Die Schwankung bei einzelnen Werten ist dabei durchaus enorm, insbesondere wenn die Geschäftszahlen für das 3. Quartal die Erwartungen der Anleger enttäuschten oder der Ausblick auf das laufende 4. Quartal und/oder für 2023. Doch insgesamt geht die Volatilität zurück. Es bietet sich uns eine spannende Gemengelage an den Börsen: Noch bestimmen Inflations- und Zinssorgen das Denken, doch die jüngsten Entwicklungen scheinen längst die Trendwende eingeläutet zu haben. Zaghaft, zugegeben, aber der Preisauftrieb ist schon seit vielen Wochen zu Ende, auch wenn die Inflationsrate noch immer sehr hoch ist – doch sie ist der Vergleich mit dem Vorjahreswert und dass die Preise seitdem stark angestiegen sind, haben wir alle längst mitbekommen. Und auch wenn einzelne Preise noch immer zulegen, trifft dies nicht mehr in der Breite zu. Allein die Energie-Preise haben sich seit ihren Rekordständen von vor 2 Monaten kräftig nach unten bewegt. Nochmal: Sie liegen deutlich höher als vor einem Jahr, aber inzwischen auch deutlich unter den Werten aus dem August. Peak Inflation. Ich schreibe sie schon seit Wochen herbei. Und ab März 2023 wird die Inflationsrate geradezu implodieren! Weil im März 2022 die massiven Preissteigerungen begannen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Also greift ab März 2023 der Basiseffekt, denn ab dann wird mit den schon viel teureren Monaten aus 2022 verglichen, nicht mehr mit den preisgünstigen aus 2021. Peak Inflation. Der Druck auf die Notenbanken lässt nach, sie werden ihre Zinsen wohl (dummerweise) noch ein paar Mal anheben, aber in schwächeren Schritten als bisher. Das ist Wasser auf die Mühlen der Optimisten, nachdem zuletzt auch der Immobilien-Markt deutlich ins Minus gedreht ist und der US-Arbeitsmarkt sich etwas entspannt aufgrund der anziehenden Entlassungswelle bei den US-Technologiewerten. Dabei finden diese Leute aktuell noch relativ schnell einen neuen Job, aber der Druck auf die Löhne lässt spürbar nach. Zusammen mit den Kostensenkungsaktionen der Unternehmen werden diese bald wieder operativ bessere Ergebnisse einfahren. Star-Investor Ken Fisher sieht uns ebenfalls vor einer baldigen Rallye. Und er erteilt all jenen eine Absage, die auf einen letzten Knall, den großen Ausverkauf warten, bevor der nächste Bullen-Markt starten kann. Den wird es diesmal nicht geben, es haben über die letzten 15 Monate schon reichlich Anleger kapituliert und die zahlreichen „kleinen Sell-offs“ haben die Zittrigen, wie André Kostolany sie nannte, schon mehrfach aus dem Markt gespült. Zudem halten die US-Investmentfonds aktuell eine besonders hohe Cashquote, während die Zahl der Shortwetten auf US-Werte weit überdurchschnittlich hoch ist. Der sich verstärkende Kursauftrieb könnte hier zu einer Art Short-Squeeze führen, und die Kurse noch weiter in die Höhe treiben. Der Boden für eine kräftige Jahresend-Rallye ist also bereitet und wir schauen uns mal an, was die Hedgefonds sich Ende des 3. Quartals so als Lieblinge auserkoren haben. Hedgefonds-Liebling Nr. 1: Amazon Amazon steht unter Druck. Während der zwei Corona-Ausnahmejahre 2020 und 2021 gehörte das Unternehmen zu den größten Gewinnern, weil es zuverlässig liefern und durch seinen massiven Cashflow kräftig in die eigene Logistik, in KI-basierte Lagerhaltung