Guten Morgen, wir sind heute, das schreibt mein Kollege Maik Koltermann im aktuellen Editorial der gedruckten MOPO, „ein bisschen durch den Wind“. Das liegt daran, dass bei uns für den heutigen Tag das Wort „historisch“ nicht etwa eine boulevardeske Zuspitzung ist, sondern schlicht sehr treffend. Und daran liegt es dann vielleicht auch, dass die erste Version des heutigen Newsletters ein bisschen zerschossen bei ihnen angekommen ist – und nun noch einmal eintrudelt. Die Ausgabe der MOPO, die heute am Kiosk liegt, ist die letzte gedruckte Tageszeitung aus unserem Hause. Nach fast 75 Jahren! Insofern ist es ein wilder Gefühlsmix, der die Atmosphäre auf den Fluren der Redaktion prägt. Da ist der immer irgendwie auch traurige Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheiten. Und da sind Aufbruch und Spannung und letztes Feilen an der ersten Ausgabe der WochenMOPO, die bereits morgen erscheint. Warum das alles? Und wo führt das hin? Hier erklärt es der Chefredakteur der MOPO. +++ Es ist eine Baustelle, wie es sie überall in der Stadt gibt: Doch anders als andere nervige Hindernisse liegt diese Maßnahme im vornehmen Hamburger Westen und sie geht Leuten auf die Nerven, die sich in der örtlichen Politik sehr wirksam Gehör verschaffen können – und deshalb könnte ein 700 Meter langer Radweg an der Reventlowstraße die Altonaer Bezirksamtschefin Stefanie von Berg um eine zweite Amtszeit bringen. CDU und SPD, die die Grüne 2019 noch ins Amt gewählt haben, werfen ihr nun „Bürgerferne“ vor: „Sie geht mit dem Kopf durch die Wand.“ Von Berg verteidigt ihren Kurs, die Grünen sind „irritiert“. Stephanie Lamprecht über den Machtkampf um Altona. (M+) +++ Seit einigen Jahren häufen sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen am Jungfernstieg. Oft sind es Gruppen junger Männer, die aneinander geraten – mit nicht selten blutigen Folgen. Sie nennen sich „1920er“ oder „315er“ und tragen ihre Bandenkriege mitten in der Hamburger City aus. Am Dienstag haben Beamte mehrere Objekte durchsucht und einen der mutmaßlichen Anführer der „315er“ verhaftet. Dabei zeigte sich: Die Bande handelt offenbar organisiert mit Drogen – und zwingt Teenies auf brutale Weise, für sie zu arbeiten. (M+) +++ Hamburgs Innenbehörde hat sich noch nicht mit dem verlorenen Kampf gegen die Cannabis-Teillegalisierung abgefunden. Jetzt stemmt sich die Behörde von Andy Grote (SPD) gegen die von einer Expertenkommission empfohlene Erhöhung des Grenzwerts des Wirkstoffs THC im Straßenverkehr – und glänzt nicht gerade mit Fachwissen. Begründung der Ablehnung: Die Leute sollen nicht bekifft Auto fahren. Doch das hat niemand gefordert. Bei der Grenzwert-Anpassung geht es darum, dass Menschen, die Abends einen Joint rauchen, am nächsten Tag Auto fahren dürfen. THC kann nämlich sehr lange im Blut nachweisbar sein: Derzeit droht daher der Führerscheinverlust, obwohl jemand nüchtern und fahrtüchtig ist. Der neue Grenzwert sei vergleichbar mit 0,2 Promille Alkohol im Blut, sagen die Experten – und in anderen europäischen Ländern gelten teils ähnliche oder sogar deutlich höhere Werte. Die Grünen nutzen den Sachverhalt entsprechend für den nächsten Seitenhieb Richtung Koalitionspartner: Man solle den Expertenvorschlag doch „für eine konstruktive Debatte nutzen, anstatt ihn voreilig abzulehnen“. (M+) +++ Schöner Wohnen bei der SAGA: Das städtische Unternehmen baut gemeinsam mit dem Bauunternehmen Peter Ahrens am Sportplatzring in Stellingen 153 geförderte Wohnungen. Sie können sich im Preis und optisch sehen lassen. Jetzt war Richtfest, der Ansturm dürfte entsprechend groß sein, wenn sie im Frühjahr 2025 bezugsfertig sind. Innovativ: Auf den Dächern werden Photovoltaikanlagen gebaut, so dass den Bewohnern günstiger Mieterstrom zur Verfügung gestellt werden kann. Der regenerativ erzeugte Strom wird auch für den Allgemeinstrombedarf etwa für Aufzüge und Haustechnik genutzt. Einen schönen Donnerstag wünscht Ihnen Mathis Neuburger chefredaktion@mopo.de |