| Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser, |
ich nehme mir jede Woche vor, Sie vor dem Alltag der Politik, vor schlechten Nachrichten und niederschmetternden Entwicklungen zu verschonen. Entertainment ist mein erklärtes Ziel. Unterhaltung. Seit ich diesen Newsletter übernahm. Nun ja. Das war kurz vor dem Überfall auf die Ukraine. Entertainment scheint da nicht immer angemessen. Ist aber notwendig, um nicht durchzudrehen. Am Donnerstagabend landete ich zufällig – zum ersten Mal seit Jahren – als TV-Zuschauer im RTL-Dschungelcamp. Ein mir unbekannter angeblicher Star – eine Frau mit blonden Haaren und auch im Dschungel geschminkten Augen – wurde gerade sauer. Denn eine dunkelhaarige Mit-Insassin des Camps, mir ebenso unbekannt, aber sicherlich auch ein Star, hatte mit einem mir, Sie ahnen es, genauso unbekannten Mann in einem Tümpel geplantscht. Heinz Hönig war es nicht, den kenne ich. Der war auch im Tümpel, aber für sich allein. Der andere Mann war nun wohl der Ex-Freund der Blondine. Ihrer anscheinend noch nicht ganz erloschenen Zuneigung verlieh die Frau Ausdruck, indem sie sich unter anderem über die Größe des besten Stücks des Mannes ausließ. Ich bin mir nicht sicher, ob Fremdscham oder Langeweile überwog. Ich griff schnell zur Fernbedienung. Vielleicht bin ich auch nicht wirklich gemacht für das, was man allgemein so unter lockerer Unterhaltung versteht. Unterhaltsam zumeist habe ich die bisherigen Folgen der Erzgebirgskrimi-Reihe des ZDF in Erinnerung. Während Teil 11 bald gedreht wird, wurde Teil 9 nun ausgestrahlt. Die "Experten" aus der Lokalredaktion hatten die Folge schon davor begutachtet.
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| | Die Glotze, so habe ich mal gehört, macht kluge Leute klüger und dumme Leute dümmer. Auf welcher Seite ich mich einreihe, kann ich Ihnen nicht sagen. Falls ich in den letzten Jahren schlauer oder dümmer geworden sein sollte, hätte das mit Fernsehen jedenfalls nichts zu tun. Im Alltag komme ich so gut wie nie dazu. Drei Ausflüge pro Jahr in die Mediathek mal abgesehen. So hätte ich ohne meine Kollegen der Lokalredaktion mit Sicherheit auch nie erfahren, dass es möglich ist, als Studentin aus Chemnitz eine "Küchenschlacht" im Fernsehen zu gewinnen. Ich hätte auch nie erfahren, dass es eine Küchenschlacht im TV-Format überhaupt gibt. Dass Quarkkäulchen außerhalb heimischer Gefilde nahezu unbekannt sind, das wusste ich aber schon. |
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| | Kommen wir nun zu etwas völlig anderem. Viele Menschen in Sachsen sind einer Umfrage zufolge der Meinung, sie leben eher in einer Diktatur als in einer Demokratie. Man wird es kaum schaffen, jemanden, der das glaubt, vom Gegenteil zu überzeugen. Vielleicht kommen viele von uns einfach nicht mit Widerspruch klar. Als Sachse bin ich harmoniesüchtig. Widerspricht mir jemand, bin ich beleidigt: Diktatur. Ich bin nur gespannt, wie die Leute, die – ohne dass ihnen deshalb irgendwas passiert – immerfort angeblich fehlende Meinungsfreiheit beklagen, mit der Meinungsfreiheit der anderen umgehen, falls sie mal was zu sagen haben sollten. Es könnte ja durchaus etwas kompliziert werden in Sachsen nach der nächsten Wahl. |
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| | Ja, die Ampel hat es nicht leicht. Das Problem ist, so meine Wahrnehmung: Jeder zerrt in eine andere Richtung. Am Ende kriegt dann die Ampel alles ab, obwohl es doch jeweils unterschiedliche Parteien sind. Man sieht es beim Ringen um Meyer Burger in Freiberg. Zwei Partner wollen die Rettung in Angriff nehmen, um die Arbeitsplätze und Innovation zu erhalten. Der dritte ist dagegen, weil dann auf die eine oder andere Art Steuerzahler oder Stromkunden einspringen müssten. Welche Seite auch immer sich am Ende durchsetzt: Die andere wird dafür mit haftbar gemacht. Egal, ob es heißt, dass die Arbeitslosenzahlen in Freiberg steigen, die Staatsschulden oder die Strompreise. |
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