Liebe Frau Do, erinnern Sie sich noch an die magische Zahl 50? Vor einem Jahr war sie zentraler Richtwert bei der Einschätzung der Corona-Lage. Denn bei einer Inzidenz bis 50 sollte es den Gesundheitsämtern gelingen, Kontakte zu verfolgen und Quarantänemaßnahmen zu verhängen. In mehreren NRW-Städten liegt der Wert inzwischen bei 1000. Jeder fünfte PCR-Test in NRW fällt positiv aus. Die vielen Ausfälle stellen Firmen an Rhein und Ruhr vor immense Probleme. Die Rheinbahn bereitet sich auf den Ausfall von 30 Prozent ihres Personals vor. Eon prüft die Kasernierung von Mitarbeitern. Meine Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion haben sich umgehört. Was NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann für die kommenden Wochen erwartet, hat er Maximilian Plück im Interview berichtet. Schön, dass Sie auch heute Morgen wieder Zeit für mich haben! Heute wichtig: Russland: Heute kommen die Außenminister der USA und Russlands zu einem Krisentreffen zusammen. Die Lage an der Grenze der Ukraine scheint gefährlicher denn je. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock richtete gestern erneut warnende Worte an Moskau. Den Stand der diplomatischen Bemühungen schildert Kerstin Münstermann. Corona: Die Kapazitäten für PCR-Tests werden in der Omikron-Welle wohl nicht reichen – doch nur die so bestätigten Fälle fließen in die Sieben-Tage-Inzidenz ein. Um die Lage dennoch im Blick zu behalten, nimmt das RKI nun zunehmend die Krankheitslast durch Covid-19 in den Blick. Diese und weitere Corona-Nachrichten lesen Sie in unserem Newsblog. Im dritten Anlauf: Dass Friedrich Merz morgen auf dem Parteitag zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt wird, gilt als sicher. Die Erwartungen der Partei an den Sauerländer sind riesig nach der bitteren Niederlage bei der Bundestagswahl. Bei den Vizeposten könnte es spannend werden. Mittendrin: Jens Spahn. Hagen Strauß stimmt Sie auf den Parteitag ein. Meinung am Morgen: Missbrauchsgutachten: Ein Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst Benedikt. In seiner Zeit als Erzbischof habe er Missbrauchstäter „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ wissentlich in der Seelsorge eingesetzt und darüber die Unwahrheit gesagt. Ist dieses Gutachten wirklich das „Waterloo“ für die katholische Kirche, wie ein renommierter Kirchenrechtler gestern sagte? Die Analyse meines Kollegen Lothar Schröder lesen Sie hier. Grüne Farce: Von den Ermittlungen gegen den Grünen-Vorstand hatte ich Ihnen gestern schon kurz berichtet. Es geht um einen umstrittenen Corona-Bonus in Höhe von 1500 Euro, der schon längst zurückgezahlt wurde. Rein juristisch dürfte kaum Ärger drohen. Warum der politische Schaden jedoch immens ist, argumentiert Birgit Marschall in ihrem Kommentar. Bidens Patzer: Mit einer anscheinend unbedachten Aussage hatte der US-Präsident Irritationen ausgelöst. Biden erweckte den Eindruck, Sanktionen der Nato könnten vom Ausmaß eines russischen Einmarsches in der Ukraine abhängen. Ein „geringfügiges Eindringen“ sei eine „andere Sache“. Unser Korrespondent Thomas Spang ordnet den Vorgang ein. Für ihn ist die strategische Schwäche Europas das weitaus größere Problem als ein verbaler Patzer Bidens. So gesehen: Heute ist der Tag der Jogginghose. Ins Leben gerufen hatten ihn Schüler im österreichischen Graz im Jahr 2009, weil sie unbedingt einmal in diesem Aufzug zur Schule gehen wollten. Mein Kollege Martin Bewerunge (der in der Redaktion übrigens immer sehr gut angezogen ist!) setzt sich heute in einem wunderbaren Feuilleton mit dem Phänomen Jogginghose auseinander. Das berühmte Zitat von Karl Lagerfeld darf da natürlich nicht fehlen: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“ Ich wünsche Ihnen nun einen schönen Freitag, der möglichst ohne größere Niederlagen auskommt – ganz gleich in welchem Outfit. Bis morgen! Herzlich, Ihr Christian Sieben Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |