Liebe Frau Do, die Sehnsucht nach Kultur ist offenbar sehr groß: Die Server des Kölner Museums Ludwig sind unter dem Ansturm der Anmeldungen für die neue große Andy-Warhol-Ausstellung in die Knie gegangen. Philipp Holstein hat die beeindruckende Schau besuchen dürfen und berichtet. Falls Sie ihm zuhören wollen, können Sie das in der heutigen Folge unseres „Aufwacher“-Podcasts. Dass die Kunst die Computer bezwingt, finde ich ein schönes Bild. Aber im digitalen Zeitalter kann das eigentlich nicht angehen – und ohnehin merken wir ja in der Pandemie gerade, wie weit Deutschland zurückliegt. Digitalisierung klingt nach Technik, aber in Wahrheit geht es nicht nur darum, sondern um die richtige Organisation der Abläufe, argumentiert unser Start-up-Experte Florian Rinke in seiner Analyse: „Die Probleme sind analog.“ Das trifft vermutlich auch auf die rechtsextremen Chats bei der NRW-Polizei zu, die zwar im Internet stattgefunden haben, aber eine üble Gedankenwelt ausdrücken, die es schon lange vor der Erfindung des Computers gab. Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dazu im Landtag: „Nach jetzigem Stand ist es nicht so, dass die Polizei von Rechtsextremen unterwandert ist.“ Ich finde das keine so richtig beruhigende Aussage – nach jetzigem Stand? Kirsten Bialdiga ordnet den Stand der Erkenntnisse ein. Und auch sie ist heute im „Aufwacher“-Podcast zu hören. Die Warhol-Ausstellung in Köln lässt sich also, jedenfalls wenn man ein Ticket ergattert, besuchen. Das ist dank des Öffnungsplans möglich, den Bund und Länder in ihren jüngsten Corona-Beratungen beschlossen haben. Warum die Freude vielleicht nur kurz währt, schreibt Martin Kessler in seinem Leitartikel. Denn ein Inzidenzwert von über 100 könnte der neuen Freiheit schon bald wieder ein Ende setzen. In Duisburg ist es schon so weit: Alexander Triesch und Tim Harpers berichten über die Lage dort. Und immer wieder liegt die Hoffnung im Impfen. In NRW sieht Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in den Seniorenheimen bereits eine „Herdenimmunität“ – ein besonders in diesen Zusammenhang fragwürdiger Begriff – und nimmt die Einschränkungen zurück. In ihrem Leitartikel beschreibt Kirsten Bialdiga, wie diese Lockerungen auf die bisherige Impfreihenfolge zurückgehen – und warum es falsch ist, sie jetzt zu ändern. Immerhin, in der EU ist nun ein vierter Impfstoff zugelassen worden, nämlich der von Johnson & Johnson. Antje Höning erklärt die Hintergründe und stellt die jetzt oder absehbar verfügbaren Impfstoffe vor, darunter auch den russischen Sputnik V. Es wäre nicht abwegig, wenn Ihnen all das auf die Libido schlägt. Wenn es so ist, muss Ihnen das nicht peinlich sein. Das meint jedenfalls Anica Plassmann: „Wir können Sex haben, aber wir müssen es nicht“, sagt die Sexualtherapeutin, die selbst sexfrei lebt, in einem Interview, das Daniela Esau geführt hat. Womit wir wieder bei Andy Warhol wären: „Die aufregendste Sache ist, es nicht zu tun. Wenn du dich in jemanden verliebst und es nie tust, ist es viel aufregender.“ Ich weiß nicht, wie Sie das sehen. Aber eines ist klar: Vielleicht müssen Sie es nicht tun, aber irgendwas eben schon – denn der Tag geht los. Viel Spaß dabei, so oder so. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |