Das ändert sich im Juli
● Mehr Geld für Rentner und Pfleger |
● Rüstung: Hoffen auf Milliarden-Deals |
● Jeder dritte Zug ist zu spät |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, man muss kein Philosoph sein, um zu erkennen, was Peter Sloterdijk gestern in einem dpa-Interview über Handys sagte: Sie „schädigen das Hirn, evozieren Persönlichkeitsstörungen ohne Ende.“ Man mystifiziere sie als Informationsmedien, „aber kein Junge, kein Mädchen verwendet sie so. Es sind Partydrogen, um sich in der Fünf-Minuten-Pause schnell noch einen Kick zu verpassen.“ Deshalb, so Sloterdijk, müssten Handys unter das Drogenverbot fallen – dann erledige sich auch die Debatte über ihr Verbot an Schulen. Das klingt drastisch, doch der Suchtfaktor ist belegt. Und gerade Jugendliche sind anfällig – keine reale Erfahrung, so schön sie auch sein mag, sorgt für so viel Ausstoß des „Glückshormons“ Dopamin wie der digitale Dauerreiz. Der Philosoph schonte auch die Eltern nicht: Viele verhielten sich wie Dealer, die das Suchtmittel aktiv verteilen. Es entlaste sie, wenn das Kind am Smartphone hängt und der „digitale Spielgefährte“ übernimmt. Wie sie zu erziehen haben, darf der Staat Eltern aus gutem Grund nicht vorschreiben. Für die Schulzeit aber trägt er Verantwortung, und der wird er seit Jahren nicht gerecht. Eine aktuelle OECD-Studie zeigt: 15-Jährige in Deutschland verbringen im Schnitt 48 Stunden pro Woche am Handy. Sieben Stunden am Tag! Glaubt irgendjemand, das sei sinnvoll investierte Zeit? |
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| Jugendpsychiatern zufolge hängen persönliche Krisen junger Menschen oft mit sozialen Medien zusammen. Ganz zu schweigen davon, dass Handys Kinder von Hausaufgaben oder Schlaf abhalten (© plainpicture) |
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Die Folgen sind bekannt: Konzentrations- und Lernstörungen, Depressionen, Cybermobbing. Und die Konsequenzen? Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) fordert zwar ein Verbot, doch das Problem ist: föderal. Und so warnt Berlins Bildungssenatorin lieber „vor allzu einfachen Lösungen auf komplexe Fragen”. Dabei ist hier nichts komplex. Es ist ganz einfach: Die Nachteile des übermäßigen und unkontrollierten Smartphone-Gebrauchs für Psyche, Sozialverhalten und die Gesellschaft überwiegen mögliche medienpädagogische Vorteile bei weitem. Deshalb sind oder werden Handys in vielen Ländern Europas weitgehend aus dem Schulalltag verbannt. Das gilt für Italien, Dänemark, Österreich, die Niederlande, Griechenland und Frankreich. Auch in Großbritannien herrschen in 99,8 Prozent der Grundschulen und 90 Prozent der weiterführenden Schulen unterschiedliche Formen von Handyverboten. Medienkompetenz unterrichten diese Länder dennoch. Deutschland erwartet nach den Sommerferien eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: In Hessen, Brandenburg oder Bayern werden Schüler um etliche Stunden Bildschirmzeit gebracht – zu ihrem eigenen Wohl. Anderswo läuft das gescheiterte Experiment schulischer Eigenverantwortung weiter. Als hätte man aus der Pandemie nichts gelernt. Was halten Sie vom Handyverbot während der Schulzeit? Schreiben Sie uns an [email protected] |
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Der Sozialverband VdK und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mahnen eine Senkung der Stromsteuer für Privathaushalte an. Stefan Körzell, Vorstandsmitglied beim DGB, sagte der Funke Mediengruppe: „Versprochen ist versprochen: Die Stromsteuersenkung für alle wurde im Koalitionsvertrag eindeutig als Sofortmaßnahme vereinbart.“ Auch die Wirtschaftsverbände pochen auf eine Senkung der Steuer zum 1. Januar – für alle Verbrauchergruppen, einschließlich Handel, Dienstleistungssektor und Handwerk. Nach dem Abbruch seiner Erstrundenpartie wegen der 23-Uhr-Sperrstunde in Wimbledon muss der Tennis-Weltranglistendritte Alexander Zverev heute das frühe Aus verhindern. Beim Stand von 6:7 (3:7), 7:6 (10:8) geht es gegen den Franzosen Arthur Rinderknech am späten Nachmittag auf dem Centre Court weiter. Frankreichs Minderheitsregierung muss sich heute (15.00 Uhr) einem Misstrauensvotum in der Nationalversammlung stellen. Der Antrag gegen das Mitte-Rechts-Kabinett wurde von den Sozialisten aus Unzufriedenheit über das Vorgehen von Premier François Bayrou beim Thema Rente gestellt. | |
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| Vor den Parlamentsferien wollen die Chefs von CDU, CSU und SPD morgen wichtige Streitpunkte im Koalitionsausschuss ausräumen - Bärbel Bas ist zum ersten Mal dabei (© action press) |
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Streitpunkt Sozialpolitik | Koalitionsausschuss tagt erstmals mit Bärbel Bas | Morgen kommen die Spitzen von CDU, CSU und SPD in Berlin zu ihrem zweiten Koalitionsausschuss zusammen. Die Arbeitsministerin und neue SPD-Vorsitzende Bärbel Bas ist erstmals dabei. Das passt gut: Viele Streitpunkte betreffen ihr Ressort. Zum Beispiel die Mütterrente: Die CSU fürchtet, dass ihr Wahl-Versprechen nicht zeitnah umgesetzt wird. Aus Bas' Ministerium hieß es, die „Mütterrente III“ ließe sich erst 2028 auszahlen. Die CSU will das zumindest prüfen lassen. Auch die Rente ist ein Thema: Bärbel Bas hat einen Vorschlag vorgelegt, mit dem sie das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent sichern will. Kritik daran kommt aus der Jungen Gruppe von CDU und CSU im Bundestag – mit ihren 18 Mitgliedern können die Unter-35-Jährigen der Unionsfraktion Gesetze blockieren. In der Union heißt es zudem, man könne Bas‘ Rentenpaket nur zustimmen, wenn Frühstart- und Aktivrente zeitnah folgen. Die CSU macht überdies Druck beim Bürgergeld. Bas müsse eine Reform schnell angehen. |
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| Beschäftigte in der Altenpflege erhalten einen höheren Mindestlohn und pflegende Angehörige mehr Flexibilität (© dpa) |
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Das ändert sich im Juli | Für diese Berufsgruppen gibt’s jetzt mehr Geld | Zum neuen Monat ändern sich Bezüge und Steuersätze – für manche bedeutet das mehr Geld. Dazu gehören Rentner: Sie erhalten zum 1. Juli 3,74 Prozent höhere Bezüge. Bei einer Rente von 1.000 Euro monatlich sind das 37,40 Euro mehr. Für eine Standardrente bei durchschnittlichem Verdienst und 45 Beitragsjahren bedeutet die Rentenanpassung einen Anstieg um 66,15 Euro im Monat. Mehr Geld gibt es auch für Beschäftigte in der Altenpflege. Der Mindestlohn steigt für Pflegefachkräfte auf 20,50 Euro pro Stunde, für Qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 17,35 Euro und für Pflegehilfskräfte auf 16,10 Euro. Neu ist, dass pflegende Angehörige Leistungen für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege künftig leichter kombinieren können – mit einem gemeinsamen Jahresbudget von bis zu 3.539 Euro. Für die 630 Abgeordneten im Bundestag gibt es höhere Bezüge: Zum 1. Juli steigen ihre Diäten um 5,4 Prozent auf rund 11.800 Euro.
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Psyche | „Bei Hitze haben wir eine kürzere Zündschnur“ | Europa droht ein neuer Temperaturrekord, Deutschland könnte diese Woche 40 Grad erreichen. Die Hitze wirkt sich auch auf die menschliche Psyche aus. Sebastian Karl, Arzt am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, erklärt, woran das liegt und was man dagegen tun kann. | Zum FOCUS+ Artikel |
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| Die Verschlechterung der Pünktlichkeit gehe großteils auf alte, störanfällige und vielfach völlig überlastete Infrastruktur zurück, so Bahnchef Richard Lutz (© imago) |
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Fernverkehr | Jeder dritte Zug ist verspätet | Mehr als ein Drittel der Fernzüge war im ersten Halbjahr unpünktlich. Dem eigenen Jahresziel fährt die Deutsche Bahn damit hinterher. Die Pünktlichkeitsquote dürfte „voraussichtlich bei knapp 64 Prozent” liegen, sagte Konzernchef Richard Lutz. Als unpünktlich gelten in der DB-Statistik alle Züge ab einer Verspätung von sechs Minuten. Zum Jahresauftakt lag der Wert laut Lutz bei 66,3 Prozent. Das erste Quartal sei „relativ gut gelaufen“, so der Bahnchef. Von April bis Juni sei die Pünktlichkeit jedoch „wegen zahlreicher Anlagenstörungen und vieler ungeplanter Baustellen niedriger“. 2024 lag die Quote bei 62,5 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. Für das Gesamtjahr peilt der bundeseigene Konzern im Fernverkehr weiter einen Zielkorridor von 65 bis 70 Prozent pünktlicher Züge an: „Das ist nicht so weit weg, dass wir unsere Ziele und unsere Ansprüche, die wir formuliert haben, aufgeben“, sagte er. Es werde aber „ein täglicher Kampf bleiben“. |
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| Die Rüstungsbranche, wie hier Rheinmetall, hat ihre Kapazitäten in den vergangenen drei Jahren ausgebaut (© dpa) |
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Haushalt | Rüstungsunternehmen hoffen auf Milliarden-Aufträge | Die deutsche Rüstungsindustrie drängt nach Verabschiedung des Haushaltsentwurfs im Kabinett auf Klarheit, was die Bundeswehr konkret benötigt. Die Unternehmen müssten erfahren, „von welchen Produkten sie in welcher Zeit wie viel Stück produzieren“ sollen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), Hans Christoph Atzpodien, dem FOCUS. Die Bundesregierung plant für 2025 mit einem Gesamthaushalt von rund 503 Milliarden Euro. Das Verteidigungsbudget („Einzelplan 14“) soll um zehn Milliarden auf 62,4 Milliarden anwachsen. Hinzu kommen weitere gut 24 Milliarden aus dem so genannten Sondervermögen für die Bundeswehr. Bis 2029 sollen die Verteidigungsausgaben um 145 Prozent auf 152,8 Milliarden Euro steigen. Davon dürften Atzpodien zufolge „selbst in Spitzenzeiten weniger als ein Viertel“ – also bis zu 38 Milliarden Euro pro Jahr – in neues Gerät wie Panzer, Hubschrauber oder Fregatten fließen. Zum Vergleich: 2023 standen für „militärische Beschaffungen“ 7,8 Milliarden Euro zur Verfügung, ein Anteil von 15,6 Prozent am Gesamtetat. Unterdessen vereinbarte Außenminister Johann Wadephul (CDU) bei seinem ersten Besuch in Kiew, die Zusammenarbeit mit der Ukraine auf dem Rüstungssektor anzukurbeln. (utz) |
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-1,6 Prozent So stark ist der Einzelhandelsumsatz im Mai gegenüber dem Vormonat real – also kalender- und saisonbereinigt – gefallen. Es ist das größte Minus seit Oktober 2022. Bereits im April waren die Umsätze in Supermärkten, Klamottenläden oder im Onlineversand um 0,6 Prozent gesunken. Damit dürfte sich „das gute Wachstum aus dem ersten Quartal nicht wiederholen lassen“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. |
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| Diese beiden Mäuschen sind durch Verschmelzung der Spermien ihrer beiden Väter entstanden. Sie haben keine genetische Mutter (© Yanchang Wei) |
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Gen-Forschung | Mäuse mit zwei Vätern gezüchtet | Erstmals haben Wissenschaftler Mäuse produziert, die keine Mutter, sondern zwei Väter besitzen, und die selbst Nachwuchs zeugen können. Ein Team um den Genetiker Yanchang Wei von der Shanghai Jiao Tong Universität implantierte jeweils zwei Spermien in ein weibliches Ei, aus dem zuvor der Zellkern entfernt wurde. 256 dieser Embryos setzten die Forscher Mäuseweibchen zum Austragen ein. Es kamen zwei männliche Mäuse zur Welt, die gesund aufwuchsen. Damit die Tiere eine Chance hatten, sich zu entwickeln, programmierten die Forscher die DNA der Spermien mit Hilfe der Genschere Crispr an sieben Stellen um. So konnten sie den Effekt der sogenannten genomischen Prägung aushebeln, der bei ähnlichen Experimenten bislang verhinderte, dass vitaler, zeugungsfähiger Nachwuchs entsteht. Die Autoren der Studie dämpfen etwaige Hoffnungen schwuler Männer, dass Leihmütter bald Kinder mit dem Erbgut beider Partner gebären könnten. Es handle sich um Grundlagenforschung, sie sei so nicht auf den Menschen übertragbar. Und die Erfolgsrate bei Mäusen ist ja noch sehr gering. Gesunde Mäusekinder mit zwei Müttern und ohne Vater zu erzeugen, ist bereits öfter gelungen. Die nötigen epigenetischen Umbaumaßnahmen sind leichter zu bewerkstelligen. |
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Anschlussverwendung! Der FDP-Haushaltspolitiker Otto Fricke, 59, wird zum 1. September für drei Jahre neuer Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbunds. Der als bestens vernetzt geltende langjährige Bundestagsabgeordnete verantwortet damit das operative Geschäft des DOSB in der Zentrale in Frankfurt am Main. Inhaltliche Themen wie finanzielle Förderung, Reformen im Spitzensport und die Olympia-Bewerbung liegen beim Präsidium. |
| Senderchef Tim Davie, 58, hat sich Zeit gelassen, bis die BBC nach dem israelfeindlichen Eklat beim Musikfestival Glastonbury Fehler zugab. Ein Mitglied des Punk-Hip-Hop-Duos Bob Vylan hatte das Publikum am Samstag aufgefordert, „Death, death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zu skandieren. Die BBC streamte den Aufritt live im Netz und rechtfertigte sich damit, eine Warnung eingeblendet zu haben. Erst gestern bedauerte der Sender, den Live-Stream nicht gestoppt zu haben. |
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| Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll– hier der Eisbach im Englischen Garten. Wohl dem, der sich bei diesen Temperaturen so abkühlen kann (© dpa) |
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... das Wetter: Es ist heiß. Und es bleibt heiß. Schon der Juni war – wie jeder Juni seit 2010 – zu warm, teilte der Deutsche Wetterdienst gestern mit. Die Durchschnittstemperatur (18,5 Grad) lag deutlich über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990 (15,4 Grad), die Zahl der Sonnenstunden ebenso. Gut für den Vitamin D Haushalt. Und übrigens auch gut für die Kommunikation: Seit einer Studie aus dem vergangenen Jahr wissen wir, dass Sprache an heißen Tagen einfacher wird. Politiker machen kürzere Sätze. Und Journalisten wahrscheinlich auch. Dieser Text entstand bei 30 Grad Außentemperatur – urteilen Sie selbst. Herzlich | | Tanit Koch |
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