und seine eigene Transportflotte investieren konnte. Mit seinem Cloudservice AWS ist Amazon unangefochtener Weltmarktführer und AWS steuert einen Großteil der Gewinne zum Konzernergebnis bei. Auch deshalb konnte Amazon seit Ausbruch der Pandemie weit mehr als 100.000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Doch der Wind hat sich gedreht. Mit seinem Online-Handel verdient Amazon schon seit einiger Zeit kein Geld mehr, die Konkurrenz hat aufgerüstet. Prime verschlingt viel Geld, vor allem für neuen Content im Streaming War gegen Netflix, Disney, Paramount und andere und selbst im Cloud-Segment AWS gerät man inzwischen unter den Druck der Wettbewerber, vor allem Microsoft und Alphabet. Zudem versenkt Amazon mit seiner Sprachassistentin Alexa viel Geld; genauer gesagt mit den Geräten, auf denen Alexa läuft und die Amazon mit Verlust in den Markt drückt, um Marktanteile zu gewinnen. Als der Amazon-Gründer Jeff Bezos letztes Jahr den Chefsessel an Andy Jassy abgab, den Mastermind hinter AWS, stieß das bei Anlegern auf große Gegenliebe, weil erwartet wurde, dass ein stärker Fokus auf Shareholder Returns gelegt werden würde. Und genauso läuft es. Mit dem Aktien-Split legte Jassy die Grundlage für eine Dow Jones-Aufnahme und er rückt zunehmend die Profitabilität in den Vordergrund. Dabei schreckt er auch nicht vor Lieblingsprojekten seines Amtsvorgängers (und noch immer Großaktionärs von Amazon) Jeff Bezos zurück und kürzt auch bei den Alexa-Diensten kräftig. Mehr als 10.000 Mitarbeiter werden konzernweit freigestellt und Investitionen gedrosselt. Das soll das operative Ergebnis verbessern und die Laune der Aktionäre heben. Die schwächelnde Konjunktur und das gesunkene Verbrauchervertrauen belastet den Einzelhandel insgesamt, das kriegt auch Amazon zu spüren. Andererseits war die Black Friday-Woche die umsatzstärkste aller Zeiten. Im 3. Quartal erlöste Amazon über alle Betriebszweige hinweg 127,1 Mrd. US-Dollar. Das waren 15% mehr als im Vorjahres-Quartal, aber weniger, als erwartet worden war. Vor allem das vergleichsweise geringe Wachstum von AWS enttäuschte – trotz eines Zuwachses um 27%. Der Nettogewinn von 2,9 Mrd. US-Dollar lag sogar 9% unter dem Vorjahreswert. Auch die Prognosen für das 4. Quartal kamen nicht gut an. Der Umsatz soll zwischen 140 und 148 Mrd. US-Dollar liegen und das Ergebnis bei rund 4 Mrd. US-Dollar. Am Tag der Ergebnisverkündung brach der Kurs der Amazon-Aktie um 20% ein. Auf Dollar-Basis hat er sich in den letzten 12 Monaten beinahe halbiert; er liegt knapp unter 100 US-Dollar und damit auf dem gleichen Niveau wie im Herbst 2018. „Wenn man mich nach der besten Investitions-Entscheidung fragt, die ich je getroffen habe, sage ich, Amazon beim Börsengang gekauft zu haben. Und was war die schlechteste? Jemals eine Aktie von Amazon zu verkaufen.