bald ist es ein Jahr her, als in Thüringen ein Mann zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, dessen Name im Rest der Republik kaum bekannt war: Thomas Kemmerich. Der FDP-Landtagsabgeordnete mit seiner markanten Glatze löste ein politisches Erdbeben aus, denn ins Amt gekommen war er mit den Stimmen der AfD. Bekanntlich währte Kemmerichs Amtszeit nur einen knappen Monat, vor allem aber leitete die ganze Aktion den Rückzug Annegret Kramp-Karrenbauers vom Bundesvorsitz der CDU ein. Denn die Christdemokraten im thüringischen Landtag hatten dem FDP-Kandidaten ebenfalls ihre Stimme gegeben. Was folgte, war eine bis heute höchst umstrittene Rückruf-Aktion durch die Bundeskanzlerin sowie diverse Irrungen und Wirrungen, die nur wegen der damals aufkommenden Corona-Pandemie nicht mehr die verdiente Beachtung fanden. Inzwischen wurde AKK von Armin Laschet abgelöst, der es letztlich keinem anderen als Thomas Kemmerich zu verdanken hat, wenn er sich jetzt als Kanzlerkandidat in Stellung bringen kann. Zweiter Nutznießer des damaligen Polit-Spektakels ist Bodo Ramelow, der heute praktisch unangefochtene Ministerpräsident aus den Reihen der Linkspartei. Dabei hatte Ramelow die vorangegangene Landtagswahl eigentlich verloren: Zwar war seine Partei im Oktober 2019 auf 31 Prozent gekommen, die rot-rot-grüne Mehrheit war dennoch perdü. Und Kemmerich selbst? Viel hat man von Kurzzeit-MP seit seinem mehr oder weniger erzwungenen Rücktritt nicht mehr gehört. Im Interview mit Cicero nimmt er jetzt erstmals ausführlich Stellung zu den damaligen Ereignissen. In den Tagen vor seiner Wahl, so Kemmerich, „habe ich mit einer Reihe von CDU-Abgeordneten gesprochen, und bis hin zum heutigen Fraktionsvorsitzenden Mario Voigt bekam ich Unterstützung für meine Kandidatur“. Was der Cowboystiefel-Träger und Selfmademan Thomas Kemmerich sonst noch zu sagen hat (und das ist einiges!), lesen Sie hier. Ich wünsche ein schönes Wochenende und verspreche Ihnen, dass wir am Samstag und Sonntag auf diesem Kanal viel Lesenswertes zu bieten haben werden. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |