stellen Sie sich ein demokratisches Land vor, in dem eine Koalition aus konservativen und sozialdemokratischen Parteien regiert. Diese zerbricht im Streit um soziale Fragen. Auf der Straße bekämpfen sich Linke und Rechte. Bei der nächsten Wahl legen die Linken zu, die Rechten versiebenfachen jedoch sogar ihr Ergebnis. Eine Wirtschaftskrise treibt ihnen noch mehr Wähler zu. Radikale Schlägertrupps marschieren gemeinsam mit rechten Parlamentsvertretern. Die anderen Parteien ringen um Mehrheiten und geben schließlich ihre Abwehrhaltung auf, sie paktieren, machen schließlich den Führer der Bewegung zum Kanzler. Sie kennen das Ergebnis dieser Entwicklung aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie könnten aber auch problemlos für den ersten Teil dieser Geschichte Parteien und Personen aus der Neuzeit einfügen. Geschichte wiederholt sich nicht? Wer weiß. Ich erzähle Ihnen dies, weil wir hier in der Redaktion der Meinung sind, dass seit den Vorfällen in Chemnitz ein Punkt überschritten ist. Denn dort marschierten Schlägertrupps gemeinsam mit "dem Volk" sowie gewählten Parlamentariern. Das hat eine neue, gefährlichere Qualität. Schweigen, wie es die vielfältig betroffenen Immobilienunternehmen bislang getan haben, ist keine Option mehr. Hakenkreuzschmierereien sind das eine, offener Rechtsradikalismus in den Parlamenten ist etwas anderes. Die Demokratie darf sich selbst abschaffen, sie hat es in Deutschland schon einmal getan, sie sollte es aber nicht. Liebe Leser, wir sind eine Immobilien Zeitung. Unsere Titelgeschichte "Chemnitz überschreitet eine Grenze" ist deshalb streng immobilienwirtschaftlich ausgerichtet. Dennoch hoffen wir, nicht nur den Kaufmann in Ihnen zu erreichen, sondern auch den Demokraten. |