seit Jahren verschärft sich ein Problem in der Arzneimittelversorgung, das in Deutschland – international der wichtigste Pharma-Referenzmarkt – bis vor kurzem kaum ein Rolle spielte: Wichtige Arzneimittel sind nicht mehr verfügbar. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat jetzt ein Eckpunktepapier vorgelegt, in dem er über einer Erhöhung der Preise im Generika-Bereich („Fiebersäfte“) Abhilfe verspricht. Für den Internisten und Gesundheitsökonomen Matthias Schrappe ist das zwar publikumswirksam, aber irrational und kontraproduktiv. Lauterbach, der schon bei der Etablierung der Corona-Maßnahmen die unabhängige, wissenschaftsbasierte Evaluation durch Experten verhinderte, schwächt mit seiner „Fiebersaft“-Initiative erneut das ganze System rationaler Abwägung von Kosten und Nutzen im Medizinbereich. Wahnsinn oder Methode? Schrappe jedenfalls meint zum Thema Arzneimittel-Lieferengpässe: „Es gibt enge und weite Pässe.“ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in seiner ersten Auslandsreise seit dem russischen Überfall Washington besucht. Der symbolische Schulterschluss zwischen Selenskyj und Biden im Weißen Haus ist ein Signal an den Kreml. Nicht zuletzt, da Joe Biden der Ukraine das hocheffektive Flugabwehrraktensystem Patriot zugesichert hat. Für den Politikwissenschaftler Thomas Jäger ist Selenskyjs USA-Besuch eine „unmissverständliche Warnung an Wladimir Putin“. Unmissverständliche Warnungen sprechen auch jugendliche Klimaretter mit Vorliebe aus. Am Pariser Platz in Berlin hat die „Letzte Generation“ mit Handsäge und Hebebühne den wohl bekanntesten Christbaum der Republik kastriert – in der Nähe des Reichstags und unter den Augen der Polizei. Für Ralf Hanselle sind die Aktion und die Reaktionen darauf „Der Wipfel der Dummheit“. Nicht immer allerdings kommen die Klima-Jugendlichen ungeschoren davon. Vor einem Berliner Gericht verteidigte der Linke-Politiker und Anwalt Gregor Gysi einen Aktivisten der „Letzten Generation“ gegen die Vorwürfe der Nötigung und des Hausfriedensbruchs. Im Interview erklärt er, warum. Und doch sieht Gysi die jungen Aktivisten keineswegs unkritisch: „Man muss ihnen ganz klar sagen, was geht und was nicht.“ Soeben ist übrigens die neue Cicero-Printausgabe erschienen. Darin begeben wir uns unter anderem auf die Spuren der heiligen Hildegard von Bingen. Auch 925 Jahre nach ihrer Geburt herrscht noch ein großer Kult um die mittelalterliche Äbtissin. Je nach Perspektive dient sie heute als Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Sehnsüchte und Weltanschauungen. Dennoch ist es lohnend, sich mit der Universalgelehrten vom Rhein zu befassen, die moderner ist als viele unserer Zeitgenossen. Womöglich ist unsere Gegenwart ohnehin stärker mit dem Mittelalter verwoben, als es manche wahrhaben wollen. Eine auf- und anregende Lektüre, gedruckt wie online, wünscht Ihnen Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |