Liebe Frau Do, die zweite Corona-Welle ist da – wer das nicht wahrhaben wollte, wird nun vom Handel eines Besseren belehrt, der das Toilettenpapier rationiert. Die Politik versucht, die Lage zu beruhigen. „Es gibt keinerlei Gründe für Hamsterkäufe“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karls-Josef Laumann. Was einerseits objektiv stimmt, andererseits auch vor einem halben Jahr nicht geholfen hat. Die letzten Rollen aus Osteuropa habe ich gerade verbraucht. Georg Winters hat sich im Handel umgehört und beschreibt den aktuellen Stand. Den Kommentar steuert er ebenfalls bei: Wenn sich der Normalbürger normal verhält, wird es allenfalls kurzfristige Probleme bei der Versorgung geben, argumentiert der Autor. Das Gebot der Stunde ist Gelassenheit. Ob man hamstert oder nicht, gehört vermutlich auch in die Kategorie „Charaktertest“, von dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gesprochen hat. Meine Kollegin Kristina Dunz dreht den Spieß um. „Der Corona-Charaktertest“ heißt ihre lesenswerte Analyse, in der sie fordert, dass Politiker in der Krise selbst genauso solidarisch und altruistisch handeln, wie sie es von den Bürgern verlangen. Mit den Maßnahmen gegen die Pandemie soll verhindert werden, dass die Intensivstationen überlastet werden, wie es in anderen Ländern der Fall ist. Wie die Intensivärzte die Lage sehen und warum sie vor Panikmache warnen, beschreibt Jörg Isringhaus. In all den Appellen, den Corona-Regeln zu folgen, wird auch die Angst vor einem Lockdown beschworen, wenn auch meist unterschwellig. Eine britische Studie empfiehlt nun einen Kurz-Lockdown. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach nennt den Ansatz „interessant, auch für uns“, und der Virologe Christian Drosten begrüßt die Idee „eines Überlastschalters, um die Zunahme von Neuinfektionen zu verzögern“. Ja, es wäre großartig, wenn man einfach eine Reset-Taste drücken könnte – aber müsste man das dann nicht staatenübergreifend machen? Wolfram Goertz stellt Ihnen die Details der Studie vor. Ein Überlastschalter könnte Ihnen auch bei dem Ärger helfen, der Ihnen heute im öffentlichen Nahverkehr in NRW droht. Es wird wieder gestreikt, die Gewerkschaften legen Bus und Bahn, Müllabfuhr, Kitas und Kliniken lahm. Antje Höning hat recherchiert, was auf Sie zukommt. Gegen Ärger hilft auf jeden Fall gute Musik, und der Jazztrompeter Till Brönner hat seinen Teil im Laufe seiner Karriere beigesteuert. Der 49-Jährige, der aus Viersen stammt, hat gerade mit dem Pianisten Bob James ein gemeinsames Album aufgenommen. Er wendet sich dagegen, Kultur in Corona-Zeiten als Luxus zu empfinden. „In Wahrheit ist sie Grundversorgung und Wirtschaftsfaktor höchster Güte“, sagt Brönner in einem Interview, das Wolfram Goertz geführt hat. „Musik soll ja auch Trost, Hoffnung und Kraft spenden.“ Trost, Hoffnung und Kraft – das wünsche ich Ihnen für den neuen Tag, ob nun mit oder ohne Musik. Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |