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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 13.01.2021 | Regen und Schnee bei 3°C. | ||
+ Neue Corona-Regeln und alte Beharrungskräfte beim Pflegepersonal + Literaturpreis für Berliner Poetin Monika Rinck + Massive Datenpanne bei der FU + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, so still die Stadt, fast schon unheimlich. Nun rauschen nicht mal mehr Blätter von den verregneten Bäumen, nur kaum besetzte Bahnen rauschen in Tunnel hinein, an deren Ende ein Licht sein soll. Jeder Schritt hinaus ins neue Jahr wirkt wie ein schwerer Tritt über entleerte Bürgersteige, vorbei an leeren Schaufenstern voller alten Verheißungen. Und es hilft ja nichts: Die Krankenhäuser laufen über, unsere allzu menschlichen Kontakte müssen runter. Doch unsere Augen für die Umgebung, sie müssen nicht leer sein, können voll mit Neugier bleiben. Denn selbst jetzt, im womöglich beschwerlichsten Corona-Lockdown, hält Berlin viele Überraschungen bereit: neue Firmen siedeln sich an, viele Menschen entwickeln aus Mut eigene Ideen für die leichteren Tage danach. Beim Spaziergang um die eigene Ecke kann man jetzt schon Ecken sich verändern sehen – so wie sich Berlins Ecken eben seit bald 800 Jahren verändern und stetig zu einer neuen Stadt im Werden abrunden. Zu einer Stadt auch, die weiterhin an die Freiheit und die Lust am Leben glaubt. Schauen wir (wie unser Reporter Lothar Heinke) am Alex den Vögeln nach und träumen davon, dass wir bald irgendwann wieder überallhin flattern können. Die Stadt wartet auf uns. Noch ist sie still. | |||||
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So, dann erst mal das Wichtigste zur wichtigsten Frage dieser immer länger werdenden Tage: Wie kriegen wir das Virus wieder weg? + In Berlin gilt nun die 15-Kilometer-ab-Stadtgrenze-Entfernungsregel – und zwar sofort, unverzüglich, also: ab einem Corona-Inzidenzwert von 200, der heute erreicht werden dürfte (alle Zahlen interaktiv hier). Rechtlich bindend ist das aber erst ab Sonnabend. Dann aber wirklich dürfen Berlinerinnen und Berliner mit Fahrrad, Auto oder S-Bahn noch nach Oranienburg oder Königs Wusterhausen fahren, nicht jedoch nach Strausberg. Aber wie viele waren da schon mal ohne triftigen Grund? Schließlich ist der Strausberger Platz auch ganz lauschig, wenn auch ohne sprudelnden Brunnen nicht rauschig (Beweisfoto hier). + Das Wettrennen gegen die Mutanten des Coronavirus, die in Deutschland bisher kaum untersucht, aber deshalb ja nicht nicht vorhanden sind, soll nun auch mit Reisebeschränkungen gewonnen werden. Zumal in Irland die Infektionszahlen bereits so exponentiell explodieren wie einst in Wuhan. Urlaubsreisen aus Berlin per Flugzeug oder Bahn wurden vom Senat sogleich untersagt – tja, also, ja, tatsächlich gestern erst. Es kommentiert Polittwitterer Christopher Lauer: Ischgl darf kein zweites Ischgl werden. + Der Aktionsradius wird auch für die Kleinsten immer kleiner. Der Senat erlaubte gestern zwar eine gelockerte Lockdown-Betreuung mit einer weiteren Familie, im Gegenzug wird der Freizeitsport für Kinder untersagt. Und so bewegt „Albas tägliche Sportstunde“ (auf Youtube hier) derzeit die meisten Jungen und Mädchen. Denn Schlittschuhlaufen auf dem Wohnzimmersee ist noch erlaubt. Heute Abend gibt‘s dazu Schneefall vorm Balkon. + Beim Impfen ist das Pflegepersonal noch impfindlich. Das zeigt eine Umfrage meines Kollegen Ingo Bach unter Pflegeheimträgern in Berlin. Demnach liegt die Bereitschaft der Mitarbeitenden teilweise nur bei 40 Prozent, bei den Pflegebedürftigen ist der Wert oft doppelt so hoch. Die Gründe: Unwissenheit, Unsicherheit und Unlust auf komplizierte Terminsuche und lange Wege zum Impfzentrum. Heimbetreiber fordern nun, dass die mobilen Impfteams gleich auch Pflegende mitbehandeln. Berlin, es kann so einfach sein. Es könnte. + Home sweet Homeoffice haben viele Unternehmen und Behörden auch in der schlimmsten Pandemiephase noch nicht entdeckt, zumindest nicht für sich. Nach dem Tagesspiegel-Aufruf der Berliner Grünen-Politikerin Laura Sophie Dornheim „Macht endlich auch die Büros zu!“ ist die Debatte inzwischen bundesweit in den Büros der politischen Präsenzkultur entbrannt. Wir fragen nun für den Checkpoint in Berlin nach, warum nicht öfter der Kopf auf den heimischen Schreibtisch gehauen werden darf. Zum Beispiel im Veterinäramt Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier heißt es in einer anonymen Zuschrift: „Kein Homeoffice. Alle anwesend. Teilweise zu zweit im kleinen Büro. Und gemeinsame Autofahrten (einer vorn, einer hinten bei offenem Fenster). Es gab keinerlei Präsenzreduzierung im ganzen Jahr.“ Bezirksstadtrat Arne Herz (CDU) bestätigt auf Nachfrage, dass die Behörde „als systemrelevanter Bestandteil des Ordnungsamtes grundsätzlich auch während der Pandemie im Präsenzbetrieb arbeitet“. Als Grund führt er „dringliche Tierseuchenbekämpfungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Geflügelpest und der Afrikanischen Schweinepest sowie viele weitere hoheitliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit Tieren sowie der Lebensmittelüberwachung“ an. Warum diese nur von bestimmten Schreibtischen in bestimmten Amtsgebäuden aus möglich sein sollen, erklärt er nicht. Es gebe aber bei Bedarf FFP2-Masken und auch „Gelegenheiten zur zeitlichen und räumlichen Entzerrung während der Präsenzzeiten“. Hoffentlich hat das Virus eine Uhr dabei. Bevor es zu spät ist. | |||||
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Lesen und leben lassen – was soll man sonst machen in diesen umnachteten Tagen? Gewinnend verlieren kann man sich in den Texten von Schriftstellerin Monika Rinck, die mit ihrem „Begriffsstudio“ feine Poesie aus Moabit online ausliefert und dafür jetzt den Berliner Literaturpreis gewann. Blättern wir mal rein in ihren Text „Markthalle, du frittiertes Musical“ und lesen nach, was man vom Leben ohne Worte nicht vermissen muss, wenn man sich von guter Sprache ernährt: „Wir sind freilich sehr froh, sie gerettet zu wissen. Vollgestellt mit Palmen. Umschwirrt von Friteusen. Brunchisten. Modistinnen. Maßnehmenden Schneidern. Ausstattern. Dem unterschiedlichstem Handwerk. Den beineschwenkenden Tanzgruppen vorm Fischstand. Wir begrüßen selbst die Herren mit dem automatischen Riesensynthesizer, falls es sich bei dem Gerät nicht um etwas noch nöcheres handeln sollte. Und das bittersaure Ingwerbier ohne Kohlensäure, das begrüßen wir auch. In der Tat begrüßen wir den so immens zarten ausgebackenen frischen Fisch der alle zehn Minuten erneuert wird, und wir begrüßen Austern. Und Champagner. Und von Champagner kaum zu unterscheidenden Weißburgunder Winzersekt von der Nahe. Wir sind froh, sie gerettet zu wissen. Und waschen die Haare, waschen die Haare nach jedem Besuch.“ | |||||
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Weniger küssen müssen darf man sich bald auch an der East Side Gallery. Hier, wo sich auf die Reste der Berliner Teilung gemalte Lenker halber Staaten abknutschen (Bildergalerie von Kitty Kleist-Heinrich hier), sollen bald Installationen und Klangkommentare mit der neuen Zeit ziehen. Berlins weltberühmteste Mauer bekommt neue Kunst drumrum: Die Stiftung Berliner Mauer und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg suchen Künstlerinnen und Künstler, die gemeinsam mit früheren Wendemalern das Bild der Stadt neu wenden. Carola Großmann vom „Art-Up-Projekt“ erzählt dazu dem Checkpoint: „Uns sind künstlerische Positionen wichtig, die reflektieren, wie Begegnungen zwischen sozialen Gruppen konfliktfrei, fair und auf Augenhöhe möglich sind.“ Küssen auf Lippenhöhe. | |||||
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