Gold, Silber – ja und? Eigentlich beginne ich, wie sich das gehört, mit einer Begrüßung. Aber diesmal hole ich sie erst an dieser Stelle nach. Denn es ist ernüchternd, wie viel Niederschlag das tolle Abschneiden der deutschen Vielseitigkeitsmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Pratoni in der deutschen Presse am Tag danach fand. Teamgold, Einzelsilber für Julia Krajewski, man hätte doch vermuten sollen, dass ein solch grandioser Erfolg auch wahrgenommen wird. Auf dem Flughafen in Rom am frühen Montagmorgen hatte ich Zeit zu schauen, wo etwas zu finden war (zumindest so lange bis Michael Jungs niedlicher Sohn meine ganze Konzentration forderte, der wartete nämlich mit Eltern und Großeltern auch auf den Flieger, so ein süßer Fratz!). Das Ergebnis: ernüchternd. Nichts im Spiegel, nichts in der BILD, in der WELT nach langem Suchen im Newsticker unter „ferner liefen”, ähnlich bei der FAZ. Die Süddeutsche hat berichtet, dafür sorgt St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer. Die Tagesschau hat immerhin kurz gemeldet. Trotzdem ganz schön mager, diese Ausbeute. Ich muss es nochmal schreiben: Teamgold, Einzelsilber. In der im Wortsinn vielseitigsten Disziplin des Reitsports. Und damit in jenem Sport, in dem Männer und Frauen chancengleich gegeneinander antreten (und in dem in Pratoni zwei Frauen ganz vorne standen). Es war toller Sport, spannend bis buchstäblich zum letzten Meter. Beglückwünschen kann man viele, einen aber besonders: Peter Thomsen, der als Bundestrainer ein eigentlich ideales Debüt gegeben hat. Ein Trainer, bei dem die Pferde stets an erster Stelle stehen und der die nächste Generation im Blick hat. Schade nur, dass die breite Öffentlichkeit davon kaum Notiz nehmen kann. Stattdessen aber Boxen, Basketball und Marco Reus’ Verletzung nicht so schlimm. Wie schön! Da fragt man sich schon, warum diese Sportverbände ihren Sport so viel besser in der Öffentlichkeit platzieren können als die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). An den Erfolgen kann es nicht liegen, so viel ist klar. Beste Grüße aus Hamburg, |