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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 02.04.2020 | Bewölkt und windig bei bis zu 9°C. | ||
+ Mehr als 1 Mrd. Euro Corona-Soforthilfe bereits ausbezahlt + Bezirksbürgermeister fordert Mundschutzpflicht + 249 Feuerwehr-Leute in Quarantäne + |
von Stefan Jacobs |
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Guten Morgen, Der erste April war Amt-aber-glücklich-Tag, nach allem, was man hört: Von überall her schallt Dankbarkeit für die nun doch schnell ausgezahlte Soforthilfe der Investitionsbank IBB. Nach dem technisch wackeligen Start ist offenbar gelungen, was viele kaum zu hoffen wagten: Vorläufige Rettung für die, denen die Stilllegung der Stadt schon jetzt an die Existenz geht. „Meine acht Mitarbeiter sehen jetzt wieder einen kleinen Lichtstreif am Horizont“, schreibt CP-Leser Jörg S., der am Freitag Nr. 145.228 in der virtuellen Warteschlange war, Montagfrüh das Soforthilfe-Formular absenden konnte und Dienstag das Geld auf dem Konto hatte. Ähnliches Lob ist von Gastronomen und Künstlern sowie aus dem Kulturbetrieb zu hören. Rund eine Milliarde Euro wurden überwiesen. Nicht aus diesem Topf versorgt sind allerdings allerdings ausgerechnet gemeinnützige, sozial orientierte Unternehmen und Träger, die konstruktionsbedingt kaum Rücklagen haben. | |||||
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Hier die Statistik, von deren Entwicklung gerade alles abhängt: 2.993 Corona-Infektionen sind in Berlin aktuell bestätigt – 216 mehr als am Tag zuvor. 479 Patienten werden in Kliniken behandelt; das sind fast 100 mehr als am Vortag. 1369 Erkrankte sind offiziell genesen, 17 verstorben. Die Gesundheitsverwaltung gibt inzwischen keine so genauen Informationen zu den Toten mehr heraus wie zu Beginn der Krise. Bekannt ist aber der Altersmedian der Verstorbenen von 81,5 Jahren – und die Tatsache, dass drei von ihnen noch keine 60 Jahre alt waren. Die Zahl der Intensivbetten ist von gut 1.000 bereits auf etwa 1.500 erhöht worden; rund 2.000 sollen es werden. Stand Mittwochabend lagen 104 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Die Idee, das Hotel Estrel zum Krankenhaus umzufunktionieren, wurde verworfen. | |||||
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Die aktuellen Zahlen bedeuten für Berlin eine Verdopplung binnen acht Tagen – was als zu schnell gilt, um vom Gesundheitssystem verkraftet zu werden, zumal dessen schon zuvor zu knappes Pflegepersonal nicht mit der technischen Ausstattung wächst. Außerdem zeigt die Entwicklung, dass sich die schweren Fälle häufen: Die Zahl der in Kliniken behandelten Coronapatienten hat sich binnen sechs Tagen verdoppelt, die der Intensivpatienten binnen fünf. Der Polizei bereitet noch eine andere Zahl Sorgen: Sonnige 20 Grad sollen es Anfang nächster Woche werden. Die Gewerkschaft der Polizei fordert wegen dieser Aussichten, Parks vorsorglich zu sperren. So wird das Virus auch mental immer mehr zum Feind. | |||||
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Die zugehörigen Bußgeldtarife will der Senat heute in einer Sondersitzung beschließen. Außerdem tagt das Abgeordnetenhaus. „Wirtschaftliche und sonstige finanzielle Hilfen in der Corona-Krise“, lautet das Thema der Aktuellen Stunde auf Antrag aller Fraktionen. Außerdem steht das Vergabegesetz auf der Tagesordnung. Sowohl die Opposition als auch alle denkbaren Wirtschaftsverbände haben R2G vorab aufgefordert, es nicht zu beschließen – sondern angesichts der aktuellen Lage das Gegenteil zu tun: Ausschreibungskriterien befristet zu lockern, damit Aufträge möglichst schnell vergeben werden können und weniger potentielle Bieter wegen der Hürden von vornherein verzichten. | |||||
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Auf die Frage, wie das Abgeordnetenhaus auch bei drastisch gestiegener Zahl infizierter Parlamentarier beschlussfähig bleiben kann, gibt es noch immer keine Antwort. Nachdem Parlamentspräsident Ralf Wieland am Montag keine Fraktion von seinem Konzept – Verfassungsänderung zu nötigen Mehrheiten für den Fall massiv ausgedünnter Reihen – überzeugen konnte, fand am Mittwoch auch der Ältestenrat keine Lösung. Dabei gehen die Meinungsverschiedenheiten auch durch die Koalition. Zur Debatte stehen Verfassungsänderung, -ergänzung oder irgendwas eine Nummer darunter. Das Thema ist auch deswegen akut, weil das nächste reguläre Plenum erst in vier Wochen ansteht. | |||||
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Der Medizinstudent John Mitchell hat Michael Müller sowie den Senatorinnen Kalayci, Scheeres und Breitenbach „im Namen meiner Mitstudent*innen“ geschrieben, sie mögen das Staatsexamen keinesfalls absagen wie vom Bundesgesundheitsminister empfohlen. „Diesem Examen geht ein gut ausgetüfteltes 100-tägiges Lernprogramm voraus, das nun 14 Tage vor dem Examen abgebrochen wurde.“ Die Hörsäle seien groß genug für ansteckungssichere Prüfungen, und die Nachwuchsmediziner stünden ab dem 18. April bereit für den Einsatz in den Kliniken. Würde das (in Berlin unbezahlte) Praktische Jahr vorgezogen, müssten die Examen im nächsten Jahr ohne die Lerntage geschrieben werden. Im Übrigen würden die Studierenden gern an der Entscheidung beteiligt werden: „Wir sind angehende Ärzte und keine Bowlingkugeln!“ | |||||
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Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), der sich zu Hause von Covid-19 (mit Husten, Fieber und Gliederschmerzen über mehrere Tage) kuriert, fordert eine Mundschutzpflicht in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich keine Profi-Ausrüstung, die anderswo dringender gebraucht wird, aber gern Selbstgenähtes oder wenigstens Tücher oder Schals, um sich und die Mitmenschen zumindest halbwegs zu schützen. „Die Zeit der Freiwilligkeit ist eigentlich vorbei“, sagt von Dassel, der bald ins Büro zurückkehren will. Dort erwartet ihn laut Morgenpost bereits Ärger mit der lokalen CDU, die ihm vorwirft, sich zu leichtfertig bei seiner Freundin angesteckt zu haben. | |||||
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Bisher elf Berliner Feuerwehrleute sind nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 249 befinden sich laut internem Lagebericht von Mittwochabend aktuell in Quarantäne. 192 Covid-19-Patienten hat die Feuerwehr bisher transportiert. Ein Rettungswagen wurde bereits zur rollenden Intensivstation aufgerüstet, zwei weitere folgen, weil die bisher vorhandenen vier Fahrzeuge absehbar nicht reichen. Gesichtsmasken gelten „nach wie vor als Mangelressource“ und sollen sparsam verwendet werden. Die Freiwilligen Feuerwehren haben jetzt „Starterkits Infektionsschutz Covid-19“ erhalten: Gesichts- und Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel, Schutzkittel, Handschuhe. | |||||
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Die Geschichte einer Krankenpflegerin unter der Überschrift „Euren Applaus könnt ihr euch sonstwohin stecken“ hat Tsp-Leser Uwe Dierks zu einem Spendenaufruf animiert. Konkret war es der Satz: „Wir wollen auch mal reisen, uns etwas ansparen“, der ihn beschäftigte. Also hat er in seiner Segler-Community eine Spendenaktion gestartet, um einem/r „Pflegehelden/in“ einen einwöchigen Segeltörn zu sponsern. Nach einem Tag konnte er das Spendenziel von 700 auf 1400 Euro (= 2 Plätze an Bord) verdoppeln. „Die Resonanz hat mich sehr gerührt und war enorm“, schreibt Dierks. Nun steht die Kandidatensuche an – für bessere Zeiten, in denen die Pflegekräfte mal für ein paar Tage entbehrlich sind. | |||||
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Servicehinweis des Bezirksamtes Reinickendorf für Wassersportfreunde: „Aus gegebenem Anlass teilt Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) mit, dass die Slipanlage in der Heiligenseer Fährstraße bis zum 09.04.2020 geöffnet ist. Zugleich weist sie darauf hin, dass jeder Nutzer gehalten und selbst dafür verantwortlich ist, die Vorgaben der SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung einzuhalten. Dies bedeutet, dass die Nutzung der Slipanlage zulässig ist, um Sport und Bewegung an der frischen Luft alleine, mit Angehörigen des eigenen Haushalts oder mit einer anderen Person, ohne jede sonstige Gruppenbildung, auszuüben.“ Hoffentlich muss das Bezirksamt bei weiterer Zuspitzung der Lage nicht zurückrudern. | |||||
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