“ – Bill Miller – Amazon hat seit seinem Bestehen immer wieder bewiesen, dass es sich auf verändernde Bedingungen und Herausforderungen hervorragend einstellen und seinen Vorteil daraus ziehen kann. Darauf setzten die Hedgefonds auch jetzt wieder. Gut möglich, dass die Rechnung auch diesmal wieder aufgeht. Amazon.com, Inc. (ISIN: US0231351067) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22e/23e/24e | Kurs | 906866 / AMZN | 974 Mrd. USD | neg. / 57 / 31 | 94,16 USD | Hedgefonds-Liebling Nr. 2: Meta Platforms Meta Platforms betreibt vier der weltweit angesagtesten Websites bzw. Apps: Facebook, Instagram, WhatsApp und Facebook Messenger. Doch inzwischen stagniert die Zahl der aktiven Nutzer und die Monetarisierung alter und neuer Features kommt nicht wirklich voran. Die Kritik am Unternehmen und vor allem seinem Gründer und Immer-noch-CEO Mark Zuckerberg wird immer lauter. Das liegt einerseits an dessen roboterhaften Art und seiner wenig bis gar nicht vorhandenen Kritikfähigkeit. Und an seinem „Ich weiß eh alles besser“-Habitus, mit dem er die Ressourcen des Konzerns voll in Richtung Metaverse gepolt hat. Die Änderung des Firmennamens von Facebook in Meta Platforms war mehr als ein (Warn-) Zeichen. Doch im Metaversum ist Mark irgendwie allein zuhause; kaum jemand nutzt diese virtuelle Welt. Sie verschlingt Milliarden an US-Dollar, ohne Gegenwert zu schaffen. Zuckerberg wettet darauf, dass dieser sich bald einstellen wird, aber die Anleger folgen ihm nicht mehr und verkaufen seine Aktie gnadenlos. Mit einem Minus von beinahe zwei Dritteln ist die META-Aktie eines der schlechtesten Investments der letzten 12 Monate. Ob Zuckerbergs Meta-Vision aufgeht, steht in den Sternen. Andere Unternehmen setzen auf andere virtuelle Angebote und könnten damit punkten. Doch die wirkliche Kritik an Zuckerberg ist, dass er sein Kerngeschäft vernachlässigt. Mit mehr als 2 Milliarden täglich aktiven Nutzern müsste der Konzern viel mehr Geld verdienen. Aber auch viele Jahre nach der Übernahme von WhatsApp erzielt der Dienst kaum Einnahmen. Dabei wäre es relativ einfach, ihn zu einer Super-App auszubauen, wie es Tencent mit WeChat schon vor Jahren vorgemacht hat. Der ehemalige Messenger-Dienst bietet inzwischen Bezahlfunktionen und stellt sich als Einfallstor fürs Shopping dar und bietet weitere Finanzdienstleistungen. An jeder Transaktion verdient man mit. Nach haarsträubenden Ergebnissen entlässt auch Meta Platforms inzwischen Mitarbeiter und kürzt bei den Ausgaben. Insbesondere ins Metaversum soll weniger investiert werden – aber das ist zu kurz gesprungen. Das Potenzial der bestehenden Plattformen sollte viel besser genutzt werden. Und, da Reihe ich mich in die lange Liste der Kritiker ein, ein geschäftstüchtiger CEO sollte den Platz von Zuckerberg an der Konzernspitze übernehmen. Die Bewertung erscheint indes nicht mehr teuer und noch immer liefert Meta Platforms solide Cashflows ab. Das Potenzial ist vorhanden, es muss „nur“ endlich genutzt werden. Das macht das Unternehmen zum zweitbeliebtesten der Hedgefonds. Meta Platforms Inc. (ex Facebook) (ISIN: US30303M1027) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22e/23e/24e | Kurs | A1JWVX / META | 313 Mrd. USD | 13 / 15 / 12 | 121,78 USD | Hedgefonds-Liebling Nr. 3: Microsoft Auf Rang 3 dieser Liste landete der Alleskönner unter den Technologie-Giganten. Microsoft ist in vielen Bereichen aktiv und in allen gehört man zu den zwei oder drei global führenden. Bei Betriebssystemen (Windows), bei den Cloud-Diensten (Azure), bei Spiele-Konsolen (Xbox), bei Kollaborations-Software (Teams, Skype), bei Business-Software (Office) und bei Suchdiensten (Bing). Aktuell läuft die Übernahme des Spiele-Anbieters Activision Blizzard für 69 Mrd. US-Dollar und