das Jahr 2023 war eine ereignisreiche Zeit: Nichts beschreibt die abgelaufenen zwölf Monate besser als die Kür des Worts „Krisenmodus“ zum „Wort des Jahres“. Aber es gab auch Episoden, die nicht von weltpolitischer Bedeutung waren – und dennoch in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel das Rätselraten um eine angeblich freilaufende Löwin, die tagelang einen Berliner Vorort in Atem hielt. Oder die Hundekot-Attacke eines Ballett-Choreographen gegen eine unbotmäßige Kritikerin. Was hat uns 2023 beschäftigt, persönlich in den Bann gezogen – oder besonders abgeschreckt? Chefredakteur Alexander Marguier und Kolumnist Mathias Brodkorb blicken in ihrem feuchtfröhlichen Cicero-Jahresrückblick zurück auf eine Sammlung skurriler Begebenheiten. Gelegentlich werden zwar auch ernste Themen diskutiert. Weil das Ganze jedoch eingebettet ist in eine Weinprobe, kommt selbst bei Sujets wie der Haushaltskrise merklich Stimmung auf. Diese Folge des Cicero Podcast Politik können Sie hier hören. Zurück blicken wir auch in unserer Serie, in der wir Ihnen noch einmal die meistgelesenen Artikel des Jahres präsentieren. Besonders hohe Wellen hat zum Beispiel eine Recherche meines Kollegen Daniel Gräber und unseres geschätzten Ex-Kollegen Ulrich Thiele (Grüße!) im März geschlagen: Außenministerin Baerbock wollte monatlich bis zu 1000 Afghanen und deren Angehörige nach Deutschland holen. Doch in der deutschen Botschaft vor Ort schlug man Alarm: Auf den Aufnahmelisten fanden sich zahlreiche Islamisten und Scharia-Gelehrte. Dies war der meistgelesene „Cicero“-Artikel im März. „Libertad, Libertad, Libertad“, schreit der Titel eines seiner Bücher. „Die Ketten sprengen, die uns davon abhalten zu wachsen“, so der Untertitel: Argentinien hat den Anarchokapitalisten Javier Milei, zuvor ein politischer Außenseiter, zum Staatschef gewählt. Sein radikales Programm ist eine Antwort auf Jahrzehnte des wirtschaftlichen Niedergangs, eine Art Schocktherapie für das Land. Marcela Vélez-Plickert hat ihn für unsere aktuelle Ausgabe porträtiert. Bislang haben sich nahezu alle Voraussagen deutscher Experten über den Kriegsverlauf in der Ukraine als falsch herausgestellt. Das wird die Denkfabriken jedoch nicht davon abhalten, weiterhin das zu tun, was sie bereits seit Monaten tun: mit wenig Analyse und viel Empörung Unterstützung für die Ukraine einfordern, schreibt unser Gastautor Michael Rühle, der über 30 Jahre im Internationalen Stab der Nato in Brüssel tätig war. Durch ihre Relativierungen von Antisemitismus an jenem Campus, den sie leitet, ist Claudine Gay vor wenigen Wochen auch international bekannt geworden. Nun hat die Präsidentin der Harvard University mit gravierenden Plagiatsvorwürfen zu kämpfen. Doch der Aufsichtsrat der Universität steht ihr zur Seite. Dabei zeigen beide Fälle für sich allein genommen bereits, dass Gay als Universitätspräsidentin ungeeignet ist, findet Shantanu Patni. Hunderttausende Euro gibt die Ampel-Regierung für heldenhafte Bilder von Ministerinnen, Ministern und Bundeskanzler aus. Aber die Inszenierung kann am Vertrauensverlust der Bevölkerung nichts ändern. Auch die Keilerei der SPD-Vorsitzenden gegen Friedrich Merz führt ins Leere, schreibt Alexander Marguier. Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |