von oben sieht man die Welt anders. Nicht nur, weil über den Wolken die Freiheit bekanntlich grenzenlos sein soll, oben beginnt von alters her auch die Blickachse des Guten. Die himmlischen Heerscharen blicken eben von oben auf das fade Diesseits herab, von unten gucken nur Frösche und Kröten; mal ganz abgesehen davon, dass die göttliche Perspektive natürlich auch einfach mehr Überblick ins Leben bringen kann. Entfernung, das scheint – Gottvater lässt an dieser Stelle grüßen – die alles entscheidende Grundvoraussetzung für Herrschaft zu sein. Und je weiter man weg ist, je mehr weiten sich auch Raum und Macht. Im Militär hat man diese Erkenntnis früh zu nutzen gewusst. So hat der Feldherrenhügel nicht nur das Panorama der Edelleute und höheren Schichten erweitert, er hat sie auch immun gegen das Leiden unten im Getümmel gemacht. Denn mit genügend Aussicht lassen einen die Punkte in der Menge relativ kalt. „Der hohe Blick des Feldherrn erblickt die Dinge unberührt von der Ausstrahlung des Schmerzes und der Leidenschaft“, diagnostizierte später Ernst Jünger in seinem kleinen Essay „Über den Schmerz“. „Feldherrenhügel to go“ Was aus dieser Erkenntnis folgte, war eine Art „Feldherrenhügel to go“: Es war im Jahr 1859, als der französische Fotograf und Luftschiffer Nadar die Schlacht von Solferino erstmals von einem Heißluftballon aus fotografierte. Später folgten Fokker, Tante Ju und Mig. Mittlerweile gibt es MAV und MALE, zwei unbemannte Drohnen-Typen der Bundeswehr. Diese Aufklärungssysteme sind nicht mehr nur fähig, Bilder aus mittleren Höhen zu machen, sie sind auch in der Lage, Waffen zu tragen und zu benutzen. Der Auftakt zu einem militärischen Höhenkoller? In einem Gastbeitrag für den Cicero hat sich General a.D. Harald Kujat Gedanken darum gemacht, welche Veränderung bewaffnete Drohnen für die Sicherheit und das Bewusstsein der Soldaten mit sich brächten. Kujat warnt zugleich davor, die Frage der Drohnenbewaffnung zum Wahlkampfthema zu machen. Etwas mehr Distanz wäre vielleicht auch in der aktuellen Debatte um Impfstoffe nicht schlecht. Dafür muss man nicht gleich einen Feldherrenhügel besteigen, es reichte bereits eine nüchterne Risikoabwägung, wie es im Cicero-Kommentar „Sicher ist sicher“ in Sachen AstraZeneca heißt. Verschaffen Sie sich also einen Überblick! Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |