Der Epidemiologe Klaus Stöhr hat dazu aufgerufen, die Lage im Kampf gegen die Corona-Pandemie differenziert zu betrachten. Stöhr sagte am Samstag im Inforadio von rbb:
"In so einem Winter, wenn's kalt wird, das Virus noch so aggressiv zirkuliert und die Populationsempfänglichkeit noch so hoch ist, kann man eigentlich nicht erwarten, dass die Zahlen von allein nach unten gehen." Die Entwicklungen in England und Irland haben demnach gezeigt, dass nach Lockerungen die Zahlen "durch die Decke" gegangen sind und die Intensivstationen voll waren. Da wolle man in Deutschland nicht hinkommen.
"Und da sind wir auch nicht", betonte der Epidemiologe: "In den letzten drei, vier, fünf Wochen hat sich die Inzidenz ja gehalten." Man müsse die Lage daher differenzierter betrachten, so Klaus Stöhr. So gebe es geographische Unterschiede, aber auch bei den Sterbefällen. "Man muss sich auf die Risikopatienten konzentrieren und auf diejenigen, die Vorerkrankungen haben."
In Alten- und Pflegheimen gebe es gute Hygienekonzepte, diese müssten aber auch umgesetzt werden, sagt Stöhr: "Es ist unverantwortlich, wenn man ohne Testung in die Alten- und Pflegeheime gehen kann." Die Impfung werde zwar Entspannung bringen, das werde aber noch einige Monate dauern. Zudem spricht sich der Epidemiologe dafür aus, dass sich das Pflegepersonal großflächig testen lassen müsse.
Alles, was Kontakte reduziere, sei richtig. Auf der anderen Seite müsse es aber auch eine Positivagenda geben. Konkret schlug der Epidemiologe vor, Kitas und Grundschulen wieder zu öffnen. "Wenn es keine Positivagenda gibt, wird es auch schwierig, die Menschen mitzunehmen", so Stöhr.
Das komplette Interview können Sie hier nachhören: https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/202101/16/lockdown-sackgasse-coronavirus-infektionen-zahlen-stoehr.html |