die würde Microsoft ganz weit nach oben katapultieren im Spiele-Segment. Im 3. Quartal bekam auch Microsoft den Konjunkturgegenwind zu spüren: Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahr um 11% zu auf 50,1 Mrd. US-Dollar, doch der Gewinn schrumpfte um 14% auf 17,6 Mrd. US-Dollar. Eine deutliche Schwäche beim Absatz von PCs und Notebooks belastete sowohl die Hardware-Verkäufe als auch das Windows-Business, die um 15% zurückgingen. Im Cloud-Segment sprangen die Kosten in die Höhe wegen der massiv gestiegenen Energie-Preise. Azure legte „nur“ um 35% auf über 25 Mrd. US-Dollar zu, doch die Wachstumsrate ist gegenüber den herausragenden Werten von 40% aus dem Vorjahr zurückgegangen. Allerdings ist sie noch immer deutlich stärker als die von Amazons AWS. Wirklich negativ überrascht hat Microsoft lediglich mit seiner Prognose für das 4. Quartal: Zwischen Oktober und Dezember erwartet Konzern-Chef Satya Nadella Umsätze zwischen 52,35 und 53,35 Mrd. US-Dollar, was nur 2% über den Werten aus dem Vorjahr läge und die operative Marge soll voraussichtlich 40% betragen, was unter den von Analysten erwarteten 42% läge. Mit einem Minus von 28% in den letzten 12 Monaten steht Microsoft vergleichsweise solide da – wie auch seine Ergebnisse. Der Konzern tanzt auf vielen Hochzeiten, aber das sehr erfolgreich. Zudem sind seine Angebote und Dienste kaum zu ersetzen, es sei denn unter hohen Wechselkosten. Dieser Burggraben ist enorm und gibt Microsoft eine kräftige Preissetzungsmacht. Daher werden die Umsätze nicht deutlich fallen und die operativen Ergebnisse sich halten. Auch wegen der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen. Darüber hinaus hat Microsoft einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern: man ist der Einzige der Tech-Giganten, gegen den kein Kartellverfahren seitens der Regulierungsbehörden oder des US-Justizministeriums läuft. Im Gegenteil: Microsoft ist in vielen Bereichen eher der „weiße Ritter“, der den Wettbewerb mit dem Dominator am Leben hält. Mit Bing gegen Google, mit Azure gegen AWS, mit der Xbox gegen Sonys Playstation, mit Windows gegen Android und iOS. Kein Wunder, dass die Hedgefonds diesen soliden Cashflow-Giganten lieben... Microsoft Corp. (ISIN: US5949181045) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22e/23e/24e | Kurs | 870747 / MSFT | 1,9 Bio. USD | 27 / 23 / 19 | 252,03 USD | Hedgefonds-Liebling Nr. 4: Alibaba Auch der chinesische Online-Gigant Alibaba schlägt sich mit einem Kursverlust von „nur“ 30% auf Sicht der letzten 12 Monate vergleichsweise gut. Allerdings steht auf Sicht von 5 Jahren insgesamt ein Minus von knapp 50% zu Buche und das ist eine grottenschlechte Performance. Bis vor anderthalb Jahren war Alibaba erfolgsverwöhnt, dann forderte sein Gründer Jack Ma das kommunistische Regime in China öffentlich heraus – und verlor. Seitdem überzieht Peking die Online- und Technologieriesen des Landes mit einer Regulierungsflut sondergleichen. Sie werden drangsaliert und in ihren Aktivitäten stark eingeschränkt. Das geht zulasten von Umsatz, Wachstum und Gewinnen. Die Anleger flüchten in Scharen aus chinesischen Aktien und die Zementierung von Xis Macht während des kürzlich zu Ende gegangenen Parteikongresses macht wenig Hoffnung auf Besserung. Und dennoch... die