Liebe ELIANT-Freund*Innen, Am 29. April veröffentlichte die Europäische Kommission eine Studie zu den Neuartigen Genomischen Verfahren (NGTs) . Die Ergebnisse der Studie besagen, dass "die derzeitige Gesetzgebung zu gentechnisch veränderten Organismen (GVO) aus dem Jahr 2001 an den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt angepasst werden muss". Konkret heisst dies, dass NGTs und ihre Produkte nicht mehr der vorherigen Risikobewertung und Zulassung unterliegen. Die Folge wäre: Wir Bürger wüssten nicht, ob wir ein Produkt kaufen, das mit einer NGT-Technologie hergestellt wurde, da es nicht mehr der Kennzeichnungspflicht unterliegt. Was sind NGTs? NGTs sind in den letzten zwanzig Jahren seit dem Auftauchen der ersten GVOs entstanden und entwickelt worden und umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien wie z.B. CRISPR/Cas. Ziel dieser Verfahren ist: das Genom eines Organismus zu verändern. Dies kann auf 2 Arten geschehen: entweder wird in die Zelle genetisches Material eingeschleust oder ein Material, das eine Veränderung des genetischen Materials in der Zelle bewirkt. Im Gegensatz zu GVOs verwenden NGTs nicht notwendigerweise fremdes genetisches Material, sondern können das Genom durch Schneiden, Editieren oder Abschaltung von Teilen desselben Organismus verändern. Solche Techniken erhöhen die Möglichkeiten und die Geschwindigkeit von Modifikationen im genetischen Material von Organismen. Gemäß einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2018 fallen alle NGTs und ihre Produkte unter den Geltungsbereich der aktuellen GVO-Gesetzgebung, in dem das Vorsorgeprinzip gilt. Die landwirtschaftliche Biotech-Industrie sieht jedoch ein großes Potenzial in der Nutzung von NGTs im Agrar- und Lebensmittelbereich und drängt deshalb auf eine Aufweichung dieser Verordnung.
Was sind die Risiken und Bedrohungen? Trotz der zunehmenden Präzision von NGTs sind diese Techniken mit Risiken und nicht kalkulierbaren Reaktionen verbunden, deren Endergebnisse nicht vorhersehbar sind, da der Reparaturmechanismus der Zelle nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gesteuert und kontrolliert werden kann. Daher ist es jetzt entscheidend, uns gegen jede Deregulierung zur Wehr zu setzen und uns an das Europäische Parlament und die Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt zu wenden. Die Sicherstellung der Wahlfreiheit sowohl für Verbraucher als auch für Landwirte muss für die zukünftigen Generationen erhalten bleiben. Es ist an der Zeit, dass die Europäische Kommission eine strukturelle Änderung des Agrar- und Ernährungssystems vorschlägt – zum Schutz unserer Gesundheit und der Gesundheit zukünftiger Generationen sowie der Umwelt.
Was sind die nächsten Schritte? Im Hinblick auf die anstehenden Diskussionen über eine mögliche neue Politik zu NGTs hat die Biologisch-dynamische Föderation Demeter International die Europäische Kommission sowie die EU-Mitgliedsstaaten bereits aufgefordert "sich klar einer Deregulierung aller NGTS entgegenzustellen und das Vorsorgeprinzip des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vollständig durchzusetzen." Noch ist unklar, wie sich die Mitglieder des Europäischen Parlaments (MEPs) in dieser Angelegenheit positionieren werden. Dankenswerterweise haben sich Abgeordnete wie Günter Sidl aus Österreich für die S&D-Fraktion und Martin Häusling aus Deutschland für die Grünen gegen eine Abschwächung der Gesetzgebung ausgesprochen, aber in der gesamten Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) gibt es starke Stimmen, die das Potenzial der NGTs verteidigen. Sie können helfen, die Wahlmöglichkeiten von Verbrauchern und Landwirten zu erhalten, indem Sie sich den Kampagnen für eine Deklaration von NGTs in Ihrem Land anschließen. Wir als Bürger sind für die Entwicklung Europas mitverantwortlich! Wir können unsere Stimme erheben und für Transparenz bei der Deklaration und damit den Erhalt der Wahlmöglichkeiten eintreten. Mit großem Dank für Ihr Engagement und herzlichen Grüßen Michaela Glöckler
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