Ihr täglicher Überblick zur Politik in Europa
Euractiv
EUROPA KOMPAKT
IHR TÄGLICHER ÜBERBLICK ZUR POLITIK IN EUROPA

Willkommen bei Europa Kompakt.


In der heutigen Ausgabe:

  • Wir sprechen mit dem indischen Außenminister
  • Meloni feiert einen Referendumsieg, in gewisser Weise

Indien strebt erhebliche Zugeständnisse beim EU-Handelsabkommen an: „Die Vorstellung, dass ein Teil der Welt Standards für alle anderen festlegt, lehnen wir ab“, erklärte Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar gestern in einem Interview mit Euractiv. Übersetzung: Der CO2-Grenzzoll der EU (CBAM) ist nach wie vor eine Belastung für die EU weltweit – selbst bei potenziellen Verbündeten.

Indien handelt aktuell ein Freihandelsabkommen mit der EU aus, während es sich zudem mit 1,4 Milliarden Einwohnern als Quelle qualifizierter Arbeitskräfte und als vertrauenswürdigerer Wirtschaftspartner als China präsentiert.

„Wir sind an einer tieferen, stärkeren Beziehung zur EU interessiert, und ich habe guten Grund zu der Annahme, dass die EU dies erwidert“, so der Außenminister am Montag. Jaishankar wird heute Ursula von der Leyen und Kaja Kallas treffen.

Tauschhandel mit Bharat: Die Handelsgespräche kamen zwischen 2013 und 2022 zum Stillstand, nun bringen geopolitische Spannungen Indien und die EU wieder zueinander. Indien ist beunruhigt über die engeren Beziehungen zwischen Russland und seinem Nachbarn China, während die EU mit hohen Zöllen ihres wichtigsten Handelspartners, den USA, konfrontiert ist.

Das könnte erklären, warum Indien es sich leisten kann, sich optimistisch über die Beibehaltung seiner hohen Agrarzölle zu äußern und gleichzeitig in einem Handelsabkommen, das von von der Leyen als das größte seiner Art angepriesen wurde, wichtige Ausnahmeregelungen von der Kommission zu erhalten. „Europa wird viel realistischer“, sagte Jaishankar.

Teil der Forderungen Neu-Delhis ist eine Sonderbehandlung hinsichtlich der globalen Ambitionen des europäischen Green Deal, insbesondere des CBAM, einer Klimasteuer auf importierte Waren, die Emissionen außerhalb der EU senken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen innerhalb der EU erhalten soll.

Bleib in deiner Spur, Brüssel: „Wir haben sehr große Vorbehalte gegenüber dem CBAM und haben dies auch ganz offen zum Ausdruck gebracht“, sagte Jaishankar.

Dies könnte darauf hindeuten, dass es schwierig sein wird, eine Einigung zu erzielen, aber Jaishankar sagte, dass sich beide Seiten bereits auf zehn der 20 Verhandlungskapitel geeinigt hätten. „Ich denke, wir haben gute Chancen, die Verhandlungen bis Ende des Jahres abzuschließen“, sagte er. Und er deutete an, dass auf Seiten der EU eine neue Flexibilität und Pragmatismus zu spüren sei. Es stellt sich heraus, dass Europa – wer hätte das gedacht? – „kein fester Punkt mit festen Forderungen und Erwartungen“ ist.

Aber ist das nicht dieselbe von der Leyen, die seit 2019 im Amt ist, wie wir einwenden? „Menschen ändern sich“, antwortete Jaishankar.

Indiens Argument: Die alternde Gesellschaft und die stagnierende Wirtschaft der EU würden durch ein Abkommen einen Schub erhalten, das mehr Visa für indische Fachkräfte, insbesondere mit Kompetenzen in den Bereichen Technologie und Gesundheitswesen, ermöglichen würde. Ohne China namentlich zu nennen, sagte er, dass europäische Unternehmen nach Partnern suchen, denen sie die Speicherung ihrer Daten anvertrauen können und die ihr geistiges Eigentum nicht stehlen.

Aus meinem Wortschatz gestrichen: Jaishankar behauptete, die Welt bewege sich in Richtung eines „multipolaren“ Systems konkurrierender Mächte – im Gegensatz zu einer Dominanz einiger weniger Supermächte. Er begrüßte, dass die EU dies es jetzt erkenne, sagte aber, Indien sei schon lange darauf vorbereitet – da es sich nicht auf die Amerikaner, Sowjets, Briten oder irgendjemanden anderen verlassen könne. „Was ich heute in Europa höre, sind Worte wie strategische Autonomie. Das waren früher Begriffe aus unserem Wortschatz.”

Unter Androhung von US-Zöllen führt Indien parallele Handelsgespräche mit den USA. Auf die direkte Frage, ob er Donald Trump vertraue, antwortete Jaishankar: „Ich nehme die Welt so, wie sie ist.”

Ein langes Wochenende in Italien: Die Italiener gingen am Wochenende an die Urnen, um über fünf Referenden zur Reform des Arbeitsrechts und zur schnelleren Einbürgerung von Einwanderern abzustimmen.

Meloni gewinnt, indem sie nicht mitspielt: Die Mitte-rechts-Koalition von Giorgia Meloni hat keinen Finger gerührt und dennoch einen großen Sieg errungen, nachdem sie die Wähler zur Enthaltung bei den Referenden aufgerufen hatte. Alle fünf Vorschläge scheiterten am Montag, da die Wahlbeteiligung bei etwa 30 Prozent stagnierte und damit deutlich unter dem für die Gültigkeit der Ergebnisse erforderlichen Quorum von 50 Prozent + 1 lag.

Die Vorschläge, die von Gewerkschaften und progressiven Parteien vorangetrieben wurden, sahen unter anderem die Abschaffung der Obergrenzen für Entschädigungen bei ungerechtfertigter Entlassung in kleinen Unternehmen und die Verkürzung der Aufenthaltsdauer für die Erlangung der italienischen Staatsbürgerschaft von zehn auf fünf Jahre vor – eine Änderung, von der laut Angaben der Befürworter etwa 2,5 Millionen ausländische Einwohner betroffen wären.

Meloni war da – mehr oder weniger: Die Ministerpräsidentin begab sich zum Wahllokal, weigerte sich jedoch, einen Stimmzettel abzuholen – eine legale Taktik, mit der ihre Anwesenheit registriert wird, ohne dass sie ihre Stimme abgibt.

„SI”: Das „Ja”-Lager gewann bei den Wählern deutlich – bis zu 85 Prozent stimmten für Arbeitsfragen, 65 Prozent für eine Lockerung der Einbürgerungsregeln für Nicht-EU-Ausländer –, aber das reichte bei weitem nicht aus.

„Fratelli d'Italia“ (ECR) jubelte in den sozialen Medien: „Ihr habt verloren“, und prangerte die Gesichter der Oppositionsführer auf einem Siegesplakat an. „Das einzige wirkliche Ziel dieses Referendums war es, die Regierung Meloni zu stürzen“, behauptete die Partei und zielte dabei auf den Senatsvorsitzenden der sozialdemokratischen PD, Francesco Boccia, der die Abstimmung als „erste Räumungsaufforderung für Giorgia Meloni“ bezeichnet hatte. „Am Ende waren es die Italiener, die euch zu Fall gebracht haben“, konterte die Meloni-Partei.

Unterdessen wertete PD-Chefin Elly Schlein die Wahlbeteiligung von 14 Millionen als moralischen Sieg: „Sie feiern, dass die Menschen nicht wählen gegangen sind. Wir haben 14 Millionen Menschen an die Urnen gebracht. Wir sehen uns bei den nächsten Parlamentswahlen.“

Anpassung der Speilregeln: Die Initiative für ein Referendum war im vergangenen Jahr mit großem Erfolg gestartet, als Aktivisten innerhalb eines Monats über 500.000 Unterschriften sammelten – genug, um eine landesweite Abstimmung zu erzwingen.

Die geringe Wahlbeteiligung veranlasste jedoch den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Außenminister Antonio Tajani, eine Überarbeitung der Regeln anzuregen. „Wahrscheinlich sollten mehr Unterschriften erforderlich sein“, erklärte er gegenüber dem staatlichen Fernsehsender RAI.

Prozess um Verbot des rechtsextremen Magazins Compact beginnt. Der vom Bundesinnenministerium angestrengte Fall gilt als wichtiger Test dafür, wie weit der Staat bei der Bekämpfung von Extremismus gehen kann, ohne die Pressefreiheit zu verletzen.

Wahlproteste nehmen aufgrund von Betrugsvorwürfen zu. Die nationale Wahlbehörde Polens untersucht mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Stimmen nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in diesem Monat.

Tschechischer Außenminister reist trotz vertiefter Spaltung nach Bratislava. Der tschechische Außenminister Jan Lipavský ist in Bratislava, um die tschechisch-slowakischen Beziehungen zu stabilisieren, die sich in den letzten Monaten aufgrund außenpolitischer Differenzen und eskalierender politischer Spannungen verschlechtert haben.

Renault bestätigte am Sonntag, dass es vom französischen Verteidigungsministerium wegen der Einrichtung einer Drohnenproduktion in der Ukraine angesprochen worden sei, erklärte jedoch, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.

Spanien und Frankreich wollen ein Rauchverbot im Freien einführen, um die tödliche Gewohnheit unter jungen Menschen einzudämmen, doch der Plan könnte ins Leere laufen.

  • Die Europäische Woche für nachhaltige Energie (EUSEW) beginnt in Brüssel und bringt Behörden, Privatunternehmen, NGOs und Verbraucher zusammen. Zu den Höhepunkten der diesjährigen Agenda gehören der Clean Industrial Deal, Energieeffizienz, neue Sicherheitsbedrohungen und vieles mehr.
  • Der European Defence & Security Summit 2025 bietet heute Podiumsdiskussionen zum Weißbuch zur europäischen Verteidigung, zur Zukunft der Partnerschaft zwischen der NATO und der EU, zur industriellen Bereitschaft und zu weiteren Themen.
  • Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen trifft den indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar.
  • Die dritte Ozeankonferenz der Vereinten Nationen (UNOC3) findet vom 9. bis 13. Juni 2025 in Nizza (Frankreich) statt und konzentriert sich auf zehn Aktionspanels unter dem übergreifenden Thema „Beschleunigung der Maßnahmen und Mobilisierung aller Akteure für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane“.
  • Die Visegrad 4 Business Conference 2025 wird in Bratislava, Slowakei, eröffnet. Zu den Höhepunkten der Tagesordnung gehören „V4 & die USA: Handelsbeziehungen – Wer gewinnt?“, „Der Automobilsektor am Scheideweg“ und vieles mehr.

Herausgegeben von Kjeld Neubert.

Redaktion: Eddy Wax, Nicoletta Ionta, Vince Chadwick und Sofia Mandilara.

Reporter: Aneta Zachová, Aleksandra Krzysztoszek, Alessia Peretti.

Euractiv
Copyright © 2025
Euractiv Media BV, Alle Rechte vorbehalten.
Sie erhalten diese Email, weil Sie sich für den Europa Kompakt-Newsletter von Euractiv angemeldet haben.
Wollen Sie mehr?
Euractiv Media BV - Boulevard Charlemagne 1, Brussels 1041 - Belgium