Hedgefonds-Manager setzen wieder verstärkt auf Alibaba. Denn der Konzern verdient weiterhin viel Geld und das längst in vielen Ländern außerhalb Chinas. Und nach neusten Meldungen gibt es auch Bewegung im Konflikt um die Finanz-Super-App ANT, deren milliardenschweren Rekordbörsengang Peking vor 2 Jahren torpediert hatte. Das schürt die Fantasie der Anleger, auch wenn ANT inzwischen eher eine Bank ist als eine Finanz-Super-App. Von seinen Tiefstkursen bei 63 US-Dollar Ende Oktober hat der Kurs inzwischen schon wieder mehr als ein Drittel zugelegt und bis zum Allzeithoch von über 300 US-Dollar aus dem Oktober 2020 hätte die Aktie glatt Ver-4-fachungs-Potenzial. Und auch wenn sich dieses kaum einstellen dürfte, da das Unternehmen in vielerlei Hinsicht am Wachstum gehindert und reguliert wird, steht es aus Bewertungssicht vergleichsweise attraktiv dar. Der größte Malus ist der große Einfluss des chinesischen Regimes auf Alibaba - und sein Großaktionär. Das ist nämlich die japanische Investment-Firma Softbank Group, die früher rund ein Drittel an Alibaba hielt. Doch aufgrund eigener finanzieller Probleme versilbert Softbank nun seinen Alibaba-Anteil. Zwischen Juni und September reduzierte Softbank seine verbliebene Position von 23,7 auf 14,6% und auch der Rest dürfte zur Disposition stehen. Das sorgt perspektivisch für weiteren Druck auf den Aktienkurs. Alibaba Group Holding Ltd. (ISIN: US01609W1027) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 23e/24e/25e | Kurs | A117ME / BABA | 232 Mrd. USD | 26/14/12 | 90,14 USD | Hedgefonds-Liebling Nr. 5: Alphabet (A-Aktien) Alphabet hieß früher Google und ist nach wie vor ein One-Trick-Pony. Die Suchmaschine spielt das Geld in die Kasse und das in immer größerem Umfang. Auch wenn die anhaltende Konjunkturschwäche für zeitweilig sinkende Werbeerlöse sorgt. Um diese geht es auch beim konzerneigenen Videoportal YouTube, das zur zweiten Cashcow des Konzerns avanciert war. Doch die Werbeflaute sowie die zunehmende Konkurrenz durch TikTok lassen inzwischen Zweifel an YouTubes Starambitionen aufkommen und Alphabet hat noch keine passende Antwort auf die neuen Herausforderungen gefunden. Für seine „Other Bets“ wendet Alphabet viel Geld auf und verbrennt dort Milliardenbeträge; allein im 3. Quartal lag das Spartenminus bei 1,3 Mrd. US-Dollar. Hierunter fällt auch das erfolgsversprechend aussehende Selfdriving-Startup Waymo. Der Kursverlauf spricht Bände: Die Aktie markierte Ende 2021 ihr Allzeithoch bei knapp 150 US-Dollar und hat sich nach einem scharfen Einbruch inzwischen wieder auf 100 US-Dollar erholt. Das Minus auf Sicht von 12 Monaten liegt damit wieder knapp unter 30%. Die Bilanz von Alphabet und der Cashflow sind solide. Alphabet verfügt über gut 100 Mrd. US-Dollar Nettocash, doch das sorgt angesichts einer Inflationsrate von 10% für einen Kaufkraftverlust von 10 Mrd. US-Dollar. Cash zu horten ist keine gute Strategie (mehr). Dafür kauft Alphabet inzwischen fleißig eigene Aktien zurück; alleine im 3. Quartal für 15,4 Mrd. US-Dollar und damit nochmals mehr als im Vorjahres-Quartal, als man 12,6 Mrd. US-Dollar ausgab. Bezogen auf die Aktienanzahl führt der stark gesunkene Aktienkurs zu dem positiven Nebeneffekt, dass Alphabet damit rund doppelt so viele Aktien zurückkauft wie vor einem