das erste Compliance-Verfahren gegen ihn hatte Julian Reichelt noch mit einem blauen Auge überstanden. Nach neuen Vorwürfen gegen den Bild-Chefredakteur hat der Springer-Verlag nun die Reißleine gezogen und Reichelt von seinen Ämtern enthoben. In seiner Amtszeit hat der frühere Kriegsreporter die Zeitung deutlich politisiert – aber auch ein „System Reichelt“ geschaffen. Ben Krischke analysiert die jüngsten Vorgänge bei Deutschlands größtem Boulevard-Blatt. Auch in der Causa Gil Ofarim gibt es neue Entwicklungen. Videomaterial lässt an der Version des Musikers zweifeln, wonach er von einem Mitarbeiter eines Hotels in Leipzig aufgefordert worden sei, seine Kette mit dem Davidstern abzunehmen. Wie es aussieht, bringt dieser Vorfall am Ende nur Verlierer hervor. Auch deshalb, weil bei der Berichterstattung über den Fall mal wieder flächendeckend versagt wurde. Versagen auch bei der Union: Anstatt Armin Laschets Stärken herauszustellen, hat die CDU nicht für ihn und damit gegen sich selbst wahlgekämpft. Doch wenn sich eine Partei von Werten wie Loyalität verabschiedet, darf sie sich nicht wundern, wenn sie bei Wählern kognitive Dissonanzen erzeugt. Auf der Suche nach sich selbst sollte die CDU nun auf ihre Talente setzen, schreibt Cicero-Herausgeber Dirk Notheis – nicht zuletzt auf die Entdeckungen Laschets. Elbridge A. Colby war in der Trump-Ära an der Entwicklung einer nationalen Verteidigungsstrategie beteiligt. Bei Joe Biden vermisst er nun militärische Aspekte in der Positionierung gegenüber China. Die USA müssten eine „konfrontative Haltung“ einnehmen. Im Interview mit Gregor Baszak kommt Colby auch auf die Bundesrepublik zu sprechen, deren Außenpolitik er als „extrem frustrierend“ bezeichnet. Die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel hat für ihren Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis erhalten. Die Verleihung bildet den Auftakt für die Frankfurter Buchmesse, die morgen eröffnet. Björn Hayer hat sich Gedanken gemacht über die Preisträgerin und ihr Werk. Péter Márki-Zay, Oberbürgermeister der südungarischen Stadt Hódmezővásárhely, wird die ungarische Opposition in die Parlamentswahlen 2022 führen. Für Viktor Orbán könnte er zur Gefahr werden – denn Márki-Zay ist konservativ und gilt als pro-europäisch, ist jedoch kein Verfechter einer Migrationspolitik der offenen Grenzen. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |