die beliebteste Veranstaltung in Hamburg? Natürlich die „Harley Days“! Ah, kleiner Scherz. Tausende Männer mit mäßig bewältigter Midlife-Crisis, die aussehen, als hätten sie sich frisch im „Easy Rider“-Fundus eingedeckt, strömen ab Freitag wieder nach Hamburg. Und während die graumelierten Outlaw-Zahnärzte ihre Motoren beben lassen, beben viele Anwohner vor Wut: Denn natürlich knattern das ganze Wochenende schwere Maschinen durch die Stadt. Und natürlich gibt es wieder eine Parade. Und natürlich geht die mitten über den Kiez (und über die Veddel, aber da beschwert man sich in der Regel nicht).
Nun bin ich selbst lange Motorrad gefahren und sollte mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Aber beim Anblick der in der Regel wohlsituierten Herren mit Totenkopf-Patch auf der speckigen Lederweste muss ich unweigerlich an Friedrich „Sauerlandrebell“ Merz mit wehenden Haaren auf seiner Mofa denken.
Aber hey, soll jeder seinen Spaß haben. Und damit das auch für alle Hamburger gilt, haben die Veranstalter „Spielregeln“ aufgestellt, die den Bewohnern „Respekt zollen“ und den Freiheitsdrang einhegen sollen: Keine Burn-outs, keine Fahrten durch Wohngebiete, allgemeine Rücksicht und so. Da hatten es die Abenteurer Wyatt und Billy in „Easy Rider“ doch leichter ... 

Einen schönen Mittwoch wünscht
Mathis Neuburger
Stv. Chefredakteur
[email protected]

Haben Sie diese Mail weitergeleitet bekommen? Hier kostenlos anmelden.

⚓ Hamburg und der Norden 🛳

 1.   Von Kindesmissbrauch bis Mord – die Akte „White Tiger“: 34 Seiten blanker Horror

Seinen psychisch labilen Opfern soll er in Livechats im Internet manchmal über Monate Freundschaft oder gar Liebe vorgegaukelt haben, um sie so Stück für Stück von sich abhängig und gefügig zu machen. Auf seinen Befehl hin fügten sich 12- und 13-jährige Mädchen mit Rasierklingen und Küchenmessern furchtbare Verletzungen zu. Einen 13-jährigen US-Amerikaner soll er sogar dazu gebracht haben, sich das Leben zu nehmen: Piper Jay T., so der Name des Jungen, erhängte sich vor laufender Kamera, während „White Tiger“ zuschaute und dabei laut Staatsanwaltschaft eine Erektion bekam. Im Haftbefehl wird auf 34 (!) Seiten detailliert geschildert, was ihm vorgeworfen wird. Jede einzelne Seite davon liest sich wie das Drehbuch für einen Horrorfilm.

+++

 2.   Verlobung beim 1. Date, dann wird geheiratet: Schenefelder wagt irres Experiment

Verlobung schon beim ersten Treffen, die Hochzeit ist zwei Wochen später geplant. Was ohne den richtigen Kontext nach Zwangshochzeit klingt, macht Simon Peters (37) aus Schenefeld (Kreis Pinneberg) freiwillig und voller Überzeugung. In der neuen Serie auf der Streaming-Plattform Joyn „Hochzeit auf den zweiten Blick“ setzt der Servicetechniker seit dem 18. Juni auf wissenschaftliches Matching, um die große Liebe zu finden. Im Interview erklärt der Schenefelder, warum er diesen Schritt gegangen ist und wie es ist, rund um die Uhr von Kameras begleitet zu werden.

+++

 3.   Im Notruf hört man die Mutter noch schreien – dann liegt sie tot im Treppenhaus

Das Jahr war gerade einmal zwei Tage alt, da ereignete sich in Hamburg bereits der erste Mord: Lufthansa-Managerin Stefanie W. verblutete am 2. Januar in einem Treppenhaus in Groß Borstel. Ihr Ehemann Derek W. soll sie mit einem 23 Zentimeter langen Küchenmesser erstochen haben – vor den Augen des dreijährigen Sohnes. Doch der 38-jährige Beschuldigte schildert vor Gericht alles ganz anders und macht der „Liebe seines Lebens“ schwere Vorwürfe. Er erzählt von psychischen Problemen seiner Frau, verschwundenen Kokain-Kapseln und der angeblichen Drogenvergiftung des gemeinsamen Kindes.

+++

 4.  Hamburger Seenotretter festgesetzt: „Wir sitzen hier – die Menschen ertrinken“

112 Menschen auf einem winzigen Boot – und plötzlich Verantwortung für alle. Leon Salner (29) aus Wilhelmsburg, unterwegs mit der Hilfsorganisation „Resqship“, sitzt seit dem 8. Juni in Italien fest. Die siebenköpfige Crew ist mit dem Beobachtungsschiff „Nadir“ im Mittelmeer unterwegs, als sie am 5. Juni ein überfülltes Holzboot entdecken: 112 Menschen auf wenigen Metern Länge. Die Crew nimmt die Menschen an Bord. In Lampedusa dann der Rückschlag: Die „Nadir“ wird für 20 Tage im Hafen der italienischen Insel festgesetzt. Angeblich wäre nicht zureichend mit den zuständigen Behörden über den Vorfall kommuniziert worden. Ein Schock für die Crew – und laut Leon Salner eindeutig ein politisches Zeichen.  Im Interview beschreibt er die schockierenden Szenen, mit denen die Retter immer wieder konfrontiert werden – von kranken, völlig entkräfteten Familien bis zu Unterdecks voller Leichen.

