gut möglich, dass an diesem Wochenende Annalena Baerbocks Kanzlerkandidatur neuen Schwung bekommt, wenn ihr der Grünen-Bundesparteitag huldigt. „Doch Jubelchöre allein dürften nicht ausreichen, um die Partei wieder heller erstrahlen zu lassen, die ihre hehren Gründungprinzipien nicht mehr so hochhält“, schreibt Hugo Müller-Vogg heute in seiner Analyse. Denn die digital diskutierenden und abstimmenden Delegierten müssten von den mehr als 3.000 Änderungsanträgen zumindest jene durchfallen lassen, die dem sorgsam aufgebauten Bild einer bürgerlichen, in die Mitte gerückten, pragmatischen Öko- und Lifestyle-Partei widersprechen. Die Partei steht derzeit jedenfalls unter verschärfter Beobachtung, seit zahlreiche Unstimmigkeiten, Aufhübschungen und Verdrehungen im Lebenslauf der Kandidatin publik geworden sind. Unter ebenso scharfer Beobachtung steht in den kommenden Wochen die deutsche Fußball-Nationalelf. Heute beginnt nämlich die Europameisterschaft, den Auftakt machen um 21 Uhr die Teams aus Italien und der Türkei. Aber soll man sich das alles überhaupt antun? Mein Kollege Holger Schmieder hat zehn Gründe gesammelt, warum man als Zuschauer bei den europäischen Rasen-Festspielen auch einfach mal passen kann. Einer davon: „Die sich in Küchenpsychologie ergießenden Reporterfragen an Spieler, die ihrerseits küchenpsychologiekonforme Antworten geben, ja geben müssen.“ Stimmt. Ob Schmieders Ausschlusskriterien stichhaltig genug sind, um ihn selbst von der Glotze fernzuhalten, daran habe ich allerdings gewisse Zweifel. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |