Harris ersetzt Biden – Aktien profitieren, außer in China
Harris ersetzt Biden – Aktien profitieren, außer in China von Sven Weisenhaus Am vergangenen Wochenende kündigte der amtierende US-Präsident Joe Biden seinen Rückzug aus dem laufenden Wahlkampf an. Heute scheint es bereits ausgemachte Sache zu sein, dass Vizepräsidentin Kamala Harris die neue Kandidatin der Demokraten wird. Denn laut aktuellen Medienberichten hat sie schon die Zustimmung einer Mehrheit der Delegierten. Trump-Trades werden rückgängig gemacht Für die Republikaner kommt dieser Wechsel ungelegen. Denn nach den diversen Patzern und Aussetzern von Biden und vor allem dem Anschlagsversuch auf Donald Trump schien der Wahlkampf zuletzt schon so gut wie entschieden. An den Börsen war dieser daher mit sogenannten „Trump-Trades“ bereits ein Stück weit eingepreist worden. Doch nun wurden die Uhren mit Kamala Harris als relativ starke neue Konkurrentin zurückgedreht. Bei der Wahl im November scheint wieder alles offen. Und so wurde auch ein Teil der Trump-Trades rückgängig gemacht. Gestern kam es zu deutlich steigenden Kursen an den Aktienmärkten in den USA, vor allem, weil sich Technologiewerte von ihren jüngsten Rücksetzern erholten. Aber besonders hierzulande legten die Notierungen kräftig zu, weil die Sorgen vor US-Handelszöllen auf Waren aus China und Europa (sowie weiteren Ländern und Regionen), die bei einem Wahlsieg von Ex-Präsident Trump wahrscheinlich sind, offenbar nachgelassen haben. Der DAX beendete zum Beispiel eine Serie von 5 Verlusttagen in Folge und holte zeitweise fast sämtliche dadurch erlittenen Kursverluste wieder auf. Beim Euro STOXX 50 war es immerhin etwas mehr als die Hälfte. Asiatische Märkte leiden unter der wirtschaftlichen Schwäche Chinas Der asiatischen Märkte konnten dagegen kaum von den Entwicklungen um die US-Wahl profitieren. Ein möglicher Grund dafür ist, dass es um die chinesische Wirtschaft offenbar weiterhin schlecht bestellt ist. Die chinesische Regierung sowie die Zentralbank des Landes sahen sich deshalb zu Maßnahmen genötigt, um der Konjunktur unter die Arme zu greifen. Chinas Regierung beschließt ein ganzes Maßnahmenbündel Bereits am Sonntag beschloss die Regierung ein ganzes Maßnahmenbündel. Unter anderem sollen Finanzierungen nichtstaatlicher Firmen unterstützt und Strukturen staatlicher Unternehmen optimiert werden, wie aus einem 60 Punkte umfassenden Dokument hervorgeht, das laut Medienberichten nach einer nichtöffentlichen Klausurtagung des Zentralkomitees der regierenden Kommunistischen Partei angenommen wurde. Wie genau diese Ziele erreicht werden sollen, wurde nicht beschrieben. Gleiches gilt für den Beschluss, angesichts des steigenden Altersdurchschnitts den Renten-Eintritt hinauszuzögern. In einem am Sonntag veröffentlichten Regierungsdokument heißt es lediglich, die Renten-Grenze solle unter Berücksichtigung von Freiwilligkeit und angemessener Flexibilität auf kluge und geordnete Weise angehoben werden. Chinas Zentralbank senkt überraschend die Leitzinsen Am gestrigen Montag senkte Chinas Zentralbank die als Loan Prime Rate (LPR) bekannten Schlüsselzinsen, mit denen die Kosten für Verbraucherkredite und Hypotheken gesteuert werden. Der 1-jährige Satz wurde von 3,45 % auf 3,35 % und der 5-jährige von 3,95 % auf 3,85 % reduziert. Chinas Wirtschaft scheint auf neue Impulse angewiesen Bereits von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nur noch um 4,7 % zum Vorjahreszeitraum gewachsen und damit so langsam wie seit dem 1. Quartal 2023 nicht mehr. Dass Politik und Geldpolitik nun Maßnahmen beschlossen, wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Wirtschaft zunehmend Schwierigkeiten hat und daher auf zusätzliche Impulse angewiesen ist. Bereits seit längerem leidet das Land unter einer Immobilienkrise. Und ein Ende scheint nicht in Sicht. Denn im 1. Halbjahr 2024 brachen die Immobilieninvestitionen im Vergleich zum Vorjahr um 10,1 % ein. Und Daten von Mitte Juli zeigen, dass sich im Juni auch bei den Immobilienpreisen der Rückgang fortsetzte. Hinzu kommen Probleme auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere unter Jugendlichen, sowie eine Konsumflaute. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze erreichte im Juni mit 2,0 % im Vergleich zum Vorjahr einen neuen Tiefstand nach der Corona-Pandemie. Hang Seng auf dem Weg zum 50er Fibonacci-Retracement Vor diesem Hintergrund erklärt sich dann auch die anhaltende Schwäche des Aktienmarktes. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Analyse vom 27. Juni (siehe „Hang Seng und Fibonacci: Wie ein Schweizer Uhrwerk“). Darin hatte ich berichtet, dass der Hang Seng-Index 38,20 % seiner starken Aufwärtsbewegung korrigiert hatte (siehe grauer Pfeil im folgenden Chart). Seitdem gab es zwar einige Versuche einer Kurserholung, doch die Tendenz blieb klar abwärts gerichtet (rote Linien). Und dadurch nähert sich der Aktienindex inzwischen dem 50%-Fibonacci-Retracement bei 17.273,24 Punkten. Am 27. Juni schrieb ich dazu: „Was liegt also nun näher, als davon auszugehen, dass nach dem Bruch des 38,20er Retracements nun die 50%-Marke bei 17.273,24 Punkten angelaufen wird und es dort auch wieder zu einer kleinen Kurserholung kommt.“ Und weiter: „Auf dieses Szenario könnte man nun mit einem Short-Trade setzen, den man bei Erreichen der 50er Marke in einen Long-Trade dreht.“ Scheint so, als wäre das nach wie vor eine gute Idee. Das gilt vor allem auch, weil das 61,80%-Fibonacci-Retracement der steilen Aufwärtswelle 17.498,33 Zählern inzwischen mehrfach unterschritten wurde und somit nicht bereits als Basis für das Ende der Abwärtsbewegung gedient hat. Achten Sie aber weiterhin auch auf das Hoch vom 13. März bei 17.191,90 Punkten. Denn falls dieses unterschritten wird, trübt sich das Chartbild durch die Überschneidung der Wellen weiter ein. Und dazu hatte ich am 27. Juni geschrieben, dass die aktuelle Abwärtsbewegung für meinen Geschmack bereits zu weit nach unten gelaufen ist. Man sollte sich also nur vorsichtig in Long-Positionen wagen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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