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| Sehr geehrte Damen und Herren, | mein Vorgänger als Chefredakteur der WELT AM SONNTAG, Peter Huth, hat sich das Virus eingefangen. Peter, mit dem ich befreundet bin, hat Vorerkrankungen. Er erlitt vor ein paar Jahren einen Herzinfarkt. Und er hat Asthma. Aber die Liebe zum Journalismus geht vor. Für die kommende Ausgabe schreibt er darüber, wie es ist, das Virus zu haben, wenn man nicht ganz gesund ist. Ich wünsche ihm blitzschnelle Besserung!
Peters Einsatz freut mich, und er ist, wenn man so über die eigene Branche reden darf, typisch für viele Journalisten in diesen Tagen. Sie arbeiten wie Besessene. In unserer Redaktion ist in diesen Tagen so viel Energie, dass der Newsroom glühen würde – wenn wir nicht alle von zu Hause arbeiten würden.
Ich glaube, dass unsere Arbeit gerade noch wichtiger ist als sonst. Ein Beispiel: Manche Virologen sind bald so bekannt wie die Kanzlerin. Niemand hat sie gewählt, niemand hat sie legitimiert, und doch treffen sie Entscheidungen für alle von uns, indem sie die Regierung beraten. Ich finde das verständlich, bin glücklich darüber, dass wir in Deutschland exzellente Ärzte haben. Und ich sehe es doch mit Sorge, weil die demokratischen Gewerke infrage gestellt werden – ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Freiheit der Bürger ohnehin erheblich eingeschränkt wird.
Da kommen Journalisten ins Spiel. Mit kritischen Fragen, mit Recherchen und Ausdauer. Nur: Derzeit wird das immer schwieriger. Meine Kollegin Nike Heinen, die als Wissenschaftsjournalistin viel zur Corona-Krise recherchiert, schreibt in der kommenden Ausgabe einen Text über die Hürden ihrer Arbeit: Ein Klinikum zum Beispiel suche nun selbst aus, welche Journalisten über die Forschung berichten dürfen. Auch telefonisch dürfen andere Journalisten nicht dabei sein: „Eigene Fragen würden den Zeitrahmen sprengen“, schreibt die Sprecherin zurück.
Wir bleiben dran! Und Sie bleiben bitte gesund. Ich drücke Ihnen die Daumen. |
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Mit herzlichem Gruß
Johannes Boie
Chefredakteur WELT AM SONNTAG
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