Jahr. Nur dem Aktienkurs hilft das nicht wirklich auf die Sprünge. Genauso wenig wie die Aussicht auf eine baldige Aufnahme in den Dow Jones, die seit dem letzten Split vor einigen Monaten für Fantasie sorgt – oder sorgen sollte, denn momentan spielt dies bei den Überlegungen der Anleger kaum eine Rolle. Die blicken auf das massiv einbrechende Umsatzwachstum und die erodierenden Margen. Dennoch lieben die Hedgefonds die Alphabet-Aktie, denn der Cashflow ist solide, die Aktien-Rückkäufe treiben das Ergebnis je Aktie und das Suchmaschinenbusiness scheint unangreifbar. Scheint... denn eines der Kartellverfahren zielt genau hierauf ab. Denn Alphabet zahlt mehr als 10 Mrd. US-Dollar pro Jahr an Apple, damit Google die voreingestellte Suchmaschine auf iOS-Geräten ist. Sollte das Verfahren irgendwann einmal zu Ungunsten von Alphabet und Apple ausgehen und alle Instanzen durchlaufen haben, wäre dies ein sehr fetter Sargnagel für das Google-Business. Doch bis es so weit ist, werden noch viele Jahre vergehen, so dass dieses Risikoszenario kaum Platz findet auf dem Frühwarnradar der Investoren. Die Bewertung von Alphabet ist nicht ganz billig; hier wird bereits eine Wirtschaftserholung im nächsten Jahr eingepreist und damit eine Erholung der Werbeeinnahmen. Und dafür spricht einiges. Alphabet Inc. Class A (ISIN: US02079K3059) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22e/23e/24e | Kurs | A14Y6F / GOOGL | 1,3 Bio. USD | 21 / 19 / 16 | 99,54 USD | Unser Fazit Die Zeichen für eine fette Jahresend-Rallye stehen gut und die Lieblinge der Hedgefonds können nicht wirklich verwundern: es sind die Technologie-Schwergewichte, die in den letzten Monaten deutlich verloren haben, die aber über starke Cashflows verfügen und so auch in Krisenzeiten solide Geschäfte machen. Sie agieren aus einer Position der Stärke heraus und können in der Krise Chancen für Zukäufe nutzen und/oder Wettbewerber unter Druck setzen. „Niemand hat Freude an einem scharfen Marktabschwung mit Kursverlusten, wachsender Panik und wirtschaftlichen Verwerfungen. Dennoch ist ein Abschwung ein notwendiger Vorläufer für einen Aufschwung; die Saat für eine Erholung und schließlich für substanzielle Gewinne wird inmitten des Gemetzels gesät.“ – Seth Klarman – Die Hedgefonds setzen auf Qualitäts-Unternehmen, auf Burggraben-Aktien, auf Global Champions – zu Bewertungen, die zumeist deutlich unter den Durchschnittswerten der letzten Jahre liegen. Ob sie damit schon richtig liegen? Wir werden sehen. Dass die Unternehmen auf Sicht der nächsten Jahre besser dastehen werden als heute in der Krise, ist hingegen kaum eine gewagte Spekulation. Und wenn diese Annahme stimmt, dann sollten die Kurse dieser Unternehmen künftig wohl auch deutlich höher notieren als heute. Was muss man als Anleger dann noch mehr wissen? PS: Auf den Plätzen 6 bis 10 der Hedgefonds-Lieblinge folgen Celgene, Walt Disney, Netflix, Visa und Mastercard. Aber das ist eine andere Geschichte...
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig. | | Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Die Redakteure/Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Alphabet, Amazon & Microsoft Weitere Informationen dazu findest Du hier... Meine neuesten Videos
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