+++

 5.   Mann begrabscht Mädchen beim Baden – Festnahme im Stadtpark

Die Polizei hat am Sonntagnachmittag im Stadtpark (Winterhude) einen Mann festgenommen. Er steht im Verdacht, mehrere Mädchen beim Baden im Stadtparksee unsittlich berührt zu haben. Ein Haftrichter steckte den mutmaßlichen Täter sogar in U-Haft.

Zahl des Tages:  1200 …

Wohnungen sollen direkt vor den Toren Hamburgs in Norderstedt gebaut werden – und das im Grünen. Wann es losgehen soll, lesen Sie hier.

⚽ Sport 🏀

 6.   Fan-Wahnsinn geht weiter! Krasser Run auf Tickets für HSV-Test in Kopenhagen

Wo 2005 Rafael van der Vaart mit den Hamburger Fans das Weiterkommen im Europapokal feiern konnte, bestreitet der HSV am 12. Juli 2025 ein Testspiel. Und jede Menge Fans wollen in Kopenhagen dabei sein. Es gibt einen krassen Run auf die Tickets.

+++

 7.  Ein dribbelnder Japaner für den Kiezklub?

Der Japaner Daisuke Yokota, der in der abgelaufenen Saison auf Leihbasis für Kaiserslautern in der Zweiten Liga kickte, ist eindeutig ein Spieler für die erste Klasse. Ist er auch ein Spieler für den FC St. Pauli? Was ist dran am Interesse des Kiezklubs? Und was die höchste Hürde? Die MOPO klärt auf.

🇩🇪 Deutschland und die Welt 🌍

 8.   Hilflose Politiker: Schluss mit dem Gerede vom AfD-Verbot!

Man mag diesen Gedanken für schrecklich, falsch, naiv oder gefährlich halten, aber das Grundgesetz garantiert selbst Feinden der Demokratie die Meinungs- und Pressefreiheit. Deshalb darf das rechtsextreme Magazin „Compact“ weiter erscheinen – mit höchstem richterlichen Segen. Das Verbot der früheren Innenministerin Nancy Faeser vom Sommer vorigen Jahres wurde jetzt vom Bundesverwaltungsgericht gekippt. Der Richterspruch von Leipzig sollte jenen demokratischen Politikern zu denken geben, die immer wieder ein Verbot der AfD fordern oder zumindest darüber laut nachdenken. Das Verfahren gegen „Compact“ hat gezeigt, wie gering die Chancen für ein Verbot sind, meint Christoph Lütgert.

+++

 9.   Iran: Hat Trump jetzt etwa gewonnen?

Noch kommt es zu kleineren Scharmützeln mit Raketenbeschuss, im Wesentlichen ist der amerikanisch-israelische Militärschlag gegen das Mullah-Regime im Iran aber wohl sehr bald beendet. US-Präsident Donald Trump ist ein hohes Risiko eingegangen und feiert sich vorerst als Sieger. Nicht ganz zu Unrecht – allerdings kennt sein Sieg auch viele Verlierer, meint Christian Burmeister

🎸 Kultur und Stadtleben 🎬

 10.   „Guide Michelin“ ehrt das „Klinker“: Das macht dieses Restaurant so besonders

Spargel mit Estragon und Ei. Rind mit Bouillongemüse. Seit sechs Jahren gibt es im „Restaurant Klinker“ in Harvestehude feinste regionale Küche. Nun wurde es vom „Guide Michelin“ nicht nur in die Liste besonders lohnenswerter Restaurants aufgenommen, sondern auch mit dem „Grünen Stern“ für Nachhaltigkeit geehrt. Die MOPO hat mit Inhaber Aaron Hasenpusch gesprochen: Was er zu der Auszeichnung sagt, was er mit seinem Team anders macht als viele Gastronomen und warum hier nie Fisch auf den Teller kommt.

Kultur-Tipp für Mittwoch: Letzter Sommer im Schanzenzelt – Konzerte, Lesungen, Shows und Zircus für die Kleinen!

Das Schanzenzelt startet am 21. Juni in die neue Saison – im prall gefüllten Programm finden sich unter anderem Konzerte von Sarah Lesch (25.6.), Romano (27.6.), Marcus Wiebusch (8.7.) und Maeckes (9.7.), Lesungen von Sarah Lorenz (1.7.) und Max Richard Leßmann (12.7.) sowie Improtheater von und mit Hidden Shakespeare (29.6.). Und während das Team alles für einen perfekten Sommer im Schanzenpark vorbereitet, nimmt es gleichzeitig Abschied. Denn nach diesem Jahr ist Schluss. Warum – und was es jetzt alles zu sehen gibt, lesen Sie hier.

 

Schanzenzelt: 21.6.-13.7., Infos: schanzenzelt.de

Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der aktuellen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voll mit Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker.