“, sagte Scheeres. Besonders bitter wäre das für die Siebt- bis Neuntklässler: Für sie startete am Montag nach mehr als vier Monaten der Wechselunterricht. Ein recht kurzes Halbjahr. | |||||
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Seit wir im Tagesspiegel die Tipps der Ungeduldigen veröffentlicht haben (hier zum Nachlesen, Abo), erreichen uns euphorische Mails von Menschen, die unverhofft zum Stoff kamen. Der Text „hat mich auf die Idee gebracht, mich auch bei ganz vielen Hausärzten auf die Warteliste zu setzen“, schreibt uns ein Leser, der 35 Praxen angeschrieben hat und vier Impfangebote mit AstraZeneca bekam. „Auch die Ärzte werden das Zeug nicht los und sind dankbar für Freiwillige.“ Noch verrückter ist die Geschichte des Journalisten Robert Hofmann, der gestern Nachmittag bei Twitter schrieb: „Ich habe gerade 22 Ärzt:innen gebeten, mich für ihre Impflotterie zu berücksichtigen und bitte nun euch, genau das nicht zu tun, damit meine Chancen nicht sinken. Danke und viel Glück.“ Zwei Stunden später postete er ein Bild von seinem Impfpass mit AstraZeneca-Klebchen. Und sie dreht sich doch. | |||||
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Noch mehr Tipps vom Tagesspiegel gibt es am Donnerstag um 19 Uhr exklusiv für Abonnent:innen (auch des Checkpoints): „Wirksamkeit, Reihenfolge, Nebenwirkungen – Ihre Fragen zur Corona-Impfung“ heißt eine virtuelle Veranstaltung, bei der Sie alle Fragen rund ums Impfen stellen können. Beantworten werden sie mein Kollegen Ingo Bach und Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Charité. Jetzt den Hausarzt anrufen? Und welcher Impfstoff ist der Beste? Und kann ich ihn mir überhaupt aussuchen? Diskutieren Sie mit unter tagesspiegel.de/live. | |||||
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